Diskussion zum Duddefliecher Aufsatz zur Risikoeinschätzung beim GS-Fliegen

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  • audacium
    Registrierter Benutzer
    • 27.11.2005
    • 285

    AW: Diskussion zum Duddefliecher Aufsatz zur Risikoeinschätzung beim GS-Fliegen

    Zitat von SebastianB
    Also biste dabei? :-)
    Eher nicht, da ich öfter mal zum Typ gehöre "Do as I say not as I do" . Ich halte Fliegen für gefährlich, da einfach durch die dritte Dimension eine erhebliche Lage- und Bewegungsenergie vorhanden ist, welche sich bei Fehlern mit schweren Verletzung oder Tod auswirken können. Jeder Flieger sollte ein ausgeprägter Gefahrenbewußtsein haben und sich der Risiken, seines Könnensstandes, seiner Übung und seiner Tagesfitneß bewußt sein. Wenn man das aber alles versteht, dann kann und sollte man eigenverantwortlich als mündiger, erwachsener Mensch die weiteren Flugentscheidungen treffen.

    Und daher fliege ich sehr wohl gerne Wingover am Hang in Bodennähe, mache ich Bodenspiralen, mache ich tumblings usw. Insofern passe ich schlecht in eine solche Gruppe...


    Wir geben unsere Verantwortung ab.
    Ja? Ich nicht.

    Mir ist daher auch der Grundtenor nicht verständlich, beständig auf dem DHV oder dem Sicherheitsbeauftragten rumzuhacken. Zum einen profitieren wir tatsächlich als ganze Gruppe davon, daß Gleitschirmfliegen bspw. von Versicherungen nicht ähnlich wie Basejumping eingestuft wird (die Basejumper sagen ja ganz offen, daß die Sportart verletzungsträchtig ist), zum anderen ist jeder Flieger selbst für seine Flugentscheidungen höchst persönlich verantwortlich. Die Aussagen des Sicherheitsbeauftragten sind ein Baustein im Informationsspektrum, was für das Fliegen notwendig ist. Aber mehr auch nicht, m.E.

    Solche Aussagen erinnern mich ein bissl an (nicht persönlich nehmen) Leute, welche die Straßenverkehrsbehörde verklagen, nachdem sie eine Kurve zu schnell genommen haben und nicht durch ein entsprechendes Schild die "richtige" Geschwindigkeit vorgeschrieben bekommen haben. Dem DHV vorwerfen, er wäre durch seine entsprechende Öffentlichkeits- oder Sicherheitsarbeit irgendwie mitverantwortlich für eine möglicherweise "überhöhte" Unfallzahl (im Vergleich zu anderen Luftsportarten) finde ich absolut nicht angebracht. Die Empfehlungen des DHV sind ganz klar auf sicherheitsbewußtes Fliegen ausgerichtet (anderslautende Behauptungen sind bösartige Unterstellungen), was die Flieger dann daraus machen, ist im Sinne von "fliegerischer Eigenverantwortung" deren Sache.
    Zuletzt geändert von audacium; 20.11.2010, 10:11.

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    • berndw
      Registrierter Benutzer
      • 11.10.2004
      • 1139

      AW: Diskussion zum Duddefliecher Aufsatz zur Risikoeinschätzung beim GS-Fliegen

      Zitat von ruewa
      Bernd: Das ist der Sache nicht angemessen.
      Gruß Rüdiger
      Zitat von SebastianB
      moin bernd,
      du hast den punkt "ironie" in der antwort an swift überlesen.
      oh, bitte vergebt mir meine satire.
      hab die sachlichen argumente wohl zu tief versteckt.

      darf ich nochmals auf den 3. absatz hinweisen.
      cu flying
      bernd

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      • ruewa
        Registrierter Benutzer
        • 10.03.2007
        • 654
        • Rüdiger Walter

        AW: Diskussion zum Duddefliecher Aufsatz zur Risikoeinschätzung beim GS-Fliegen

        Zitat von berndw
        oh, bitte vergebt mir meine satire.
        hab die sachlichen argumente wohl zu tief versteckt.

        darf ich nochmals auf den 3. absatz hinweisen.
        Schon verstanden, Bernd. Wollte Dich auch nur darauf hinweisen, daß Du mehr zu sagen hast, als im Getöse rüberkommt...


        @Norskog: Dein Verständnis für das "Dilemma" des DHV ist m.E. eine gefährliche Sache:

        Zitat von Norskog
        Ein Dilemma bezüglich Sicherheit und offizieller Haltung sehe ich auch: ich beurteile bekanntlich die Sicherheit im PG-Sport ein wenig anders als der Durchschnitt. Aber was sollte eine Dachorganisation auch schreiben? „Wir vertreten einen Risikosport der nicht ungefährlich ist“? Wäre vielleicht näher an der Wahrheit, pass aber nicht so sehr in das Konzept.
        Es ist doch so: In der gesamten Luftfahrt ist das Thema "Sicherheit" eine höchst lästige und teure Angelegenheit. Die Luftfahrtgesellschaften, die ihre Piloten alle paar Monate aus dem Flugbetrieb nehmen und im Simulator Situationen üben lassen, die sich vor 36 Jahren ein einziges Mal in der Luftfahrtgeschichte ereignet haben, könnten aus der Sicht der Manager gut darauf verzichten. Die poplige 8.8-Schraube aus dem Baumarkt kostet 7 Cent, die luftfahrtzugelassene LN-Schraube dagegen mehrere Euro. Mit nachgemachten Ersatzteilen aus Taiwan ließen sich Millionen sparen. Dennoch läßt man das bleiben, von skandalträchtigen Ausnahmen abgesehen. Aber dennoch ist z.B. der Prüfer eines Luftfahrttechnischen Betriebs Angestellter der Firma, und nicht der Luftfahrtbehörde. Ich habe schon erlebt, wie ganze Flügel auf dem Hof zersägt wurden, weil eine einzige Harzprobe eine Fehlmischung aufwies. Und der Prüfer, der dies entschieden hat, wurde nicht gefeuert. Er wird auch dann nicht gefeuert, wenn er einen versteckten Produktionsfehler entdeckt, dies dem LBA augenblicklich meldet und eine LTA samt Rückrufaktion in Gang setzt (auch schon erlebt). Man vertuscht es nicht, man sieht den Fakten ins Auge! Das System "Sicherheit" funktioniert dort im Großen Ganzen. Nicht, weil ein Behördenaufseher hinter jedem Arbeiter stünde, sondern weil sich ein engmaschiges Netz an Verfahrensregeln etabliert hat, an das man sich im wohlverstandenen Eigeninteresse jenseits der Halbjahresbilanzen hält.

        In zwei Bereichen ist dies nach meiner Auffassung aus dem Ruder gelaufen: Bei den Ultraleichten (dort ganz extrem!) - und hier. Das mag daran liegen, daß diese "Kellerkinder" von den Luftfahrtbehörden nicht recht ernst genommen werden, das Checknetz lange nicht so engmaschig geknüpft ist wie anderswo in der Luftfahrt. Nun kann man sagen "Gottseidank ist das so, das verschafft uns ja erst den Freiraum, den wir nicht missen wollen". Stimmt! Aber dann muß man auch sehen, daß es auch den Freiraum schafft, das Thema "Sicherheit" zugunsten taktischer Erwägungen zu mißbrauchen!

        Wir haben alle längst begriffen, daß die Aussage, das Gleitschirmfliegen sei die "sicherste Luftsportart" schlechthin, schlicht falsch ist. Schon die eigenen, offiziellen Zahlen des DHV, widerlegen diese Behauptung dramatisch. Aber spricht das jemand aus, kassiert der "Nestbeschmutzer" Prügel. Wenn der Sicherheitsbeauftragte des DHV immer wieder die Zahl der Toten des Jahres 2007 ins Spiel bringt, dann ist das für sich genommen nicht falsch, aber es ist in höchstem Maße selektiv, und im Endeffekt letztlich manipulativ. Das weiß er selber, und es hat sich auch hier inzwischen herumgesprochen. Oder wo sind beispielsweise die Bemühungen des DHV, Licht in das Thema "Dunkelziffern" zu bringen?

        All das hat Konsequenzen. Wir drücken uns um die Erkenntnis, daß "wir" ein umfassendes Problem haben: Es ist bei Licht besehen sogar so ziemlich die unsicherste Luftsportart, von den Häusleshüpfern mal abgesehen! Stattdessen wird verbissen die Sichtweise kultiviert, wen es denn "erwischt" hat, der habe sich das eben selbst zuzuschreiben. Der wird sozusagen rückwirkend exkommuniziert: "Hätte er mal die Einsteigerseiten des DHV gelesen und beherzigt"... Im einen Fall müßte man sich fragen, was an dem System grundlegend nicht stimmt, was man ändern kann und muß. Im anderen Fall sagt man "Da könnt Ihr mal wieder sehen, wie wichtig es ist, das System, so, wie es ist, zu stützen".

        Für welche dieser Sichtweisen man sich entscheidet, wird zweifellos Einfluß auf die Zukunft haben. Dummerweise halt sowohl auf die der Unfallziffern wie auch auf die mancher Bilanzen. Aber will man diese Entscheidung wirklich auf einer Lebenslüge aufbauen, die der einfachsten empirischen Überprüfung nicht standhält und die eigentlich jeder durchschaut - außer jenen, die erst noch ihr Geld in das System pumpen sollten und daher von den Apologeten der "eigenverantwortlichen Entscheidung" für hierfür noch nicht "reif" befunden werden?

        Gruß Rüdiger
        Zuletzt geändert von ruewa; 20.11.2010, 13:53.

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        • bigben
          Registrierter Benutzer
          • 21.10.2007
          • 2420
          • Ivo
          • Am Wasser

          AW: Diskussion zum Duddefliecher Aufsatz zur Risikoeinschätzung beim GS-Fliegen

          Rüdiger, auch diesmal kann ich alles von Dir unterschreiben. Wie Du schon sagtest,
          Wir drücken uns um die Erkenntnis, daß "wir" ein umfassendes Problem haben:
          Die Ursache liegt weniger im Bereich des DHV oder des Materials sondern eher in den Köpfen der Beteiligten. Es gibt halt Leute wie uns, die ein recht hohes Risikobewußsein haben und das geht dann leider runter bis zu denjenigen die gar keines haben. Da kann es eben auch vorkommen, dass jemand bei eine Startsituation z.B Wind 20km/h, die Fähigkeit (z.B Schirmbeherrschung) hätte zu starten, es aber nicht tut und ein anderer die Fähigkeit zu starten nicht hat, es aber trotzdem tut. Da liegt das Problem. Das liegt teilweise an simpler Gedankenlosigkeit, mangelhaftem Risikomanagement, fehlender Weiterbildung, fehlendem Training oder auch schlicht Unwissendheit.
          Letzteres schützt bekanntlich nicht vor "Strafe" Ich denke das man das nur durch eine noch intensivere Ausbildung mit Schwerpunkt auf diese Aspekte verbessern kann. Vielleicht auch in Analogie zur Berufsluftfahrt, durch wiederkehrende Weiterbildungen, um die Gültigkeit des Scheins zu behalten. Das würde dann evtl. auch denjenigen Kollegen helfen, denen man bei manchen Postings wider mehr Sicherheit, zwischen den Zeilen auch kommerzielle Interessen unterstellen könnte. (bevor der Aufschrei kommt, ich habe gesagt "könnte")
          Mehr Regularien helfen da nicht. Wenn es dann bei manchen im Kopf nicht ankommt, dann kann man nicht viel dagegen ausrichten, dann tut´s halt irgendwann weh.

          In diesem Sinne "Immer sichere Flüge"
          „Kann ich mein Leben mal kurz speichern und was ausprobieren?“

          NOVA Team Pilot

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          • H.M.Murdoch
            Registrierter Benutzer
            • 22.09.2010
            • 1358
            • unwichtich, Kultur ist im Kopf, nicht im Namen
            • Flachland

            AW: Diskussion zum Duddefliecher Aufsatz zur Risikoeinschätzung beim GS-Fliegen

            Weia seid ihr schnell...
            Da komme ich aus Zeitmangel schon nicht mehr mit.


            Ich hab einen Traum.
            Und in diesem Traum klatscht niemand Beifall, einem Ligapiloten der seinen Drachen im Tiefflug über die Köpfe des Publikums knüppelt.
            In diesem Traum erklärt eine Pilotenvertretung öffentlich sich von diesem Vorgehen zu distanzieren. Und die Ligachefs beschliessen Massnahmen um Wiederholungen zu vermeiden.

            Ich habe einen Traum.
            In diesem Traum berichtet jemand ganz selbstvertändlich über seinen Flugunfall. Er wird nicht angegriffen oder zum Idioten abgestempelt. Er hat keine Sorge einen Makel angeheftet zu bekommen. Und seine Schilderung wird nicht irgendwo versteckt. Sein Unfall wird nicht als ein Tabu behandelt sondern als etwas was jedem anderen auch passieren könnte.

            Ich habe einen Traum.
            In diesem Traum beginnt der Flugtag in allen Flugschulen mit Flugvorbereitung. Wettercheck, Entwicklung, Gelände, Könnensstand, Material, wird aufgelistet und gegeneinander aufgewogen. Der Start, der Flug, die Landung werden am Abend ganz selbstverständlich von allen gemeinsam durchgesprochen, Schwächen und Gefährliches aufgezeigt und für den Folgetag Änderungen als Flugaufgabe formuliert. Und dieses Procedere wird in diesem Traum nicht nur zu Performance- oder Sicherheitstrainings stattfinden, sondern von Anfang an als ganz selbstverständlicher Bestandteil eines jeden Fluges praktiziert.

            Ich habe einen Traum.
            In diesem Traum gehört der Start zum Flug dazu. Bei Wettkämpfen wird der Start mit bewertet. Der Streckenpilot, genau so wie der Hausbergflieger, beurteilt seinen Start als Fehlstart wenn er von den Verhältnissen gestartet wurde. Ein Startabbruch ist kein Fehlstart, sondern eine kontrollierte Aktion. Ein kontrollierter Start und auch ein kontrollierter Startabbruch findet Beifall.

            Ich habe einen Traum.
            In diesem Traum wird der Poser am Übungshang gemeinschaftlich ausgebuht. Bodennahe Wingovers und Bodenspiralen und sonstige Stunts zwischen Flugschülern finden keine jubelnden Claquere mehr sondern werden als schlechtes Vorbild behandelt.

            Egal wie die Realisierung aussieht: es tut sich was...und auch dieses Mal bottom up...von unten... ;-)
            Weiter so und lasst euch von den wenigen Querschlägern nicht entmutigen.

            Schönen Abend noch
            Murdoch

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            • marcel1
              Registrierter Benutzer
              • 28.08.2007
              • 3930
              • Marcel

              AW: Diskussion zum Duddefliecher Aufsatz zur Risikoeinschätzung beim GS-Fliegen

              Du bist nicht Martin Luther King...
              Das war höchstens ein Traum von Dir - wach auf!
              Wenn es piept - eindrehen...

              Kommentar

              • Swift
                • 21.07.2010
                • 249

                AW: Diskussion zum Duddefliecher Aufsatz zur Risikoeinschätzung beim GS-Fliegen

                @Admins: Bitte verlegt diesen Thread in den Bereich Sicherheit. Diese als Sicherheitsdiskussion aufgehängte Kleinkrieg von ruewa und seinen Beifallklatschern mit dem DHV ist im offenen Bereich einfach nur noch peinlich.

                Danke

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                • ruewa
                  Registrierter Benutzer
                  • 10.03.2007
                  • 654
                  • Rüdiger Walter

                  AW: Diskussion zum Duddefliecher Aufsatz zur Risikoeinschätzung beim GS-Fliegen

                  Zitat von bigben
                  Die Ursache liegt weniger im Bereich des DHV oder des Materials sondern eher in den Köpfen der Beteiligten. (...)

                  Ich denke das man das nur durch eine noch intensivere Ausbildung mit Schwerpunkt auf diese Aspekte verbessern kann. (...)

                  Mehr Regularien helfen da nicht. Wenn es dann bei manchen im Kopf nicht ankommt, dann kann man nicht viel dagegen ausrichten, dann tut´s halt irgendwann weh.
                  Hallo BigBen,

                  sorry, ich rede heute zuviel, ich weiß... Aber das will ich noch loswerden:

                  Ja klar, gibt es die unbelehrbaren Haudraufs, aber wo gibt's die nicht? Das Problem liegt woanders:

                  Sieh mal, das Video, das, ich glaube Thomas gestern verlinkt hat, von dem Burschen, der sich mit dem Seil ans Auto gebunden hat: Der hatte eine nagelneue Ausrüstung, in dem Video ist die Rede davon, daß er schon "geflogen" ist: Der hatte die Ausbildung schon hinter sich, oder steckte zumindest weit fortgeschritten schon drin. Diese Ausbildung hat dann zwar offenkundig gereicht, ihm 4000.- Euro aus der Tasche zu ziehen, sie hat aber nicht gereicht, um ihn davon abzuhalten, sich den Strick zu nehmen. - Als ich meine Windenstartausbildung gemacht habe: Ich kann mich nicht erinnern, daß das Wort "Lockout" überhaupt erwähnt worden wäre, geschweige denn, daß man uns das Phänomem erklärt hätte...

                  Anderes Beispiel, andere Welt. Grundkurs Industriekletterer. Das sind die Leute, die sich z.B. an Windkraftanlagen abseilen, um Rotorblätter zu inspizieren oder zu reparieren. Wer diesen Kurs absolviert, tut das nicht zum Spaß, er tut das aus beruflichen Gründen. Der erste Tag der Ausbildung bestand zu 2/3 aus drastischsten Schilderungen der verschiedenen Todesarten und eindringlichen Darstellungen, auf welche Weise es zu welchen Unfällen kommen kann. Als wir dann zum ersten Mal auf den Übungsturm gingen, wußten wir sehr genau, worauf wir zu achten hatten und was wir tunlichst unterlassen sollten. Und kaum waren wir praktisch in der Lage, ins Seil zu gehen und heil unten anzukommen, wurde ausgiebigst trainiert, wie man einen bewußtlosen Kollegen aus dem Seil pflückt, und zwar unter Zeitdruck, weil der in dem Moment im Ernstfall nämlich nur noch 20 Minuten zu leben hat (Stichwort anaphylaktischer Schock). Glaub mir, der Kurs war gut, der war intensiv, und da hat keiner rumgeblödelt. Und vor allem hat er auf unmißverständliche Weise von allem Anfang an das notwendige Gefahrenbewußtsein erzeugt!

                  Was ist der Unterschied? Nun, wenn die Schulung hintergründig zum Verkaufsgespräch mutiert, dann wird man nicht so vorgehen wie die Höhenretter vom THW, die mich da am Seil ausgebildet haben. Man wird nicht mit der Tür ins Haus fallen, man wird Gefahren zwar nicht gänzlich ausblenden, aber man wird stets bestrebt sein, sie zu verharmlosen, man wird den Eindruck erwecken, das sei alles ganz unproblematisch, solange man bloß keine groben Schnitzer macht. Genau diese Botschaft ist meine Erinnerung an meine GS-Ausbildung - ich weiß nicht, wie es Euch ging...

                  Ich will nicht streiten, ob es mehr Ausbildung bräuchte, das wahrscheinlich auch. Aber vor allem bräuchte es eine andere. Ich sage mal ganz provokativ: Würde man den Flugschulen untersagen, während der Ausbildung Ausrüstungen an ihre Schüler zu verkaufen, und damit die unselige Quersubventionierung der Instantschulung durch den Materialverkauf unterbinden, könnte das besser qualifizierte Scheinabsolventen zur Folge haben, als wenn man die Ausbildungszeiten verdoppelte.

                  Das ist doch jetzt ein Brocken zum streiten...

                  Gruß Rüdiger

                  Kommentar

                  • audacium
                    Registrierter Benutzer
                    • 27.11.2005
                    • 285

                    AW: Diskussion zum Duddefliecher Aufsatz zur Risikoeinschätzung beim GS-Fliegen

                    Zitat von Norskog

                    Warum auch immer ein Richtungswechsel anstehen könnte. Das System läuft Gefahr, immer mehr Energie in der ERHALT bestehender Organisationsstrukturen zu pumpen als den nötigen Richtungswechsel vorzunehmen. Entscheidungen werden ev. gefällt, die nicht mehr der ursprünglichen Sache dienen sondern dem Erhalt der Organisationsstruktur.
                    Das ist das Kennzeichen jeder größeren Organisation. Aber mal konkret, was für einen "nötigen" Richtungswechsel siehst Du denn? Das klingt ja nach einer komplett anderen Ausrichtung. Im großen und ganzen leistet der DHV aber doch ganz gute Arbeit, schreibst Du selbst.


                    Ein Dilemma bezüglich Sicherheit und offizieller Haltung sehe ich auch: ich beurteile bekanntlich die Sicherheit im PG-Sport ein wenig anders als der Durchschnitt. Aber was sollte eine Dachorganisation auch schreiben? „Wir vertreten einen Risikosport der nicht ungefährlich ist“? Wäre vielleicht näher an der Wahrheit, pass aber nicht so sehr in das Konzept.
                    Genau, ein Dilemma. Aber wollen wir wirklich, daß der DHV auf seine Website gleich eingangs schreibt "Gleitschirmfliegen ist vermutlich deutlich gefährlicher als Motorradfahren oder Segelfliegen. Jedes Jahr sterben 5-10 deutsche Piloten, etliche mehr (mit hoher Dunkelziffer) verletzen sich schwer und werden ihr Leben lang an den Folgen leiden."

                    Ja, arg überspitzt. Ich sehe es aber so, daß die meisten Leute eine völlig verquere Sicht auf das Gleitschirmfliegen mit deutlich übertriebenen Risikobefürchtungen haben. Diese kann man etwas einfangen mit gemäßigten Statements.

                    Jetzt könnte man natürlich sagen "die sollten eh nicht fliegen". Mal ehrlich, glaubst Du, daß alle momentan existenten Gleitschirmflieger mit Fliegen begonnen hätten, wenn man ihnen von Anfang an alle brutalen Wahrheiten beigebracht hätte? Ich glaube, daß wir heute eine deutlich kleinere Truppe wären. Das muß ja nicht schlecht sein, aber ich glaube, daß wir dann auch umgekehrt lange nicht so gutes Material, Vielfalt an Ausbildung, Fortbildung, Manövern usw. hätten, wie es die heutige Gleitschirmwelt bietet. Viele Entwicklungen waren sicher nur möglich aufgrund einer gewissen kritischen Masse an Abnehmern.

                    Und der DHV ist doch der letzte, der etwas gegen eine solche eigeninitiative Gruppe unternehmen würde, wie sie jetzt hier angedacht wurde.

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                    • ruewa
                      Registrierter Benutzer
                      • 10.03.2007
                      • 654
                      • Rüdiger Walter

                      AW: Diskussion zum Duddefliecher Aufsatz zur Risikoeinschätzung beim GS-Fliegen

                      Zitat von Norskog
                      @ RUEWA:
                      Mich würde mal Deine Vision interessieren. Wie stellst Du Dir eine idealisierte Fliegerwelt vor? Insbesondere Ausbildung, Persönlichkeit der Piloten, Kultur und Material.
                      Norskog, die Fliegerwelt muß man sich nicht idealisieren. Ich verschwende darauf keinerlei Gedanken. Es reicht vollauf, ein wenig über den Tellerrand zu schauen.

                      Beispiel Ausbildung: Jeder, der schon mal eine andere fliegerische Ausbildung absolviert hat, wird bestätigen, daß die eine ganz andere Substanz hat (okay, lassen wir mal die Ultraleichten außen vor, da liegt auch vieles im Argen). Eine Besonderheit der Segelflieger ist die eigenverantwortliche () Ausbildung innerhalb der Vereine. Flugschulen spielen praktisch keine Rolle, es gibt nur eine Handvoll, eine der beiden traditionsreichsten (die BWLV-Flugschule auf dem Hornberg) stellt aktuell Ende des Jahres ihren Betrieb ein. Und dieses Konzept funktioniert seit Angedenken hervorragend! Die typische Segelfliegerausbildung erfolgt langsam (an den Wochenenden) und dauert länger, typischerweise 3 Jahre bis zum Schein. Im Vergleich zur kompakten Flugschulausbildung hat sich erwiesen, daß die Lernkurve (bei gleicher Startzahl) auf diese Weise erheblich nachhaltiger und konstanter ist.

                      Überall sonst in der Fliegerwelt ist man in hohem Maß aufeinander angewiesen, der Teamgeist ist ein ganz anderer. Schau mal: Wenn Du Segelfliegen willst, brauchst Du 10 Leute, die Dir dabei helfen. Umgekehrt heißt das: Du selbst verbringst 10 mal mehr Zeit auf dem Flugplatz damit, anderen zu helfen als damit, selber zu fliegen. Das empfindet hier ja manch einer als eine ganz fürchterliche Vorstellung, aber zweifellos prägt das die Leute und schafft einen ganz anderen Zusammenhalt. Wer damit nicht klarkommt, den streift das Segelfliegen eben kurz und schmerzlos ab (unbeschadet der Tatsache, daß es auch da gräuslige Vereine gibt, klar), der landet dann vielleicht bei den Gleitis. Das kann man werten, wie man will, aber es ist zweifellos eine andere Kultur.

                      Noch etwas anderes kommt hinzu: Segelfliegerbiographien, wo die Leute als Jugendliche zu fliegen anfingen, ihr ganzes Leben über dabeiblieben und sich sich nun zum wöchentlichen "Rentnerfliegen" treffen, gibt es wie Sand am Meer. Ebenso gewachsene Uralt-Vereine (meiner existiert seit 1923, wobei meine Generation den Vorstand schon an die jetzt 35-40-Jährigen weitergereicht hat). Die gut funktionierenden Vereine haben immer einen Stall voller Jugendlicher (daran erkennt man die funktionierenden Vereine!), alle Altergruppen sind durchgängig vorhanden, und für den Einzelnen ist es ganz selbstverständlich, seine Fliegerei und das im Verein verwaltete Vermögen als Generationenprojekt zu begreifen. Das Gerät, das ich gerade fliege, gehört meinen Freunden, das haben unsere Rentner angeschafft und unsere Jugendlichen diesen Winter überholt, also werde ich sorgsam damit umgehen. Auch das schafft Kultur.

                      Was es nirgendwo sonst gibt, ist das "Kaffeefahrten-Geschäftsmodell": Flugschulen, die nur zu 30 % ihrer Bezeichnung gerecht werden und 70 % ihres Umsatzes mit Heizdecken- respektive Sportgeräteverkauf generieren und es ihre Kunden hier und da schon mal spüren lassen, wenn die nicht das tun, was von ihnen erwartet wird.

                      Eine weitere Besonderheit der GS-Szene ist der "Übervater" Verband. Für die Segelflieger spielt der DAeC so gut wie keine Rolle, dann eher noch Landesverbände wie der BWLV, aber auch deren Einfluß hält sich in Grenzen. Oder um mal ein kleines Ääätsch in die Runde zu werfen: Die Segelflieger ziehen es vor, ihre Dinge lieber eigenverantwortlich zu regeln...

                      Material / Sicherheit: Es geht überall sonst (auch hier wieder mit der diesmal drastischen Ausnahme der UL-Szene) vor allem professioneller zu. Nirgendwo in den 40 Jahren Fliegerei, die ich nun überblicke, habe ich erlebt, daß um das Thema "Sicherheit" Religionskriege entbrannt sind. Größtmögliche Sicherheit wird als die grundlegende Aufgabe angesehen, da gibt es keinen Dissens. Gantenbrinks Vortrag auf dem Segelfliegertag 1992 hat augenblicklich eingeschlagen, die Leute haben auf ihn gehört, der Aerokurier hat die Rede abgedruckt. Wobei die Situation davor so zügellos nun auch nicht war, und eigentlich v.a. in der Wettbewerbsszene aus dem Ruder gelaufen war. Gantenbrink hat dahinter aber auch ein Problem der Mentalitäten identifiziert. Und die Leute haben sich das sagen lassen - und heute muß man sagen, daß auf breiter Front ein Umdenken dort stattgefunden hat.

                      Dieses Umdenken würde ich der GS-Szene auch wünschen.

                      Gruß Rüdiger
                      Zuletzt geändert von ruewa; 20.11.2010, 22:13.

                      Kommentar

                      • MuhTiger
                        Registrierter Benutzer
                        • 15.01.2010
                        • 394
                        • weg
                        • -

                        AW: Diskussion zum Duddefliecher Aufsatz zur Risikoeinschätzung beim GS-Fliegen

                        Zitat von Norskog
                        @Swift:

                        Warum sollte man eine Diskussion vor der Öffentlichkeit verbergen? Angst, dass Dein Image einen Schaden erleidet? Und wo erkennst Du einen "Kleinkrieg"? Vor kurzem war es noch eine "unselige" Diskussion von ein paar Weicheiern über Sicherheit und nun ist es ein Kleinkrieg? Meine Güte, welche Register werden hier noch gezogen.

                        Ad Ausbildung:

                        Ich weiss nicht, was ich von einer Veränderung der Ausbildung halten sollte. Eindeutig bin ich aber GEGEN weitere REGLEMENTIERUNG. Egal welcher Art.
                        Swifts Beitrag ist kein Wort Wert ausser der Frage, was kann die Motivation sein so aufzutreten?

                        Dennoch hat "Sicherheit" immer 2 Gesichter. Sicherheit und Freiheit vertragen sich grundsätzlich ebenso schlecht wie Verantwortung und Spass. Dein ad Ausbildung ist beste Argumentation, weshalb man solche Diskussionen nicht zu laut führen sollte, wenn schon die Undifferentiertheit hier öfters erschreckt, darf man nicht mehr von nicht Fliegern wie Krankenkassenvertreter, Politiker, Anwälten, Jägern,... erwarten.

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                        • Karl Slezak
                          Fachreferat Sicherheit
                          • 06.03.2002
                          • 341

                          AW: Diskussion zum Duddefliecher Aufsatz zur Risikoeinschätzung beim GS-Fliegen

                          Zitat H.M.Murdoch
                          Ich hab einen Traum.
                          ich auch: http://www.dhv.de/typo/Der_Traum_des_Sicher.4880.0.html

                          Grüße

                          Karl

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                          • nikolaus
                            Registrierter Benutzer
                            • 08.08.2006
                            • 1681
                            • Jochen Buschardt
                            • Berlin

                            AW: Diskussion zum Duddefliecher Aufsatz zur Risikoeinschätzung beim GS-Fliegen

                            Zitat von Karl Slezak
                            Zitat von H.M.Murdoch
                            Ich hab einen Traum.
                            ich auch: http://www.dhv.de/typo/Der_Traum_des_Sicher.4880.0.html
                            Schön, wie dieser Artikel auch transportiert, was sich mit einer EN-A-Empfehlung nicht lösen lässt. Die Kombination aus Fehleinschätzung und Fehlverhalten, "Bloß weil ihr euch nicht traut, braucht ihr nicht den Startplatz zu blockieren!", ist schon beeindruckend.

                            -OT-
                            So komfortabel die Dämpfung des abgebildeten Bodyguard auch ist, aus den "Übungen zum aktiven Fliegen: Nicken" und "Seitliches Einklappen" während der Höhenflugausbildung habe ich mit diesem Schirm nicht viel gelernt, außer, dass ich sehr vorsichtig sein muss, falls ich sie mit einem anderen Schirm wiederholen will: Was bereits der "Syntax" in "Dynamic Decisions" liefert, ist etwas völlig anderes.

                            LG Jochen
                            ambitionierter Sonntagsflieger

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                            • SATurn
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                              • 11.06.2003
                              • 1518
                              • Mike Kozak

                              AW: Diskussion zum Duddefliecher Aufsatz zur Risikoeinschätzung beim GS-Fliegen

                              Hallo Karl,

                              bezogen auf Deinen Artikel: Wäre es da nicht konsequent die DHV-GüSi-Einstufungen abzuschaffen und nur mehr Schirme zuzulassen die den Kriterien der Klasse 1 entsprechen? Für 90% der Piloten kommt ja eigentlich nur diese Schirmkaregorie in Frage. Würde es daher nicht ausreichen den (bisherigen) 1ern die Plakette zu geben, allen anderen Schirmen nicht?

                              Hätte vielleicht eine noch größere Vorbildwirkung als Deine Entscheidung einen 1er zu fliegen.

                              Gruß, Mike
                              Gruß, Mike

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                              • ruewa
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                                • 10.03.2007
                                • 654
                                • Rüdiger Walter

                                AW: Diskussion zum Duddefliecher Aufsatz zur Risikoeinschätzung beim GS-Fliegen

                                Zitat von nikolaus
                                ... ist schon beeindruckend...
                                Ebenfalls beeindruckend ist auch, die aktuelle Diskussion mit einem 5 Jahre alten Artikel zu beantworten...

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