Ich bin inklusive der Ausbildungszeit knapp 6 Jahre Gleitschirm geflogen. Der weiteste Flug war knapp 90 km, der längste knapp 8 Stunden und meinen persönlichen Höhenrekord hatte ich bei einer Alpenhauptkammüberquerung mit über 4200 m. Ich hatte 3 tolle Schirme, 2 Gurtzeuge und 2 Varios. Hauptsächlich bin ich in einigen Ländern Europas geflogen: Österreich, Schweiz, Italien, Frankreich, Spanien, Kroatien und Island waren dabei. Einige Fernreisen kamen dazu: Argentinien, Kenia, Iran und Namibia. In Indien und Malaysia habe ich es versucht, es hat aber nicht gepasst.
Meine Scheine habe bei einer kleinen Schule gemacht. Die Schule war prima. Den älteren der beiden Lehrer fragte ich eines Abends ob, oder wie viele, seiner Bekannten oder Freunde beim Fliegen gestorben sind. Er meinte: „In den 30 Jahren so mindestens 30. Bekannte - eben so wie wir beide jetzt.“ Schon viel – ich habe in den letzten 40 Jahren insgesamt nur 2 Bekannte durch Unfälle verloren, beide beim Motorrad, bzw. Mofa fahren.
Ich kann mich in meiner Fliegerlaufbahn eigentlich nur an eine Verletzung erinnern - die hätte aber auch beim hiken passieren können.
Schau ich genauer auf meine Karriere dann sehe ich allerdings:
Also im Schnitt jedes Jahr ein oder zwei problematische Situationen.
In Argentinien bin ich die Gebiete im Nordwesten mit einem Freund abgeflogen. 1 Woche nach dem Ende unserer Tour starben dann zwei mir unbekannte Piloten. An dem Spot hatte ich bei den Landungen auch ein, zwei knallige Ablösungen kassiert. Ansonsten ist Argentinien knifflig. Superthermisch, wenige Startplätze, viele Kakteen, aber toll.
In Namibia hatte ich keine Probleme. Ich war mit einer kleinen Gruppe unterwegs. Einem sehr erfahrenem Piloten hat es nach einem Klapper während er Photos machte fast den halben Schirm entleint. Er hat es aber sogar ohne Retter runter geschafft. Einige andere sind in das Steigen einer Konvektion gekommen. Die konnten runterspiralen, ich war superfroh das ich schon unten war. Ob ich das geschafft hätte?
In Kenia im Rift Valley, hab ich dann meinen ersten Abgang hingelegt. Schon in der Landung, erwische ich ziemlich überraschend noch einen Aufwind und nehme den mit. Der hebt mich dann 200-300 m hoch, wahrscheinlich mit teilweise 15 m pro Sekunde. Ich hab mein Vario noch nie so schreien gehört. Am Ende des Steigens haut es mich aus der Thermik. Der folgende Pendeleffekt endet mit einem schrägen Vorschiessen des Schirms. Dieses bekam ich nicht kontrolliert. 20 m neben dem Fels und 15 m über dem Baum. Ich hänge knapp über dem Boden. Schirm ok. Vario kaputt. Am nächsten Tag fliege ich wieder. In dem Gebiet flogen in der Zeit nur sehr wenige Piloten (<10). In den 3 Wochen habe ich 2 oder 3 Baumlandungen und 2 oder 3 Retterabgänge gezählt. Das kann man sicher grade noch so akzeptieren. In den Folgewochen nach meiner Abreise gab es dann 3 Tote. Die Piloten kannte ich nicht.
Im Iran war ich mit einer kleinen Gruppe unterwegs. Nur ein Beinbruch bei einem der Flieger... Allerdings hatten wir vergleichsweise schlechtes Wetter und sind wenig geflogen.
Über mein letztes Flughalbjahr hinweg bin ich dann recht häufig in den Alpen geflogen. Die Ausrüstung habe ich leichter gemacht. Das wandern und campieren mit der Ausrüstung war klasse. Beim Fliegen habe ich mich aber öfter mal unwohl gefühlt. Ich denke über das aufhören nach.
Im Sommer in Kroatien bin ich dann in wieder im Baum gelandet. Bei recht toter Luft, nah am Hang, direkt über Bäumen. Wahrscheinlich habe ich den Schirm abgerissen weil ich zu hart in eine Mini-Thermik eingedreht habe. Vielleicht war es aber auch ein Klapper. Meine Reaktion war einfach viel zu träge und damit unzureichend. Wie ich so im Baum hänge habe ich für mich entschieden den Sport aufzugeben.
Ich habe 2 Sicherheitstrainings besucht und immer versucht aktiv zu fliegen. Die Hände waren bei mir nie am Gurt und immer an den Bremsen. Das reicht in meinem Fall offenbar nicht um die sehr sporadisch auftretenden Problemsituationen zu bewältigen.
Bei anderen Sportarten kann man sich an ein Risiko rantasten und übt permanent. Beim Gleitschirmfliegen versucht man die Risikosituation zu vermeiden. Entsprechend sind diese sehr selten. Um zu trainieren übt man dann in einer Woche Sicherheitstraining 10-15 Klapper, trudelt 2 mal und macht ein paar andere Übungen – alles in toter Luft. Damit sind die Reflexe bei einem Normalflieger wie mir nicht da. Die 500 Trainingseinheiten die man braucht um ein Problem automatisch ohne Vorwarnzeit richtig zu lösen bekomme ich beim Gleitschirmfliegen nicht hin.
Die Entscheidung den Sport aufzugeben lag jetzt aber nicht an den zwei Baumlandungen. Es war eher eine Summe aus folgenden Überlegungen:
Tolles Hobby - eigentlich das Beste. Extrem gefährlich. Und seit ich nicht mehr fliege erzählen mir ständig irgendwelche Leute das sie auch einen Bekannten oder Freund haben oder hatten …. Die sind dann meistens irgendwie gelähmt oder können mittlerweile wieder laufen.
Ich kite jetzt wieder - super das ich jetzt viel mehr vom Wetter verstehe.
Meine Scheine habe bei einer kleinen Schule gemacht. Die Schule war prima. Den älteren der beiden Lehrer fragte ich eines Abends ob, oder wie viele, seiner Bekannten oder Freunde beim Fliegen gestorben sind. Er meinte: „In den 30 Jahren so mindestens 30. Bekannte - eben so wie wir beide jetzt.“ Schon viel – ich habe in den letzten 40 Jahren insgesamt nur 2 Bekannte durch Unfälle verloren, beide beim Motorrad, bzw. Mofa fahren.
Ich kann mich in meiner Fliegerlaufbahn eigentlich nur an eine Verletzung erinnern - die hätte aber auch beim hiken passieren können.
Schau ich genauer auf meine Karriere dann sehe ich allerdings:
- 4-5 völlig falsche Startentscheidungen, bei denen ich letztendlich Glück hatte.
- 1 mal habe ich das Lee eines einsetzenden Talwindes nicht begriffen und hangnah einen dicken Klapper kassiert.
- 1 mal hatte ich einen Materialschaden am Gurtzeug und ich habe die komplette Höhe im Gurtzeug stehend abgebaut.
Also im Schnitt jedes Jahr ein oder zwei problematische Situationen.
In Argentinien bin ich die Gebiete im Nordwesten mit einem Freund abgeflogen. 1 Woche nach dem Ende unserer Tour starben dann zwei mir unbekannte Piloten. An dem Spot hatte ich bei den Landungen auch ein, zwei knallige Ablösungen kassiert. Ansonsten ist Argentinien knifflig. Superthermisch, wenige Startplätze, viele Kakteen, aber toll.
In Namibia hatte ich keine Probleme. Ich war mit einer kleinen Gruppe unterwegs. Einem sehr erfahrenem Piloten hat es nach einem Klapper während er Photos machte fast den halben Schirm entleint. Er hat es aber sogar ohne Retter runter geschafft. Einige andere sind in das Steigen einer Konvektion gekommen. Die konnten runterspiralen, ich war superfroh das ich schon unten war. Ob ich das geschafft hätte?
In Kenia im Rift Valley, hab ich dann meinen ersten Abgang hingelegt. Schon in der Landung, erwische ich ziemlich überraschend noch einen Aufwind und nehme den mit. Der hebt mich dann 200-300 m hoch, wahrscheinlich mit teilweise 15 m pro Sekunde. Ich hab mein Vario noch nie so schreien gehört. Am Ende des Steigens haut es mich aus der Thermik. Der folgende Pendeleffekt endet mit einem schrägen Vorschiessen des Schirms. Dieses bekam ich nicht kontrolliert. 20 m neben dem Fels und 15 m über dem Baum. Ich hänge knapp über dem Boden. Schirm ok. Vario kaputt. Am nächsten Tag fliege ich wieder. In dem Gebiet flogen in der Zeit nur sehr wenige Piloten (<10). In den 3 Wochen habe ich 2 oder 3 Baumlandungen und 2 oder 3 Retterabgänge gezählt. Das kann man sicher grade noch so akzeptieren. In den Folgewochen nach meiner Abreise gab es dann 3 Tote. Die Piloten kannte ich nicht.
Im Iran war ich mit einer kleinen Gruppe unterwegs. Nur ein Beinbruch bei einem der Flieger... Allerdings hatten wir vergleichsweise schlechtes Wetter und sind wenig geflogen.
Über mein letztes Flughalbjahr hinweg bin ich dann recht häufig in den Alpen geflogen. Die Ausrüstung habe ich leichter gemacht. Das wandern und campieren mit der Ausrüstung war klasse. Beim Fliegen habe ich mich aber öfter mal unwohl gefühlt. Ich denke über das aufhören nach.
Im Sommer in Kroatien bin ich dann in wieder im Baum gelandet. Bei recht toter Luft, nah am Hang, direkt über Bäumen. Wahrscheinlich habe ich den Schirm abgerissen weil ich zu hart in eine Mini-Thermik eingedreht habe. Vielleicht war es aber auch ein Klapper. Meine Reaktion war einfach viel zu träge und damit unzureichend. Wie ich so im Baum hänge habe ich für mich entschieden den Sport aufzugeben.
Ich habe 2 Sicherheitstrainings besucht und immer versucht aktiv zu fliegen. Die Hände waren bei mir nie am Gurt und immer an den Bremsen. Das reicht in meinem Fall offenbar nicht um die sehr sporadisch auftretenden Problemsituationen zu bewältigen.
Bei anderen Sportarten kann man sich an ein Risiko rantasten und übt permanent. Beim Gleitschirmfliegen versucht man die Risikosituation zu vermeiden. Entsprechend sind diese sehr selten. Um zu trainieren übt man dann in einer Woche Sicherheitstraining 10-15 Klapper, trudelt 2 mal und macht ein paar andere Übungen – alles in toter Luft. Damit sind die Reflexe bei einem Normalflieger wie mir nicht da. Die 500 Trainingseinheiten die man braucht um ein Problem automatisch ohne Vorwarnzeit richtig zu lösen bekomme ich beim Gleitschirmfliegen nicht hin.
Die Entscheidung den Sport aufzugeben lag jetzt aber nicht an den zwei Baumlandungen. Es war eher eine Summe aus folgenden Überlegungen:
- Ich fliege über dem Tal und denke: „Ist das jetzt der beste Platz wo ich wirklich sein möchte?“
- Es wird thermisch und ich denke: „Vor zwei Jahren hätte wäre ich an der Stelle begeistert gewesen. Wieso brauch ich jetzt erst wieder 30 Minuten Thermik bevor ich mich so richtig wohl fühle?“
- Ich lande und denke: „Prima – keinen Heber bekommen. Wieso bin ich jetzt so happy das ich unten bin?“
- Fühl ich mich grad wohl und sicher?
Tolles Hobby - eigentlich das Beste. Extrem gefährlich. Und seit ich nicht mehr fliege erzählen mir ständig irgendwelche Leute das sie auch einen Bekannten oder Freund haben oder hatten …. Die sind dann meistens irgendwie gelähmt oder können mittlerweile wieder laufen.
Ich kite jetzt wieder - super das ich jetzt viel mehr vom Wetter verstehe.
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