Automatische Organspende in Österreich

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  • Chok
    Registrierter Benutzer
    • 31.08.2002
    • 75

    AW: Automatische Organspende in Österreich

    Habe ein wenig recherchiert:
    Gemäß Patienteninformation von Eurotransplant scheinen sich die Auswahlkritierien nicht nach dem Land, sondern nach medizinischen Gesichtspunkten in Abhängigkeit von dem Organ u.a.
    Blutgruppe, Gewebetypisierung, Größe, Gewicht, Wartezeit und Dringlichkeit
    zu richten.

    Bei Überfliegen einer Dissertation zu "Geschichte und Ethik der Verteilungsverfahren von Nierentransplantaten durch Eurotransplant" (viel Spaß bei der Wochenendlektüre ;-) ) ebenfalls keine Länderkriterien gefunden:



    Hier findet sich darüber hinaus der Jahresreport von Eurotransplant. Auf S. 24 des Dokuments die Spenderzahlen pro Land, das an Eurotransplant teilnimmt:



    Darüber hinaus finden sich auch die Jahreszahlen für Spender und durchgefürhrte Transplantationen pro Land z.B. f. 2007:



    Da ein Spender zu mehreren Transplantationen führt, kann man leider Geber- und Nehmerland nicht direkt vergleichen. Man müsste pro Land die gesamten Transplantationen einmal addieren. Nach meinem Kenntnisstand gilt D in jedem Falle als Empfängerland.

    Gruß
    Chok

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      Registrierter Benutzer
      • 19.06.2001
      • 706

      AW: Automatische Organspende in Österreich

      Hallo Rüdiger,
      Zitat von RAc
      All das hat mit Märkten zu tun. Es gibt einen Organmarkt, und der hat mit Angebot und Nachfrage zu tun. und in dem Markt ist potentiell sehr viel Geld drin. Und wo viel Geld drin ist, geht die Moral als erstes über Bord.

      Will ich ein Teil davon sein? Nein. Kann es sein, daß ich mich umentscheide, wenn ein mir nahestehender Mensch ein Organ braucht? Vielleicht. Aber zu denken daß man einen unbedingt guten Dienst tut, wenn man seine Organe zur Verfügung stellt, ist für mich etwas naiv.
      ich akzeptiere Deine Entscheidung, NICHT als Organspender zur Verfügung zu stehen: Dies sollte jeder für sich selbst entscheiden können!

      Ebenso wie Du bin ich der Meinung, daß es zur Zeit einen Organmarkt gibt: Angebot (zu gering) und Nachfrage (zu hoch) bestimmen die Preise und führen zu den bekannten Auswüchsen.

      Und genau aus dem Grund bin ich der Meinung, daß nur eine "automatische" Organspende uns aus diesem Dilemma bringt: Mehr Angebot als Nachfrage, der "Markt" trocknet aus!

      "Automatisch" bedeutet für mich aber ganz klar: WIDERSPRUCHSLÖSUNG!
      Jeder, der sich nicht als Organspender zur Verfügung stellen will, kann dies durch einen entsprechenden Ausweis auch kund tun und im Fall der Fälle werden die Organe NICHT verwendet: Dies stellt KEINE Einschränkung dar, jeder kann sich so entscheiden, wie er es für richtig hält.

      Wenn sich also jemand gegen Organspende ausspricht, dann kann ich das akzeptieren: Wenn man sich aber vehement gegen die Widerspruchlösung wehrt, dann bin damit überhaupt nicht einverstanden.

      Eine Widerspruchslösung würde meiner Meinung nach viele Probleme lösen; und obwohl hier die freie Meinungsäußerung jedes Einzelnen GEGEN eine Organspende (sofern er einen entsprechenden Ausweis bei sich trägt) berücksichtigt wird, schaffen es die verantwortlichen Stellen leider nicht, eine solche Lösung durchzusetzen.

      Gruß
      Thomas

      PS: Ich habe schon seit etlichen Jahren einen Organspendeausweis.

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      • parashorty
        Registrierter Benutzer
        • 10.01.2002
        • 1101
        • Cosima Hertling
        • Nähe Bregenz( Bodenseeregion)

        AW: Automatische Organspende in Österreich

        Was bedeutet Hirntod? Wann ist ein Mensch tot?

        Diese Frage beschäftigte mich in meiner Anfangszeit in jedem Bereich der Pflege immer wieder und ich stellte z.B. fest, dass es verschiedene Arten von Sterben gibt.
        Für mich war sehr früh klar, dass der Tod zum Leben dazugehört wie die Geburt und das Leben an sich.
        Es gibt schöne Arten zu sterben und es gibt schlimme Arten zu sterben. In Allem sind wir Menschen uns einig: Wir wollen keine Schmerzen erleiden und am liebsten nichts mitbekommen.

        Hirntod bedeutet, dass irreversible (also nicht wiederkehrend) Schädigungen an Großhirn, Kleinhirn und des Hirnstamms vorliegen. Nach heutigem Kenntnisstand ist ein Mensch tot, wenn die zentralnervösen Funktionen unwiderruflich ausgefallen sind. Eine Wiederbelebung ist dann nicht mehr möglich.
        Ein Herztod ist meist ein akutes Ereignis auf z.B. nach Herzinfarkt und dort ist meist noch eine Wiederbelebung möglich, weil es noch Funktionen gibt, die dies möglich machen.

        Was bedeutet Organspende?
        Die Unterscheidung zwischen Lebend- und Todspende ist hierbei sehr wichtig. Bei einer Lebendspende spendet ein lebender Mensch einem anderen Menschen die erforderlichen Organe oder Zellen. Dabei handelt es sich um paarig angelegte Organe oder Organe mit einer hohen Regenerationsfähigkeit.
        Hierzu zählen:
        Nieren, Leber, Blut, Knochenmark, Spermien, Eizellen
        Bei einer Todspende können einem Hirntoten (wobei dieser bewiesen sein muss) mit einer vorliegenden Zustimmung (dies nennt man auch erweiterte Zustimmungslösung) Organe zur Transplantation entommen werden.
        Hierzu zählen:
        Bauchspeicheldrüse, Blutgefäße, Darm, Gehörknöchelchen, Haut, Herz, Hornhaut der Augen, Knochengewebe, Knorpelgewebe, Leber, Lunge, Niere, Sehnen und Teile der Hirnhaut.

        Problematik der Lebenspende:

        In Deutschland gilt, das Spenden eines Organs, das sich nicht mehr selbst bilden kann ist nur unter Verwandten ersten und zweiten Grades, Ehegatten, Lebenspartnern, Verlobten oder Personen, die dem Spender in persönlicher Verbundenheit nahe stehen, möglich.
        Weiteres gilt, dass eine sehr gute Aufklärung über Risiken, Komplikationen, Nachbetreuung sowie eine korrekt geführte Niederschrift dazu durch zwei Ärzte erfolgen muss, wovon ein Arzt nicht maßgeblich an der Organentnahme beteiligt sein darf. Dabei gilt ebenfalls: die Versicherungstechnische Absicherung der gesundheitlichen Risiken muss dokumentiert werden. Ebenso gilt, dass eine Lebendspende erst dann durchgeführt werden darf, wenn der Spender und der Empfänger einer Nachbetreuung zugestimmt haben. Desweiteren gilt ebenfalls nach dem jeweiligen Landesrecht, dass eine Kommission (ein Arzt der nicht an der Organentnahme beteiligt ist und keinem anderen Arzt unterstellt ist, der daran beteiligt ist, eine Person mit Befähigung des Richteramtes und eine Person mit psychologischer Ausbildung) gutachterlich Stellung dazu bezogen hat.

        Dies bedeutet, dass somit ein Handel mit Organen eingedämmt werden kann.


        Die Deutsche Stiftung Organtransplantation ist die bundesweite Koordinationsstelle für die Organspende nach dem Tod. Die DSO organisiert alle Schritte einschließlich Transport der Organe zum Empfänger. Es gibt sogenannte Koordinatoren, die das Personal in den Krankenhäusern im Ablauf der Organspende unterstützen (davon gibt es laut meiner Quellen: 70).

        Der Koordinator verschickt die Blutproben des Verstorbenen zum Labor (vorrausgesetzt es steht eine Oranentnahmeeinwilligung vor) um die Blutgruppe und Gewebemerkmale bestimmen zu lassen. Dies ist zur Vermittlung (sogenannte Kompatibilität) der Organe wichtig. Ebenfalls wird überprüft ob der Verstorbene Infektionen, Tumoren hatte.

        All diese Daten gehen an Eurotransplant. Dort gibt es ein spezielles und für diese Zwecke ausgelegtes Computerprogramm, was alle Daten des Spenderorgans abgleicht und mit allen Empfängern auf der Warteliste (Dringlichkeitskriterien aus rein medizinischen Gesichtspunkten spielen hierbei eine Rolle) abgeglichen werden.
        Die Warteliste wird unterteilt und es kommt nicht jeder auf die Warteliste: Die Sozialanamnese spielt eine große Rolle. Somit kommt ein Alkoholkranker eher auf die Liste, als ein Mensch ohne ausreichende Unterstützung von Aussen. In meiner Anfangszeit auf der Transplantationsintensiv konnte ich es einfach nicht fassen, dass ein Mensch, der keine Unterstützung von Aussen erfährt oder der keinerlei Angehörige hat nicht auf die Liste kommt. Die Begründung liegt darin, dass eine hohe Verantwortung für das Organ nach der Transplantation besteht. Dies bedeutet der Transplantierte muss sein Leben lang Medikamente gegen die Abstossung einnehmen. Ebenfalls braucht er ein gesichertes Umfeld, die ausreichende soziale Unterstützung sowie die Versorgung sollte für alle möglich eintretenden Fälle möglich sein.

        Dies bedeutet aber auch eine hohe Verantwortung an die Angehörigen, Freunde des Organempfängers.

        Noch eine Anmerkung zur Lebenspende:

        Die häufigste Lebenspende ist die Niere, dann folgt die Leber. Die Leber ist ein sehr interessantes Organ, weil sie sehr regenerationsfähig ist. Somit kann sie zum Teil "lebend" gespendet werden.

        Somit ist es auch möglich eine Leberteilentfernung durchzuführen ohne das derjenige gleich eine Teilspende bräuchte.

        Cave: Das Transplantationsgesetzt kommt nicht zur Anwendung bei Blut, Knochenmark, fetalen Organen und Geweben.


        Bei diagnostizierten Hirntod und der fehlenden Einwilligung wird die Therapie sofort abgestellt. Dies bedeutet jedoch nicht, dass man diesen Menschen zu früh aufgegeben hat, sondern dies bedeutet, dass man mit der Therapie nur die Organe erhalten würde, aber nicht den Menschen wieder zum Leben erwecken kann, wo sein Tod schon festgestellt wurde.

        Die Würde des Menschen wahren
        " Eine Nichtbehandlung des hirntoten Menschen ist eine Folge des Respekts vor der Situation des unumkehrbaren Sterbens."(LÜTZ, 2000, S. 3)

        gvlg, cosima

        P.S.: Ich persönlich bin für Organspende, da es Menschenleben retten kann. Mein Organ würde dann in einem anderen Menschen weiterleben (es sei denn es wird vorzeitig abgestossen). Es ist mir dabei egal, ob mein Organ nun geklaut, verkauft oder nach Regeln einem Menschen das Leben retten würde. Ich bekomme das sowieso nicht mehr mit. Dennoch bin ich für die erweiterte Widerspruchslösung, da es damit zwar nicht unbedingt mehr Organe geben wird, aber einige Steine (die so schwer sind, dass man sie nicht mehr tragen kann:,-) nicht mehr überwinden muss, um als Organspender zum Einsatz zu kommen.
        Zuletzt geändert von parashorty; 22.11.2008, 00:44.
        Das Glück kommt und das Glück geht und das Glück kommt wieder

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        • GuidoXX
          Registrierter Benutzer
          • 27.02.2005
          • 28

          AW: Automatische Organspende in Österreich

          Zitat von Maiswalker
          Hallo Markus,
          nach meinem Informationsstand verkürzt die Widerspruchslösung die Wartezeit in Österreich nicht wirklich, da die in Österreich entnommenen Spenderorgane nach meinem Wissenstand von Eurotransplant in Leiden in den Ländern Belgien, Niederlande, Luxenburg, Deutschland, Österreich, Kroatien und Slowenienvergeben werden.
          Grüße
          Erich

          Zusatz: soweit ich weiss, werden die entnommenen Organe dann vorrangig im jeweiligen Entnahme-Land vergeben, aber sicher fällt ein nicht unerheblicher Anteil der Organe in die andren Staaten
          Nicht ganz richtig, ein europaweiter Austausch der Spenderorgane findet zwar statt, die Zuteilungsquote richtet sich aber auch nach der Spenderquote, somit bleibt die Bilanz in jedem Land (relativ) ausgeglichen. Wer wenig spendet erhält auch wenig. Wer sich nicht für andere Leben engagiert der braucht auch kein Engagement für sein eigenes Leben zu erwarten. Logische Sache. Ansonsten wäre die gegenwärtige Situation (einige Länder haben prozentual viele Spenden, andere wenig) ja eine Art Schmarotzertum jener Länder, die wenig geben. Und Schmarotzer (in der Not nehmen, aber nichts geben) mag doch keiner von uns, oder?

          Grüsse,
          Guido

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          • parashorty
            Registrierter Benutzer
            • 10.01.2002
            • 1101
            • Cosima Hertling
            • Nähe Bregenz( Bodenseeregion)

            AW: Automatische Organspende in Österreich

            Zitat von GuidoXX
            Nicht ganz richtig, ein europaweiter Austausch der Spenderorgane findet zwar statt, die Zuteilungsquote richtet sich aber auch nach der Spenderquote, somit bleibt die Bilanz in jedem Land (relativ) ausgeglichen. Wer wenig spendet erhält auch wenig. Wer sich nicht für andere Leben engagiert der braucht auch kein Engagement für sein eigenes Leben zu erwarten. Logische Sache. Ansonsten wäre die gegenwärtige Situation (einige Länder haben prozentual viele Spenden, andere wenig) ja eine Art Schmarotzertum jener Länder, die wenig geben. Und Schmarotzer (in der Not nehmen, aber nichts geben) mag doch keiner von uns, oder?

            Grüsse,
            Guido
            Gleich von Schmarotzern zu reden finde ich der Sache nicht angemessen ausgedrückt. Es widerspricht meinen ethischen Grundsätzen: "Menschenleben helfen und versuchen zu retten".

            Es ist schlichtweg diskriminierend und entspricht auch nicht unbedingt immer der Realität.


            Die Gesetzeslage in Deutschland verlangt eine Zustimmung und wir haben wohl die größte Hürde zu überwinden und somit ist der Begriff" Schmarotzer" nicht richtig.

            Also ich besitze einen Organspenderausweis und meinst Du ernsthaft, dass ich nun gesetzt dem Falle, dass ich eine Tod- oder Lebendspende bräuchte, auch ein Organ erhalten werde (nur weil so ein Wisch besitze) ?
            Oh je. Nein es wird grundsätzlich nach Wartelisten gegangen, die sich hauptsächlich nach medizinischen Gesichtspunkten und nach der sozialen Anamnese orientieren. Es geht hierbei nicht darum, dass ein Land was weniger Spender aufzuweisen hat auch weniger erhält. Es gilt die Gesetzeslage der einzelnen Länder und so manche Regelung wird weniger Spender hervorrufen, weil z.B. der Spender zwar spenden will, aber die Organe nicht mehr verwertbar sind oder die Angehörigen nicht zustimmen. Dies bedeutet :

            Es gibt automatisch weniger Organe zum transplantieren. Ein Organspenderausweis bedeutet jedoch niemals, dass ich somit automatisch ein Anrecht auf ein Organ besitze.
            Zuletzt geändert von parashorty; 15.12.2008, 12:21.
            Das Glück kommt und das Glück geht und das Glück kommt wieder

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