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Hallo zusammen!
Aufgrund von regelmäßigen Wartungsarbeiten wird das Forum am Dienstag, dem 12.11.2024, für einige Zeit nicht verfügbar sein.
Vielen Dank für euer Verständnis.
Ich bin mir Sicher dass es sich bei dem Thema Höhenangst um ganz unterschiedliche Problematiken/ ängste handelt die alle zusammengefasst unter Höhenangst besprochen werden.
Das wichtigste ist das man erst mal feststellt welche Angst habe ich denn?
Ich habe auch eine Zeitlang vermutet dass es bei mir die Angst vor der Höhe ist. Und das stimmt gar nicht. unter anderem habe ich, um das zweifelsfrei fest zu stellen, den Motorschein gemacht. Damit konnte ich zu Zeiten fliegen die ganz und gar ruhig sind . und zwar mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit.
Und was durfte ich erleben ?
Bei mir ist es in erster Linie das Gefühl eine Situation eventuell nicht bestimmen zu können. Nicht Höhenangst.
Also wenn ich in starke oder großflächige Thermik komme und befürchten muss dass meine Spirale ( oder sonstige) Fähigkeiten nicht ausreichen das Steigen sicher zu handeln.
Wenn ich in Starke Turbulenzen fliege dann fängt mein Kopf an an der Situation zu zweifeln... So ungefähr, "...die Turbulenzen werden sicher noch stärker..." oder "... ich bin nicht gut genug dafür...."
Da liegt mein Problem nicht in der Höhenangst.
Mein Paradoxon. Weil ich weis dass ich kein schlechter Pilot bin.
Leider kann ich das selbst nicht 100% genau sagen.
Meine Geschichte:
Ich bin seit Eröffnung dieses Threads bis Anfang diesen Jahres nicht mehr geflogen. Trotzdem bin ich immer und immer wieder ins Fluggelände gefahren; mit dem Drachen. Ich war sogar mit unserer Truppe im Mai eine Woche in Annecy, habe meinen Drachen 3 Mal oben aufgebaut und bin kein einziges Mal geflogen. Mein Fluglehrer meinte, ich habe mindestens 15 Mal auf der Rampe gestanden, gewartet und wieder abgebaut... es hat mich wieder und wieder fürchterlich deprimiert, aber ich wollte einfach nicht aufgeben!
(So, oder so ähnlich sah es dann immer aus)
Wenn ich wusste, es geht wieder zum Fliegen, war ich immer schon Tage vorher nervös. Zwischenzeitlich mischte sich dann sogar noch die Angst vor der Blamage hinein, weil ich schon dachte: ich pack's bestimmt wieder nicht.
Ich hatte irgendwie eine sehr diffuse Angst. Ich hatte vor allem kein Vertrauen darin, dass mich der Drachen halten würde oder ich den Drachen im Flug in den Griff bekäme. Wenn ich auf der Rampe stand und bereit zum Starten war, hatte ich immer so das Gefühl, ich stehe vor einer unsichtbaren Wand, die ich nicht durchdringen kann...
Ich habe mich mit dem Thema Angst, Flugangst und Stressbewältigung sehr viel beschäftigt in der Zeit. Nachdem ich im Januar mal wieder abgebaut hatte, bin ich im Netz völlig zufällig auf einen Spruch gestoßen, da hieß es: "Wenn Du eine Stresssituation vor Dir hast, die Dich nervös macht, versuch es als eine Herausforderung zu sehen. Dann kannst Du Dein Gefühl der Angst in ein Gefühl von Aufregung und Vorfreude verwandeln." Vor meinem nächsten Flug hatte ich mir das dann immer wieder in den Kopf gehämmert ("It's a challange!!!"); der Text war im Original auf Englisch.
Als ich dann auf der Rampe stand, habe ich dann kurz gewartet, allen Mut zusammengenommen und dann tatsächlich den Schritt gemacht und bin gestartet. Das war allerdings kein sehr bewusster Vorgang, ich hab es einfach gemacht. Der Start war etwas daneben, aber gleich nach dem ersten Schritt war jede Angst wie weggeblasen. Ich war in der Luft, konnte nach unten schauen und überall hin... nach der Landung bin ich sofort hoch und habe gleich den 2. Flug gemacht; diesmal mit besserem Start. Am nächsten Tag waren die Bedingungen etwas schlechter: Wechselspiel zwischen schwachem Wind von vorne und Rückenwind, und ich hab mich wieder nicht getraut und gefürchtet, jetzt wieder und immer noch in der Angst zu stecken...
Die nächsten Tage war ich recht nervös, vor allem, weil ich mir unsicher war, ob ich's jetzt überwunden habe oder nicht. Dann kam ein kleines Aha Erlebnis: Ich hatte ein Telefonat mit einem Vereinskollegen, mit dem ich über Flugangst sprechen wollte. Der hatte meinen Start as Fotoserien auf der Homepage gesehen und sagte zu mir: "Bist Du das etwa mit dem bunten Drachen? Mannomann, Dein Start ist ja sowas von besch****** totale Sch*****! Geht gar nicht! Anstellwinkel viel zu hoch, Drachen aufgehen lassen, zu kleine Schritte... wenn Du das bei stärkerem Wind machst, kannst Du Dich schwer verletzen" In dem Moment, so komisch es klingt, ist bei mir glaube ich wirklich der Knoten gerissen. Ich war plötzlilch frei von Angst! Denn auf einmal hatte meine Angst eine Berechtigung, einen Platz. Ich hatte nicht mehr das Gefühl, ich bin einfach schwach und ein Angsthase, sondern ich hatte allen Grund Angst zu haben und vorsichtig zu sein! Nur weil alle anderen auch sicher fliegen, muss das nicht heissen, dass ich auch sicher fliege!
Am übernächsten Wochenende bin ich dann wieder an den Start, mit neuem Selbstvertrauen. Aufgebaut, check, eingehängt, Luftraumfreigabe vom Starthelfer und los... von Liegeprobe bis Startlauf vielleicht 3 Minuten. Dann wieder hoch und wieder runter... am nächsten Tag wieder, ohne jeden Anflug von Angst oder Stress. Ich bin noch nie so entspannt geflogen...
Was habe ich gelernt?
Ich kann leider nicht mit 100% Sicherheit sagen, was meine Flugangst geheilt hat, aber ich habe einige Sachen gelernt:
Flugangst ist ein schambesetztes Thema. Für mich war mit am schlimmsten, dass mich meine Fliegerkollen (mit denen ich zum Teil auch privat befreundet bin) mich jedes Mal permanent und penetrant gefragt haben: Ja, wird's denn heute was? Fliegst Du heute? Warum fliegst Du denn nicht? Bedingungen sind doch traumhaft! Bist doch extra hergekommen! Jetzt hast Du Dir den Drachen gekauft, jetzt musst Du auch fliegen... das war sicherlich immer gut und lieb gemeint, aber derartige Hinweise haben mich jedes Mal nur noch mehr unter Druck gesetzt. Leider war das Verständnis, wenn ich sagte: "bitte lasst mich einfach", jedes Mal eher verhalten.
Für mich ganz klar: Wenn Ihr jemanden kennt oder seht, der mit Flugangst kämpft, dann lasst um Himmelswillen solche Fragereien!!!
Nehmt die Angst ernst und gebt ihr einen Platz. Ich habe das Gefühl, dass wir in der Fliegerei teilweise einen seltsamen Umgang mit Risiken und Fehlern haben. Tatsache: Drachenfliegen ist nicht besonders gefährlich, aber es gibt trotzdem regelmäßig Tote und Schwerstverletzte. Ich habe manchmal den Eindruck, dass die Gefahren unterbewusst kleingeredet werden. Ich glaube es ist mehr so die Sprache, die wir oft wählen: "Naja, wenn der Drachen Dir beim Start aufgeht, ist nicht so gut" oder "Ins Lee bitte nicht hineinfliegen, das ist nicht so gut und kann gefährlich sein". Ich glaube wir versuchen oft über so eine milde Sprache unser Gegenüber zu beruhigen. Bei mir hatte das aber den gegenteiligen Effekt: indem mir immer wieder gesagt wurde, bei den Bedingungen könnten wir einen Schlafenden von der Rampe stoßen und er würde noch heil unten ankommen, fühlte ich meine Angst kleingeredet. Ich hatte fürchterliche Selbstzweifel. Wenn jeder Idiot hier fliegen kann, warum dann ich nicht? Erst als mir einer ganz unverblümt sagte: ja, Dein Start IST Sch*****, konnte ich mich meiner Angst annehmen, da mir klar wurde, dass das was ich da machte, tatsächlich sehr gefährlich war. (Ich möchte dabei betonen, dass ich keiner Zweifel an den Fähigkeiten zur Gefahreinschätzung meiner Fluglehrer habe. Es geht mir einzig um einen Hinweis auf die Rhetorik, die wir allgemein in der Fliegerei manchmal haben, wie mir scheint.)
Die Angstsituation als eine Herausforderung zu sehen, hat mir sehr geholfen, sie kurzfristig zu überwinden. Nach meinem fünften Start hatte ich Schwierigkeiten, mich daran zu erinnern, dass ich vorher mal Angst hatte.
Das Jahr 2016 war für mich völlig unabhängig von der Fliegerei von erheblichen Spannungen im privaten (Beziehung) und beruflichen Bereich geprägt. Dies hat sich jetzt inzwischen aufgelöst. Welchen Beitrag dies auf das Fliegen hat, kann ich schwer abschätzen.
Nachdem ich jetzt wieder fliegen kann, war es für mich sehr wichtig, mir meinen Flug immer wieder anzuschauen. Vor allem, um zu sehen, dass ich den Start ganz gut hinbekommen habe, gut geflogen und gelandet bin (auf den Rädern wegen einer Schulterverletzung, aber alles gut!). Dadurch konnte ich mir noch mal bewusst machen: Ich bin da nicht nur aus Zufall lebend raus- und runtergekommen, sondern, 1. weil mein Gerät mich trägt und 2. ich es (in meinen ausreichenden Grenzen) beherrsche.
NIE AUFGEBEN!!!
Am Ende möchte ich mich noch bei meinen Fliegerkollegen und insbesondere bei meinen Fluglehrern Helmut B., Ines und Sascha N. ganz herzlich bedanken, die sich viel Zeit genommen haben, mir aus meiner Krise heraus zu helfen. Vielen Dank Euch allen!
Zuletzt geändert von R.Horbach; 13.02.2017, 19:39.
Ich kenne einige von denen ich vermute dass es ihnen so oder ähnlich geht wie dir, mir , uns. Und keiner von denen würde sich das auch nur annähernd so eingestehen wie du es hier getan hast.
Und darum werden sie immer mit sich kämpfen.
Genau so muss es sein. Die Freiheit haben fliegen zu können oder nicht, egal wie oft man sich dagegen entscheidet.
Super! ich wünsch dir die schönsten und selbstbestimmtesten Flüge.
@ Rainer: Du hast eine wunderbare Begabung, Stimmungen und Gefühle greifbar zu beschreiben. Deine fliegerische Wiedergeburt nachzuvollziehen, war ein aus meiner Sicht berührender und gleichzeitig erhebender Moment. Ich bin sehr froh, dieses Thema bis zu Deinem Artikel mitgelesen zu haben, obwohl ich es aus reiner Neugier tat. Möge Dein überstandener Leidensweg anderen ein Ansporn sein, ebenfalls so intensiv und hoffentlich ebenso erfolgreich den Wiedereinstieg in die Freuden der Fliegerei zu bewältigen.
Käme ich jemals in ein solch tiefes Tal der Selbstzweifel, wüsste ich nun, welche Worte mir aufhelfen - Deine!
Mit ganz großem Respekt und Dankbarkeit!
Stefan
vielen Dank für deinen Bericht! Sehr interessant zu lesen, wie es aus DEINER Perspektive war.
Hin und wieder begegnen mir Piloten wie dir, von denen ich weiß, dass sie es eigentlich können! Aber dennoch mit zittrigen Knien und Händen am Startplatz stehen. Ich habe mich dann oft gefragt, wie man ihnen am Besten helfen oder beistehen kann. Plumpe Sprüche wie "Jetzt hast du dir extra den Drachen gekauft, nun flieg!" oder "Wir sind extra für dich hergekommen, nun mach endlich!" helfen da sicher nicht. Aber auch sanftes Anstupsen und an vorherige Erfolgserlebnisse erinnern a la "Gestern hast du es doch super gemacht. Das kriegst du heute auch wieder hin." halfen nicht wirklich. Was tun??
Das soll natürlich KEINE Aufforderung sein, andere zu einem Flug zu zwingen! Wer einen schlechten Tag hat oder wem ein ungutes Bauchgefühl vom Fliegen abhält, darf -nein- muss auf einen Flug verzichten! Aber manchmal sind es doch Zauderer, die trotz 1A Bedingungen nicht fliegen wollen oder sich nur nicht trauen.
Wie motivieren Fluglehrer ihre Schützlinge, sich "vom Berg zu stürzen"? Wie gibt man ihnen das nötige Selbstvertrauen?
Zuletzt geändert von FliegenWilli; 14.02.2017, 01:13.
Grund: nachtrag
Das Thema ist mir unverständlich, noch unverständlicher, dass man fliegen will, wenn man nicht will. Peinlich wie viele fliegen, starten, obgleich man sieht, wie sie mit Widderständen kämpfen. Fliegen muss für viele eine Mutprobe sein oder man fliegt wegen seinem Ruf ein Flieger zu sein.
Seidenschwan
Meine Meinung
P.S. Aber vielleicht brauche ich einen Psychotherapeuten, der mir eintrichtert, dass ich meine Angst nur verdränge..
Das Thema ist mir unverständlich, noch unverständlicher, dass man fliegen will, wenn man nicht will. Peinlich wie viele fliegen, starten, obgleich man sieht, wie sie mit Widderständen kämpfen. Fliegen muss für viele eine Mutprobe sein oder man fliegt wegen seinem Ruf ein Flieger zu sein.
Nun ist mir aber nicht klar wer denn hier der Troll sein soll ?
Da finde ich aber was hier geschrieben wurde recht interessant und auch lehrreich.
Wenn man so am Startplatz steht und zuschaut sieht man es schon einigen Piloten an dass sie unsicher sind was da nun alles geschieht und auch am Landeplatz wenn mehrere Piloten über dem Platz sind geht diese Unsicherheit weiter.
m.M. nach fehlt es diesen Leuten an Selbstvertrauen und der richtigen Übung, das kann schon von der Schulung herrühren wenn da kein Selbstvertrauen geschult wird und die richtige Bezugsperson dazu fehlt.
Leider muss man auch sagen dass es immer noch viele Flugschulen und Lehrpersonal gibt die nichts von Pädagogig verstehen oder halten, hauptsache so viele Schüler als möglich durchschleusen und sich am Geld freuen !
Gruß pedro
Ich fliege seit gut 20 und klettere seit gut 30 Jahren mit der Angst als häufigem Begleiter.
Nicht dass ich deswegen keinen Spaß hätte, aber ich springe z.B. immer noch nicht gerne in der Halle 50cm in einen bombensicheren Haken.
Da drüber kann man sehr viel mehr lachen, als über die Angst vor einem Drachenstart.
Ich glaube Angst gehört in gewisser Weise zwangsläufig zu so irrationalen Betätigungen wie es das Fliegen ist.
Die Gefahr abzustürzen kann ehrlicherweise nicht wegdiskutiert werden und damit auch nicht die berechtigte Angst davor.
Also geht es eigentlich nur drum, eine persönliche Ausgewogenheit herzustellen und gegebenenfalls freudig die Sache aufzugeben, denn man hat dann viel Energie für andere schöne Dinge.
Aber ganz praktisch möchte ich dir noch eine alte Klettererweisheit mitgeben, die im Wesentlichen stimmt:
Nach 20 Minuten vergeht die Angst.
Also brauchst du einen Startplatz, an dem du 20 Minuten ohne fluchende Hintermänner auf der Rampe stehen kannst.
Also bitte nicht den Tegelberg!
Nun ist mir aber nicht klar wer denn hier der Troll sein soll ?........
Das scheint mir Eindeutig klar zu sein Da es Gerhard sicher nicht ist....
Ok zum Rest:
...........
Wenn man so am Startplatz steht und zuschaut sieht man es schon einigen Piloten an dass sie unsicher sind was da nun alles geschieht und auch am Landeplatz wenn mehrere Piloten über dem Platz sind geht diese Unsicherheit weiter.
m.M. nach fehlt es diesen Leuten an Selbstvertrauen und der richtigen Übung, das kann schon von der Schulung herrühren wenn da kein Selbstvertrauen geschult wird und die richtige Bezugsperson dazu fehlt.
Leider muss man auch sagen dass es immer noch viele Flugschulen und Lehrpersonal gibt die nichts von Pädagogig verstehen oder halten, hauptsache so viele Schüler als möglich durchschleusen und sich am Geld freuen !
Gruß
Das ist so bei einigen tatsächlich, da geht es schon beim Start an. Siehe wie es Rainer erging. Nichtsdestotrotz spüren diese Piloten den Wunsch zu fliegen in sich.
Und der ist so dermaßen fundamental dass man sich eben in einem Dilemma befinden kann.
Es ist doch auch eigentlich ganz normal dass man anfangs Angst vor der Fliegerei hat.
Ein Bekannter hat mal zu mir gesagt- Mann muss dazu noch erwähnen er ist ein rechtgläubiger Bibelchrist -
Wenn der Mensch fliegen sollte hätte ihm der Herrgott Flügel verliehen....
Nun wenn man nicht an den Herrgott glaubt sondern viel eher an die Evolution, dann wird klar dass man sich das alles erkämpfen muss und damit wird auch die Angst vor dem Fliegen klarer.
Sie ist eben Bestandteil der menschlichen Psyche und der eine hat sie mehr und der andere weniger. Wer den Wunsch zu fliegen besitzt kann sich das auch abtrainieren und durch Selbstvertrauen und dem Wissen auf sein können ersetzen.
Sonst würde auch kein Vogel fliegen.....
Johann
Zuletzt geändert von seidenschwan; 14.02.2017, 10:26.
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