Hallo an Alle,
aus dem Wissenschaftsteil der heutigen SZ. Verhungern jetzt die Steinadler wegen den Gleitschirmfliegern? Seht selbst:
29.10.2002 07:50
Tiere
Hungrige Steinadler
Im Allgäu ist der Bestand unter Druck
Von Roland Knauer
(SZ vom 29.10.2002) - Oberflächlich betrachtet müsste es Tieren wie dem Steinadler gut gehen. Im Allgäu zum Beispiel ist der Bestand seit rund 15 Jahren stabil, alle Reviere sind besetzt. Doch ist die Population dort unter Druck: Im Schnitt schafft es ein Greifvogel-Pärchen nur alle fünf Jahre, ein Jungtier aufzuziehen. In Südtirol dagegen werden jährlich bei vielen Paaren sogar zwei Nachkommen flügge. So ist der Steinadler ein Musterbeispiel dafür, dass die Bedingungen für den Naturschutz komplexer sind, als sich an den Bestandszahlen allein ablesen lässt.
Sender am Tier
Einer der Gründe für den geringen Bruterfolg ist simpel: Im Allgäu leiden die Steinadler Hunger. In den Horsten fand man mitunter nur Überreste von Kleintieren wie Maulwurf oder Alpen-Salamander. Damit geben sich die Greifvögel nur zufrieden, wenn die Beute knapp ist. Deswegen schlagen sie zunehmend auch Ratten, Katzen und Mäuse; normalerweise jagen sie deutlich größere Tiere.
Mit Hilfe von Sendern hat Henning Werth vom bayerischen Landesbund für Vogelschutz (LBV ) Aktionsradius und Beuteverhalten der Tiere untersucht. Um an Beute zu kommen, so fand er heraus, machen die Vögel offenbar bemerkenswerte Flugmanöver: Mit ihren mehr als zwei Meter Spannweite fliegen sie sogar durch dichten Wald, um Rehkitze zu schlagen.
Doch haben Jäger die Schalenwildbestände seit Jahren drastisch reduziert, damit der Jungwald besser hochwachsen kann. Wenn es aber weniger Rehe und Gemsen gibt, können Adler nur kleinere Beute machen – und finden weniger Fallwild. Die Greifvögel ernähren sich zum Teil von Aas.
Jäger lassen Innereien zurück
Normalerweise lassen Jäger die Innereien des geschossenen Wildes im Wald liegen, sodass die Adler so zwar ein wenig zusätzliche Nahrung finden. Aber die scheint ihnen nicht gut zu bekommen. Viele Jäger verwenden bleihaltige Munition. Einige der Steinadler seien im Allgäu bereits daran verendet, weil eine Bleivergiftung sie lähmte und sie nicht mehr fliegen konnten, sagt der LBV.
Möglicherweise müsse man ja nicht jeden Kadaver eines Rindes, das in den Allgäuer Alpen zu Tode stürzt, mit großem Aufwand bergen, meinen die Vogelschützer, auch wenn Tiermediziner mit möglichen Seuchengefahren dagegen argumentieren. Vermutlich fänden die Steinadler dann genügend Aas.
Unerwünschte Gleitschirmflieger
Ins Gehege kommen den Adlern auch Gleitschirmflieger; manchmal benutzen Mensch und Vogel sogar dieselben Aufwinde. Das Eindringen in die Reviere könnte jedoch ebenfalls einen Einfluss auf den Bruterfolg der seltenen Greifvögel haben, warnt der LBV. Der Verein appelliert daher an die Sportler, die wenigen Konfliktzonen in den zehn Steinadler-Revieren zu meiden.
aus dem Wissenschaftsteil der heutigen SZ. Verhungern jetzt die Steinadler wegen den Gleitschirmfliegern? Seht selbst:
29.10.2002 07:50
Tiere
Hungrige Steinadler
Im Allgäu ist der Bestand unter Druck
Von Roland Knauer
(SZ vom 29.10.2002) - Oberflächlich betrachtet müsste es Tieren wie dem Steinadler gut gehen. Im Allgäu zum Beispiel ist der Bestand seit rund 15 Jahren stabil, alle Reviere sind besetzt. Doch ist die Population dort unter Druck: Im Schnitt schafft es ein Greifvogel-Pärchen nur alle fünf Jahre, ein Jungtier aufzuziehen. In Südtirol dagegen werden jährlich bei vielen Paaren sogar zwei Nachkommen flügge. So ist der Steinadler ein Musterbeispiel dafür, dass die Bedingungen für den Naturschutz komplexer sind, als sich an den Bestandszahlen allein ablesen lässt.
Sender am Tier
Einer der Gründe für den geringen Bruterfolg ist simpel: Im Allgäu leiden die Steinadler Hunger. In den Horsten fand man mitunter nur Überreste von Kleintieren wie Maulwurf oder Alpen-Salamander. Damit geben sich die Greifvögel nur zufrieden, wenn die Beute knapp ist. Deswegen schlagen sie zunehmend auch Ratten, Katzen und Mäuse; normalerweise jagen sie deutlich größere Tiere.
Mit Hilfe von Sendern hat Henning Werth vom bayerischen Landesbund für Vogelschutz (LBV ) Aktionsradius und Beuteverhalten der Tiere untersucht. Um an Beute zu kommen, so fand er heraus, machen die Vögel offenbar bemerkenswerte Flugmanöver: Mit ihren mehr als zwei Meter Spannweite fliegen sie sogar durch dichten Wald, um Rehkitze zu schlagen.
Doch haben Jäger die Schalenwildbestände seit Jahren drastisch reduziert, damit der Jungwald besser hochwachsen kann. Wenn es aber weniger Rehe und Gemsen gibt, können Adler nur kleinere Beute machen – und finden weniger Fallwild. Die Greifvögel ernähren sich zum Teil von Aas.
Jäger lassen Innereien zurück
Normalerweise lassen Jäger die Innereien des geschossenen Wildes im Wald liegen, sodass die Adler so zwar ein wenig zusätzliche Nahrung finden. Aber die scheint ihnen nicht gut zu bekommen. Viele Jäger verwenden bleihaltige Munition. Einige der Steinadler seien im Allgäu bereits daran verendet, weil eine Bleivergiftung sie lähmte und sie nicht mehr fliegen konnten, sagt der LBV.
Möglicherweise müsse man ja nicht jeden Kadaver eines Rindes, das in den Allgäuer Alpen zu Tode stürzt, mit großem Aufwand bergen, meinen die Vogelschützer, auch wenn Tiermediziner mit möglichen Seuchengefahren dagegen argumentieren. Vermutlich fänden die Steinadler dann genügend Aas.
Unerwünschte Gleitschirmflieger
Ins Gehege kommen den Adlern auch Gleitschirmflieger; manchmal benutzen Mensch und Vogel sogar dieselben Aufwinde. Das Eindringen in die Reviere könnte jedoch ebenfalls einen Einfluss auf den Bruterfolg der seltenen Greifvögel haben, warnt der LBV. Der Verein appelliert daher an die Sportler, die wenigen Konfliktzonen in den zehn Steinadler-Revieren zu meiden.
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