Kuh-Zwischenfall am Startplatz Spießer bei Hindelang => Strafanzeige ?
Kuhglockengeläute an Startplätzen ist für mich eigentlich ein gewohntes Geräusch und ich habe darin bis jetzt auch kein großes Problem gesehen. Selbst in der Schulung am Balsberg in Unterwössen war oben immer eine Kuh in der Nähe, und wenn sie sich den ausgelegten Gleitschirmen zu sehr annäherte, wurde sie von einem der Piloten einfach vertrieben, bevor sie zum Beispiel anfing zu knabbern. Im Zweifel hat dann der Fluglehrer noch entsprechende Anweisungen gegeben. Also ein Problem, das sich mit etwas Aufmerksamkeit leicht lösen ließ. Umso erstaunlicher war es also, dass dies am Freitag, 27.07.2012 am Startplatz Spießer bei Hindelang plötzlich zu einem echten Thema für mich werden sollte. Die Geschichte muss vollständig wiedergegeben werden, da hier auch der Kontext von Bedeutung ist.
Ich hatte am Tag zuvor zwei Flüge am Breitenberg gemacht, und da für diesen Tag allgemein eine Südlage angekündigt war, hatte ich mich dazu entschlossen einmal meine immer noch ziemlich neue Streckenausrüstung am Startplatz Spießer bei Hindelang zu testen. Mit der ungefähr 25 kg schweren Ausrüstung (3 Liter Wasser inklusive) war das für mich gleichzeitig auch ein Fitnesstest, den ich problemlos bestanden habe. Um 10 Uhr Vormittag kam ich am Startplatz an und stellte fest, dass vor Ort eine deutliche Westlage vorherrschte. Dies war auch am Windsack des vorgelagerten Hirschbergs und an anderen Zeichen deutlich zu erkennen. Da ich an diesem Startplatz noch kaum Flugerfahrung zu verbuchen habe (zwei Flüge im letzten Herbst mit meiner alten Ausrüstung), war für mich nicht klar ob bei diesen Bedingungen noch gestartet werden kann, der Startweg liegt ja dann immerhin im Lee des Hirschbergs. "Nicht klar" hieß für mich in der Fliegerlogik "Kein Start" und ich stellte mich schon auf den Abstieg ein, um dann zum Neunerköpfle zu wechseln (Fitnesstest Teil 2). Zunächst machte ich allerdings Frühstückspause und beobachtete weiter die Bedingungen. Vielleicht so gegen 10.45 Uhr erschien dann zu meiner allgemeinen Freude ein Fliegerkollege mit dem ich den für mich üblichen Fliegersmalltalk abhielt. Er erwies sich als sehr erfahren und selbstsicher im Beurteilen der Bedingungen vor Ort, sprach auch von einer deutlichen Westlage, meinte aber, dass trotzdem problemlos gestartet werden könne. Er startete dann auch gegen ca. 11 Uhr, hatte zuvor noch leichte Bedenken wegen des auffrischenden Winds und entschied sich für einen Vorwärtsstart, da er "kein begnadeter Rückwärtsstarter" sei. Ich positionierte mich hinter ihm während des Starts um im Fall einer Windböe den Schirm festhalten zu können. Dies wurde von ihm zwar nicht erbeten, war für mich aber ein Akt der Selbstverständlichkeit. Er wünschte mir noch während des Starts einen schönen Tag, was sich dann aber leider nicht bewahrheiten sollte, ich hatte keinen schönen Tag. Trotz eines Klappers in einem Leebereich konnte ich seinen Start als sicher beurteilen, so dass ich mich jetzt auch für einen Start entscheiden konnte.
Ich begann also mit meinen Startvorbereitungen, während in der Zwischenzeit ein weiterer Flieger erschien, den ich sofort aus dem letzten Herbst wiedererkannte. Er war mir aus einer Clique einheimischer Flieger (Locals) in Erinnerung, ein großgewachsener kerniger Typ mit typisch allgäuischem Dialekt und Wortwitz. An diesem Tag erschien er mir aber rückblickend gesehen nicht in guter Verfassung, ich musste jede Frage und jeden Satz wiederholen, bis er dann nach einer doch erheblicher Dauer der Regungslosigkeit darauf reagierte. Ich hatte aber nicht das Gefühl, dass er nicht mit mir sprechen möchte, das hätte ich sofort respektiert. Inzwischen waren meine Startvorbereitungen beendet, und die Bedingungen hatten sich weiter gebessert, ich hatte mich auch zur Sicherheit etwa 30 Meter unter Kamm positioniert. Es waren auch aus der Luft zwei Gleitschirmflieger gekommen, die begannen über dem Startplatz zu kreisen. Ich wartete noch ein bisschen ab bis die beiden etwas gestiegen waren, der Luftraum also frei war, war für den Rückwärtsstart positioniert und beobachtete an den Grashalmen eine sanfte Thermik zum Startplatz emporstreichen, es deuteten sich für mich perfekte Startbedingungen mit einem sicheren Start an. Es war ziemlich genau 11.30 Uhr. Als die Thermik nur noch wenige Meter von mir entfernt war (30 Sekunden später wäre ich in der Luft gewesen, es wäre der siebte Flug mit dem neuen Schirm gewesen), hörte ich plötzlich von oben den Ruf "Eine Kuh kommt!" (auf allgäuisch). Ich sah dann auch tatsächlich eine Kuh wirklich ganz langsam am Kamm erscheinen, die sich mir ganz langsam näherte. Ich wunderte mich bereits jetzt schon, warum er die Kuh einfach vorbeiließ, es war eine relativ kleine Kuh ohne Hörner und sie zu vertreiben wäre überhaupt kein Problem gewesen. Ich rief zu ihm hoch, er solle die Kuh von mir und meinem Gleitschirm fernhalten. Es erfolgte keine Reaktion, weder in Tat noch in Wort. Diese Aufforderung wiederholte ich dann immer lauter und deutlicher noch drei Mal, die Kuh kam weiterhin ganz langsam auf mich zu, von dem Gleitschirmkollegen erfolgte weiterhin weder in Tat oder Wort eine Reaktion. Es erfolgte jetzt ein fünftes Mal von mir die Bitte, mir behilflich zu sein, mit dem ergänzenden Hinweis, dass sich die Kuh jetzt gleich an meinem Schirm zu schaffen mache. An dieser Stelle hätte ich jetzt noch nachträglich gesehen die Chance gehabt, den Schirm in Windeseile zusammenzuraffen, ich war aber durch die Tatenlosigkeit des Gleitschirmkollegen so irritiert und abgelenkt, dass mir das nicht mehr in den Sinn kam. Als die Kuh sich jetzt in der Tat herunterbeugte und an meinem Schirm knabbern wollte, kam jetzt endlich der Kollege heruntergesprungen und wollte die Kuh vertreiben, jedoch derart ungeschickt, dass die Kuh in einer ängstlichen Reaktion mit allen Vieren einen Sprung auf meinen Schirm machte. Und jetzt kam was kommen musste: Die Kuh verhedderte sich zwangsläufig in den Leinen, bekam Panik und malträtierte meinen Schirm entsetzlich, wollte die Flucht ergreifen. Ich wurde in der Folge Gott sei Dank nur etwa 5 bis 10 Meter mitgeschleift, die Kuh konnte sich dann glücklicherweise befreien, ich hatte mich schon auf ein Rodeo über das gesamte Gelände eingestellt.
Jetzt verblieb mir nur noch, traurig den Schaden festzustellen, welcher geringer ausfiel als zu befürchten war. Vor Ort musste ich ein deutliches Loch im Schirm von gut 10 cm Durchmesser feststellen. Ich entschied mich sofort, dass der Schirm zu einem Fachmann müsse, da auch die Geometrie des Schirmes und der Leinen durch die starke Beanspruchung verändert sein könnte. Der (sogenannte) Gleitschirmkollege konnte mir noch die allseits bekannte Flugschule OASE nahe Oberstdorf samt Wegbeschreibung nennen, eine weitere Hilfe war er ansonsten auch ab diesem Zeitpunkt nicht. Beim Anblick des Lochs im Schirm zeigte er sich ganz kurz für ein, zwei Sekunden beeindruckt, ansonsten herrschte aber weiterhin Empathielosigkeit seinerseits vor, vielleicht so in der Art "so etwas passiert halt" oder "solange es nicht mein Schirm ist". Ihm war aus dem Gespräch am Anfang bekannt, dass meine Ausrüstung so gut wie neu ist. Ich bleib weiterhin sachlich und verzichtete auf Vorwürfe, da ich mir daraus keinen Nutzen versprach. Ich versäumte es aber nicht ihn darauf hinzuweisen, dass Vorwürfe meinerseits gegen ihn bestehen, ich aber zunächst in die Zukunft schauen wolle und mich um meinen Gleitschirm kümmern wolle. Auch diese Aussage von mir blieb von ihm unkommentiert. Ich packte also mein Zeug zusammen um mich allein auf den Weg zur Flugschule OASE zu machen. Ich konnte noch beobachten, wie er ein paar Kühe vertrieb, um für sich einen ungehinderten Start zu ermöglichen, er war also anscheinend doch in der Lage, Kühe zu vertreiben.
An der Flugschule angekommen, nahm man sich sofort meiner Angelegenheit an, vielleicht war es sogar der Chef persönlich, ich werde mich noch mit dem Team der Flugschule vertraut machen. Er bestätigte mir, dass bei dem Loch mit Klebesegel nichts auszurichten gewesen wäre, sondern dort die Nähte aufgetrennt werden müssten und ein Stück des Untersegels herausgeschnitten werden müsse. Es stellte sich auch noch heraus dass eine Leine vom Untersegel abgerissen war. Die gute Nachricht war, dass es möglich ist den Schirm zu reparieren, so dass nahezu der alte Zustand wiederhergestellt ist. Dieses Angebot, das zu erledigen nahm ich dankbar an, wobei noch ein mir als fair erscheinender Preis veranschlagt wurde.
Rückblickend sehe ich es in der Tat so, dass Vorwürfe meinerseits gegen den Gleitschirmkollegen am Startplatz bestehen, und zwar:
1) Unterlassene Hilfeleistung
2) Vernachlässigung seiner Aufgabe als Startleiter
Diese Vorwürfe beziehen sich hauptsächlich auf die Zeitspanne zwischen der Meldung des Erscheinens der Kuh und der Eskalation des Vorfalls, welche ungefähr eine Minute beträgt. Es wäre wie gesagt ein Kinderspiel gewesen, entweder die Kuh zu vertreiben oder sich einfach nur zwischen die Kuh und meinen Gleitschirm zu stellen, oder mich zumindest darauf hinzuweisen, dass er sich nicht in der Lage fühle die Kuh zu vertreiben. All dies hätte aus meiner Sicht die Situation gelöst, ich hätte im letzteren Fall als lösungsorientierter Mensch sehr wahrscheinlich meinen Schirm zusammengerafft und mich verzogen, insbesondere dann wenn dies auch noch von ihm nahegelegt worden wäre. Es ist davon auszugehen, dass er als Local mit der vor Ort vorhandenen Kuhproblematik vertraut war, also im Gegensatz zu mir ausreichend Gelegenheit hatte, sich im Vorfeld gedanklich darauf einzustellen. Dafür spricht auch der nachträgliche Hinweis seinerseits, dass hier die Kühe nur im Juli und August grasen. Ich musste auch davon ausgehen, dass er in einer körperlich und geistig guten Verfassung war, denn er signalisierte durch Auspacken seines Schirms etc. klar und deutlich die Absicht, dass er hier fliegen wolle.
All seine möglichen Handlungsoptionen unterblieben. Ich plane also, die rechtliche Haltbarkeit meiner Vorwürfe zu prüfen und ohne weitere Ankündigung Strafanzeige gegen den mutmaßlichen Täter zu erstatten. Es geht mir darum, dass der Beschuldigte den entstandenen Schaden begleicht. Falls dies vor Erstattung der Strafanzeige der Fall sein sollte, würde sich diese für mich erübrigen. Es wäre aber trotzdem noch im Interesse aller anderen Gleitschirmflieger zu klären, warum er sich derart tatenlos am Startplatz verhalten hat.
Gruß Günter
P.S.: Ich bin schon vom Berufsalltag her gewohnt, klar und deutlich zu sprechen, ich habe eine klare und kräftige Stimme, und meine Formulierungen an dem Tag waren auf Hochdeutsch. In Allgäu, Bayern und Österreich habe ich normalerweise keine Verständigungsprobleme. Ich war schon bei einigen Vorfällen und Unglücksfällen Zeuge und hatte immer eine bewundernswerte sekundenschnelle Reaktion bei den Drachen- und Gleitschirmfliegern vor Ort beobachten können, wenn es um erste Hilfe, Herbeirufen eines Rettungshubschraubers etc. ging. Gerade in Anbetracht dessen hebt sich das von mir am Startplatz Spießer Erlebte diametral davon ab.
Kuhglockengeläute an Startplätzen ist für mich eigentlich ein gewohntes Geräusch und ich habe darin bis jetzt auch kein großes Problem gesehen. Selbst in der Schulung am Balsberg in Unterwössen war oben immer eine Kuh in der Nähe, und wenn sie sich den ausgelegten Gleitschirmen zu sehr annäherte, wurde sie von einem der Piloten einfach vertrieben, bevor sie zum Beispiel anfing zu knabbern. Im Zweifel hat dann der Fluglehrer noch entsprechende Anweisungen gegeben. Also ein Problem, das sich mit etwas Aufmerksamkeit leicht lösen ließ. Umso erstaunlicher war es also, dass dies am Freitag, 27.07.2012 am Startplatz Spießer bei Hindelang plötzlich zu einem echten Thema für mich werden sollte. Die Geschichte muss vollständig wiedergegeben werden, da hier auch der Kontext von Bedeutung ist.
Ich hatte am Tag zuvor zwei Flüge am Breitenberg gemacht, und da für diesen Tag allgemein eine Südlage angekündigt war, hatte ich mich dazu entschlossen einmal meine immer noch ziemlich neue Streckenausrüstung am Startplatz Spießer bei Hindelang zu testen. Mit der ungefähr 25 kg schweren Ausrüstung (3 Liter Wasser inklusive) war das für mich gleichzeitig auch ein Fitnesstest, den ich problemlos bestanden habe. Um 10 Uhr Vormittag kam ich am Startplatz an und stellte fest, dass vor Ort eine deutliche Westlage vorherrschte. Dies war auch am Windsack des vorgelagerten Hirschbergs und an anderen Zeichen deutlich zu erkennen. Da ich an diesem Startplatz noch kaum Flugerfahrung zu verbuchen habe (zwei Flüge im letzten Herbst mit meiner alten Ausrüstung), war für mich nicht klar ob bei diesen Bedingungen noch gestartet werden kann, der Startweg liegt ja dann immerhin im Lee des Hirschbergs. "Nicht klar" hieß für mich in der Fliegerlogik "Kein Start" und ich stellte mich schon auf den Abstieg ein, um dann zum Neunerköpfle zu wechseln (Fitnesstest Teil 2). Zunächst machte ich allerdings Frühstückspause und beobachtete weiter die Bedingungen. Vielleicht so gegen 10.45 Uhr erschien dann zu meiner allgemeinen Freude ein Fliegerkollege mit dem ich den für mich üblichen Fliegersmalltalk abhielt. Er erwies sich als sehr erfahren und selbstsicher im Beurteilen der Bedingungen vor Ort, sprach auch von einer deutlichen Westlage, meinte aber, dass trotzdem problemlos gestartet werden könne. Er startete dann auch gegen ca. 11 Uhr, hatte zuvor noch leichte Bedenken wegen des auffrischenden Winds und entschied sich für einen Vorwärtsstart, da er "kein begnadeter Rückwärtsstarter" sei. Ich positionierte mich hinter ihm während des Starts um im Fall einer Windböe den Schirm festhalten zu können. Dies wurde von ihm zwar nicht erbeten, war für mich aber ein Akt der Selbstverständlichkeit. Er wünschte mir noch während des Starts einen schönen Tag, was sich dann aber leider nicht bewahrheiten sollte, ich hatte keinen schönen Tag. Trotz eines Klappers in einem Leebereich konnte ich seinen Start als sicher beurteilen, so dass ich mich jetzt auch für einen Start entscheiden konnte.
Ich begann also mit meinen Startvorbereitungen, während in der Zwischenzeit ein weiterer Flieger erschien, den ich sofort aus dem letzten Herbst wiedererkannte. Er war mir aus einer Clique einheimischer Flieger (Locals) in Erinnerung, ein großgewachsener kerniger Typ mit typisch allgäuischem Dialekt und Wortwitz. An diesem Tag erschien er mir aber rückblickend gesehen nicht in guter Verfassung, ich musste jede Frage und jeden Satz wiederholen, bis er dann nach einer doch erheblicher Dauer der Regungslosigkeit darauf reagierte. Ich hatte aber nicht das Gefühl, dass er nicht mit mir sprechen möchte, das hätte ich sofort respektiert. Inzwischen waren meine Startvorbereitungen beendet, und die Bedingungen hatten sich weiter gebessert, ich hatte mich auch zur Sicherheit etwa 30 Meter unter Kamm positioniert. Es waren auch aus der Luft zwei Gleitschirmflieger gekommen, die begannen über dem Startplatz zu kreisen. Ich wartete noch ein bisschen ab bis die beiden etwas gestiegen waren, der Luftraum also frei war, war für den Rückwärtsstart positioniert und beobachtete an den Grashalmen eine sanfte Thermik zum Startplatz emporstreichen, es deuteten sich für mich perfekte Startbedingungen mit einem sicheren Start an. Es war ziemlich genau 11.30 Uhr. Als die Thermik nur noch wenige Meter von mir entfernt war (30 Sekunden später wäre ich in der Luft gewesen, es wäre der siebte Flug mit dem neuen Schirm gewesen), hörte ich plötzlich von oben den Ruf "Eine Kuh kommt!" (auf allgäuisch). Ich sah dann auch tatsächlich eine Kuh wirklich ganz langsam am Kamm erscheinen, die sich mir ganz langsam näherte. Ich wunderte mich bereits jetzt schon, warum er die Kuh einfach vorbeiließ, es war eine relativ kleine Kuh ohne Hörner und sie zu vertreiben wäre überhaupt kein Problem gewesen. Ich rief zu ihm hoch, er solle die Kuh von mir und meinem Gleitschirm fernhalten. Es erfolgte keine Reaktion, weder in Tat noch in Wort. Diese Aufforderung wiederholte ich dann immer lauter und deutlicher noch drei Mal, die Kuh kam weiterhin ganz langsam auf mich zu, von dem Gleitschirmkollegen erfolgte weiterhin weder in Tat oder Wort eine Reaktion. Es erfolgte jetzt ein fünftes Mal von mir die Bitte, mir behilflich zu sein, mit dem ergänzenden Hinweis, dass sich die Kuh jetzt gleich an meinem Schirm zu schaffen mache. An dieser Stelle hätte ich jetzt noch nachträglich gesehen die Chance gehabt, den Schirm in Windeseile zusammenzuraffen, ich war aber durch die Tatenlosigkeit des Gleitschirmkollegen so irritiert und abgelenkt, dass mir das nicht mehr in den Sinn kam. Als die Kuh sich jetzt in der Tat herunterbeugte und an meinem Schirm knabbern wollte, kam jetzt endlich der Kollege heruntergesprungen und wollte die Kuh vertreiben, jedoch derart ungeschickt, dass die Kuh in einer ängstlichen Reaktion mit allen Vieren einen Sprung auf meinen Schirm machte. Und jetzt kam was kommen musste: Die Kuh verhedderte sich zwangsläufig in den Leinen, bekam Panik und malträtierte meinen Schirm entsetzlich, wollte die Flucht ergreifen. Ich wurde in der Folge Gott sei Dank nur etwa 5 bis 10 Meter mitgeschleift, die Kuh konnte sich dann glücklicherweise befreien, ich hatte mich schon auf ein Rodeo über das gesamte Gelände eingestellt.
Jetzt verblieb mir nur noch, traurig den Schaden festzustellen, welcher geringer ausfiel als zu befürchten war. Vor Ort musste ich ein deutliches Loch im Schirm von gut 10 cm Durchmesser feststellen. Ich entschied mich sofort, dass der Schirm zu einem Fachmann müsse, da auch die Geometrie des Schirmes und der Leinen durch die starke Beanspruchung verändert sein könnte. Der (sogenannte) Gleitschirmkollege konnte mir noch die allseits bekannte Flugschule OASE nahe Oberstdorf samt Wegbeschreibung nennen, eine weitere Hilfe war er ansonsten auch ab diesem Zeitpunkt nicht. Beim Anblick des Lochs im Schirm zeigte er sich ganz kurz für ein, zwei Sekunden beeindruckt, ansonsten herrschte aber weiterhin Empathielosigkeit seinerseits vor, vielleicht so in der Art "so etwas passiert halt" oder "solange es nicht mein Schirm ist". Ihm war aus dem Gespräch am Anfang bekannt, dass meine Ausrüstung so gut wie neu ist. Ich bleib weiterhin sachlich und verzichtete auf Vorwürfe, da ich mir daraus keinen Nutzen versprach. Ich versäumte es aber nicht ihn darauf hinzuweisen, dass Vorwürfe meinerseits gegen ihn bestehen, ich aber zunächst in die Zukunft schauen wolle und mich um meinen Gleitschirm kümmern wolle. Auch diese Aussage von mir blieb von ihm unkommentiert. Ich packte also mein Zeug zusammen um mich allein auf den Weg zur Flugschule OASE zu machen. Ich konnte noch beobachten, wie er ein paar Kühe vertrieb, um für sich einen ungehinderten Start zu ermöglichen, er war also anscheinend doch in der Lage, Kühe zu vertreiben.
An der Flugschule angekommen, nahm man sich sofort meiner Angelegenheit an, vielleicht war es sogar der Chef persönlich, ich werde mich noch mit dem Team der Flugschule vertraut machen. Er bestätigte mir, dass bei dem Loch mit Klebesegel nichts auszurichten gewesen wäre, sondern dort die Nähte aufgetrennt werden müssten und ein Stück des Untersegels herausgeschnitten werden müsse. Es stellte sich auch noch heraus dass eine Leine vom Untersegel abgerissen war. Die gute Nachricht war, dass es möglich ist den Schirm zu reparieren, so dass nahezu der alte Zustand wiederhergestellt ist. Dieses Angebot, das zu erledigen nahm ich dankbar an, wobei noch ein mir als fair erscheinender Preis veranschlagt wurde.
Rückblickend sehe ich es in der Tat so, dass Vorwürfe meinerseits gegen den Gleitschirmkollegen am Startplatz bestehen, und zwar:
1) Unterlassene Hilfeleistung
2) Vernachlässigung seiner Aufgabe als Startleiter
Diese Vorwürfe beziehen sich hauptsächlich auf die Zeitspanne zwischen der Meldung des Erscheinens der Kuh und der Eskalation des Vorfalls, welche ungefähr eine Minute beträgt. Es wäre wie gesagt ein Kinderspiel gewesen, entweder die Kuh zu vertreiben oder sich einfach nur zwischen die Kuh und meinen Gleitschirm zu stellen, oder mich zumindest darauf hinzuweisen, dass er sich nicht in der Lage fühle die Kuh zu vertreiben. All dies hätte aus meiner Sicht die Situation gelöst, ich hätte im letzteren Fall als lösungsorientierter Mensch sehr wahrscheinlich meinen Schirm zusammengerafft und mich verzogen, insbesondere dann wenn dies auch noch von ihm nahegelegt worden wäre. Es ist davon auszugehen, dass er als Local mit der vor Ort vorhandenen Kuhproblematik vertraut war, also im Gegensatz zu mir ausreichend Gelegenheit hatte, sich im Vorfeld gedanklich darauf einzustellen. Dafür spricht auch der nachträgliche Hinweis seinerseits, dass hier die Kühe nur im Juli und August grasen. Ich musste auch davon ausgehen, dass er in einer körperlich und geistig guten Verfassung war, denn er signalisierte durch Auspacken seines Schirms etc. klar und deutlich die Absicht, dass er hier fliegen wolle.
All seine möglichen Handlungsoptionen unterblieben. Ich plane also, die rechtliche Haltbarkeit meiner Vorwürfe zu prüfen und ohne weitere Ankündigung Strafanzeige gegen den mutmaßlichen Täter zu erstatten. Es geht mir darum, dass der Beschuldigte den entstandenen Schaden begleicht. Falls dies vor Erstattung der Strafanzeige der Fall sein sollte, würde sich diese für mich erübrigen. Es wäre aber trotzdem noch im Interesse aller anderen Gleitschirmflieger zu klären, warum er sich derart tatenlos am Startplatz verhalten hat.
Gruß Günter
P.S.: Ich bin schon vom Berufsalltag her gewohnt, klar und deutlich zu sprechen, ich habe eine klare und kräftige Stimme, und meine Formulierungen an dem Tag waren auf Hochdeutsch. In Allgäu, Bayern und Österreich habe ich normalerweise keine Verständigungsprobleme. Ich war schon bei einigen Vorfällen und Unglücksfällen Zeuge und hatte immer eine bewundernswerte sekundenschnelle Reaktion bei den Drachen- und Gleitschirmfliegern vor Ort beobachten können, wenn es um erste Hilfe, Herbeirufen eines Rettungshubschraubers etc. ging. Gerade in Anbetracht dessen hebt sich das von mir am Startplatz Spießer Erlebte diametral davon ab.
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