Erlebnisse
Hallo KollegInnen,
also, nachdem hier anscheinend ein Bedarf nach solchen Beiträgen herrscht und für die, die auch hinter die Fakten schaun und vom emotionalen Aspekt und Erlebniswert was mitbekommen wollen, folgender Bericht:
Streckenflugwetter war angesagt am 24. 6. 2001. Ich mach mich also mit einem Kumpel auf zur Emberger Alm, mit dem Ziel, das obere Drautal abzufliegen. Scherzhaft hab ich gemeint: eigentlich müsste es auch bis auf die Gerlitzen gehen heute bei dieser Nord-West-Wetterlage (toller Gradient und leichter Rückenwind). Und weil es scherzhaft gemeint war, hab ich auch nicht meinen Autoschlüssel am Auto versteckt, was ich – und mehr noch Walter – noch bereuen sollte.
Nun, nach dem Start um etwa 14:00 Uhr hat es etwas gedauert, den richtigen Durchreißer zu erwischen. Etliche Klapperchen, melden nach dem Abheben die Nordkomponente an. Doch dann gings östlich vom Startplatz ab. Ein schöner Bart nach dem anderen so um die 3000 m. Und am Stagor warens dann 3511. Ausgequetscht. Ich treff ja meine Streckenflugentscheidungen immer spontan, wenn’s passt und scher mich da wenig über Nebensächlichkeiten, wie Rückholdienste etc. Und es hat gepasst!
Voll beschleunigt rüber zum Goldeck, weil das Sinken doch recht deutlich war. Nur einmal musste ich raus, um eine gröbere Störung zu vermeiden. Auf etwa 1850m bin ich am Nordwest-Rücken angekommen und konnte mich weiter auf 2400 satt über Gipfelhöhe hinaufarbeiten, obwohl es wieder Erwarten zäh war. Ich dachte mir, dort wieder locker Höhe machen zu können, um nach Süden, ins Gailtal wechseln zu können und die Längstalfliegerei bis zum Dobratsch fortzusetzen. Das erwies sich aber als Wunschdenken, denn so ein windiges Loch wie das Goldeck an diesem Tag, hatte ich noch nicht erlebt (bis heute nicht mehr). Andererseits, wenn meine spontan entstandenen ehrgeizigen Pläne aufgehn sollten, dann MUSSTE ich HIER Höhe machen können.
Und so fand ich einige 100 m nach dem Gipfel etwas, was in etwa noch als Bart wahrgenommen werden konnte. Die Fliegerei darin würde ich aber eher als Himmelsmotocross bezeichnen: eng hineinreißen, fast auf die Nase gehen lassen, mit Gewicht halten, auf Strömungsabriss achten, ständiges korrigieren des klappenden Aussenflügels, trotz engstem Drehen mehrmaliges Herausfallen, keine einzige ruhige halbe Drehung. Ich hab gehechelt wie ein Hund und nach 300 m Höhengewinn war ich schweißgebadet und es war absolut nix mehr drinn.
Mit 2700m wollte ich nicht über breit bewaldetes Gebiet ins Gailtal wechseln und so bin ich mehr oder weniger im Sinkflug, die Gerlitzen schon in Sichtweite, auf der Südseite des Drautals und dessen eher niedrigen Hügeln abgeglitten. Schließlich schien es Gewissheit zu werden: ich muss mich nach einem Landeplatz umsehen. 900 m hatte ich noch (330 über Grund), als ich kurz vor dem Kellerbergtunnel die Autobahn nach Villach querte. Nach etlichen Versuchen noch irgendwo Höhe zu machen war nun ein Steinbruch jenseits der Autobahn mein allerletzter Hoffnungschimmer.
Jaaaaaa! Es hebt. ½ bis 1m/min und nach 100 – 150 m war Schluss. Aber es gab Spielraum zum Weiterfliegen. Und erstaunlicherweise erwischte ich am Talboden noch 2 oder 3 solcher Heber, wo ich mit geduldigem flachen Kreisen immer etliche Höhenmeter machen konnte. Schließlich konnte ich die andere Talseite auf 1200m erreichen. Dort gings zunächst in der selben Tonart weiter: geduldiges und konzentriertes Soaren mit nicht mehr als 1 m Steigen bis ich zwischen Weißenstein und Puch, in nun sicherer Höhe, in den rotorgefährdeten Einschnitt von Verdiz einfliegen konnte.
Villach ich komme!
Von da an nahmen die Steigwerte kontinuierlich zu – bis 6m und über 3000 Höhenmeter gegen 17:30 am Abend. Der Rest ein Kinderspiel: Beschleunigt zum Oswaldiberg, kaum Sinken, daher der kurze Entschluß nach einem Abstecher auf die Gerlitzen. In der sicheren Erreichbarkeit des Gipfels mit wieder heftigen Steigwerten, wenige 100m vorher, dachte ich an Walter und drehte ab, zurück zum Landeplatz. Sattes Abspiralen von über 2000 m rundete diesen Tag ab. Ich hatte noch 15 min nach der Landung einen Puls wie sonst unmittelbar nach dem Joggen!
Anmerkung1: Dass ich als relativer Streckenneuling unterwegs war, zeigt die Tatsache, dass ein Vereinskollege dieselbe Strecke, allerdings übers Tschiernock, in etwa 2 Std. schaffte, während ich 4:15 brauchte. Auch das mag zeigen, dass der Erlebniswert nichts mit den erwähnten Fakten zu tun hat.
Anmerkung2: Ich liebe es ansonsten, irgendwo zu landen. Meine mit auch schönsten Erlebnisse hatte ich bei Fußmärschen nach Aussenlandungen in der Kärntner „Wildnis“.
Anmerkung3: Mein letzter Streckenflug zu Ostern ging „nur“ über 35 km von Villach nach Spittal (Gerlitze – Tschirnock). Aber ich hatte in fast jedem Bart einen (vermutlich) Bussard mit dabei, der in auf gleicher Höhe mit mir ausgeflogen hat – bis jeweils über 3000 m. Ein beindruckendes Erlebnis, an das ich wieder dachte, als ich Bettinas Beitrag über den Roten Milan gelesen hab.
Anmerkung4: Das ganze Geschreibsel hier ist auch als Ersatzhandlung zu sehn, um bei dieser Föhnlage nicht fliegen zu gehen, nachdem ich gestern am Abend schon einen schönen Starkwindflug mit z.T. Null Vorwärtsfahrt hatte. War allerdings recht laminar ohne erkennbare Föhntendenz.
Gruß, Peter
Hallo KollegInnen,
also, nachdem hier anscheinend ein Bedarf nach solchen Beiträgen herrscht und für die, die auch hinter die Fakten schaun und vom emotionalen Aspekt und Erlebniswert was mitbekommen wollen, folgender Bericht:
Streckenflugwetter war angesagt am 24. 6. 2001. Ich mach mich also mit einem Kumpel auf zur Emberger Alm, mit dem Ziel, das obere Drautal abzufliegen. Scherzhaft hab ich gemeint: eigentlich müsste es auch bis auf die Gerlitzen gehen heute bei dieser Nord-West-Wetterlage (toller Gradient und leichter Rückenwind). Und weil es scherzhaft gemeint war, hab ich auch nicht meinen Autoschlüssel am Auto versteckt, was ich – und mehr noch Walter – noch bereuen sollte.
Nun, nach dem Start um etwa 14:00 Uhr hat es etwas gedauert, den richtigen Durchreißer zu erwischen. Etliche Klapperchen, melden nach dem Abheben die Nordkomponente an. Doch dann gings östlich vom Startplatz ab. Ein schöner Bart nach dem anderen so um die 3000 m. Und am Stagor warens dann 3511. Ausgequetscht. Ich treff ja meine Streckenflugentscheidungen immer spontan, wenn’s passt und scher mich da wenig über Nebensächlichkeiten, wie Rückholdienste etc. Und es hat gepasst!
Voll beschleunigt rüber zum Goldeck, weil das Sinken doch recht deutlich war. Nur einmal musste ich raus, um eine gröbere Störung zu vermeiden. Auf etwa 1850m bin ich am Nordwest-Rücken angekommen und konnte mich weiter auf 2400 satt über Gipfelhöhe hinaufarbeiten, obwohl es wieder Erwarten zäh war. Ich dachte mir, dort wieder locker Höhe machen zu können, um nach Süden, ins Gailtal wechseln zu können und die Längstalfliegerei bis zum Dobratsch fortzusetzen. Das erwies sich aber als Wunschdenken, denn so ein windiges Loch wie das Goldeck an diesem Tag, hatte ich noch nicht erlebt (bis heute nicht mehr). Andererseits, wenn meine spontan entstandenen ehrgeizigen Pläne aufgehn sollten, dann MUSSTE ich HIER Höhe machen können.
Und so fand ich einige 100 m nach dem Gipfel etwas, was in etwa noch als Bart wahrgenommen werden konnte. Die Fliegerei darin würde ich aber eher als Himmelsmotocross bezeichnen: eng hineinreißen, fast auf die Nase gehen lassen, mit Gewicht halten, auf Strömungsabriss achten, ständiges korrigieren des klappenden Aussenflügels, trotz engstem Drehen mehrmaliges Herausfallen, keine einzige ruhige halbe Drehung. Ich hab gehechelt wie ein Hund und nach 300 m Höhengewinn war ich schweißgebadet und es war absolut nix mehr drinn.
Mit 2700m wollte ich nicht über breit bewaldetes Gebiet ins Gailtal wechseln und so bin ich mehr oder weniger im Sinkflug, die Gerlitzen schon in Sichtweite, auf der Südseite des Drautals und dessen eher niedrigen Hügeln abgeglitten. Schließlich schien es Gewissheit zu werden: ich muss mich nach einem Landeplatz umsehen. 900 m hatte ich noch (330 über Grund), als ich kurz vor dem Kellerbergtunnel die Autobahn nach Villach querte. Nach etlichen Versuchen noch irgendwo Höhe zu machen war nun ein Steinbruch jenseits der Autobahn mein allerletzter Hoffnungschimmer.
Jaaaaaa! Es hebt. ½ bis 1m/min und nach 100 – 150 m war Schluss. Aber es gab Spielraum zum Weiterfliegen. Und erstaunlicherweise erwischte ich am Talboden noch 2 oder 3 solcher Heber, wo ich mit geduldigem flachen Kreisen immer etliche Höhenmeter machen konnte. Schließlich konnte ich die andere Talseite auf 1200m erreichen. Dort gings zunächst in der selben Tonart weiter: geduldiges und konzentriertes Soaren mit nicht mehr als 1 m Steigen bis ich zwischen Weißenstein und Puch, in nun sicherer Höhe, in den rotorgefährdeten Einschnitt von Verdiz einfliegen konnte.
Villach ich komme!
Von da an nahmen die Steigwerte kontinuierlich zu – bis 6m und über 3000 Höhenmeter gegen 17:30 am Abend. Der Rest ein Kinderspiel: Beschleunigt zum Oswaldiberg, kaum Sinken, daher der kurze Entschluß nach einem Abstecher auf die Gerlitzen. In der sicheren Erreichbarkeit des Gipfels mit wieder heftigen Steigwerten, wenige 100m vorher, dachte ich an Walter und drehte ab, zurück zum Landeplatz. Sattes Abspiralen von über 2000 m rundete diesen Tag ab. Ich hatte noch 15 min nach der Landung einen Puls wie sonst unmittelbar nach dem Joggen!
Anmerkung1: Dass ich als relativer Streckenneuling unterwegs war, zeigt die Tatsache, dass ein Vereinskollege dieselbe Strecke, allerdings übers Tschiernock, in etwa 2 Std. schaffte, während ich 4:15 brauchte. Auch das mag zeigen, dass der Erlebniswert nichts mit den erwähnten Fakten zu tun hat.
Anmerkung2: Ich liebe es ansonsten, irgendwo zu landen. Meine mit auch schönsten Erlebnisse hatte ich bei Fußmärschen nach Aussenlandungen in der Kärntner „Wildnis“.
Anmerkung3: Mein letzter Streckenflug zu Ostern ging „nur“ über 35 km von Villach nach Spittal (Gerlitze – Tschirnock). Aber ich hatte in fast jedem Bart einen (vermutlich) Bussard mit dabei, der in auf gleicher Höhe mit mir ausgeflogen hat – bis jeweils über 3000 m. Ein beindruckendes Erlebnis, an das ich wieder dachte, als ich Bettinas Beitrag über den Roten Milan gelesen hab.
Anmerkung4: Das ganze Geschreibsel hier ist auch als Ersatzhandlung zu sehn, um bei dieser Föhnlage nicht fliegen zu gehen, nachdem ich gestern am Abend schon einen schönen Starkwindflug mit z.T. Null Vorwärtsfahrt hatte. War allerdings recht laminar ohne erkennbare Föhntendenz.
Gruß, Peter
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