Hallo Thermikflieger,
bei meinen Internet-Recherchen rund ums Gleitsegelwetter bin ich auf einer englischen Seite auf einen interessanten Hinweis gestoßen. Es ging dabei allgemein um Thermik: Was und vor allem wo kann eine typische Thermikblase auslösen? Im speziellen ging es - und das war für mich das interessante - um die Frage von Hindernissen als Auslöser.
Beispielsweise sagt die Lehrbuchmeinung, dass Baumreihen, Häuser, Bahndämme o.ä. als Thermikauslöser dienen können. Begründet wird dies damit, dass die vom Boden erwärmte Luft an solchen Hindernissen zum Aufsteigen gezwungen wird, weshalb sich dort eine Blase vom Boden "ablösen" kann.
In dem englischen Thread wurde diese Theorie allerdings um eine für mich sehr interessante Komponente erweitert: Nicht das Hindernis selbst sei der Hauptauslöser (Bäume beispielsweise seien bei geringen Windgeschwindigkeiten viel zu durchlässig für die Luft, als dass diese sich wirklich zum Heben zwingen ließe), sondern die mit dem Hindernis verbundene Kaltluft am Boden: Im Schatten von Bäumen, auf der Nordseite von Bahndämmen, auf der sonnenabgewandten Seite von Häusern etc. hält sich ein Kaltluftsee. Erst wenn die warme Luft wie eine Mikrowarmfront auf diese kühlere Luft aufgleitet, wird sie sich vom Boden lösen und dann in der kühleren Luft über diesem Schattenfleck entsprechend schnell nach oben steigen.
Mir erscheint diese Theorie durchaus schlüssig und v.a. sehr interessant (auch wenn sie nicht als alleinige Erklärung für die thermischen Phänomene verstanden werden sollte!!). Ich erlebe immer wieder , dass sich in der Natur großräumige Phänomene i.d.R. auch im kleinen widerspiegeln. Warum also Thermik nicht auch wie das großräumige Wettergeschehen in Miniaturformat betrachten?
Über einem warmen Feld bildet sich ein Mikrohoch, im feuchten, kühlen Wald daneben ein Mikrotief. Dadurch kommt es zu Ausgleichbewegungen der Luft (lokaler Wind), d.h. die warme Luft im Mikrohoch fließt zum Mikrotief. An der Grenze von beiden bilden sich Fronten.
Auf Basis dieser Theorie gäbe es Thermik, die eher einen Warmfrontcharakter hat (breitflächig gleitet die warme Blase auf die Luft über kühlerem Untergrund auf). Aber auch Mikrokaltfronten sind vorstellbar, mit turbulenten und heftigen Luftbewegungen wie bei einem Gewitter...
Noch ein weiteres Phänomen ließe sich auf diese Weise deuten: Gegen mittag schläft die Thermik häufig etwas ein. Erklärt wird dies lehrbuchmäßig damit, dass durch die starke Konvektion mehr Wolken am Himmel stehen und somit die Sonneneinstrahlung behindern. (Der Sonnenscheiner hat dazu mal einen schönen Artikel geschrieben).
Auf Basis der Mikro-Theorie ist aber noch eine andere Lösung denkbar (gilt insbesondere, wenn wenig Wolken am Himmel sind): Wenn die Sonne mittags senkrecht vom Himmel scheint, sind die Schatten weg oder sehr kurz. Damit bilden sich im "Mikroraum" die Temperaturunterschiede weniger stark aus, es kommt gewissermaßen zu einer flacheren Druckverteilung und zu einem geringeren Ausgleich der Luftmassen und somit zu weniger Thermik.
Nun sind das alles doch sehr theoretische Überlegungen, die in der Praxis auch schwer nachprüfbar sind. Sehr häufig werden Makro-Einflüsse (überregionaler Wind, Wetter, Orographie etc.) diese Zusammenhänge bis zur Unkenntlichkeit überlagern und verchaotisieren.
Dennoch lohnt es sich m.E. für uns Gleitschirmflieger, die vom Verständnis kleinräumiger Thermik besonders profitieren, dieses Thema etwas eingehender zu betrachten. Wer also Material, Erfahrungen oder eigene Gedanken zu diesem Thema hat: her damit. Nur so können wir gemeinsam lernen, ein bisschen mehr von dieser unsichtbaren Materie zu verstehen, durch die wir uns so gerne fortbewegen.
Lucian
bei meinen Internet-Recherchen rund ums Gleitsegelwetter bin ich auf einer englischen Seite auf einen interessanten Hinweis gestoßen. Es ging dabei allgemein um Thermik: Was und vor allem wo kann eine typische Thermikblase auslösen? Im speziellen ging es - und das war für mich das interessante - um die Frage von Hindernissen als Auslöser.
Beispielsweise sagt die Lehrbuchmeinung, dass Baumreihen, Häuser, Bahndämme o.ä. als Thermikauslöser dienen können. Begründet wird dies damit, dass die vom Boden erwärmte Luft an solchen Hindernissen zum Aufsteigen gezwungen wird, weshalb sich dort eine Blase vom Boden "ablösen" kann.
In dem englischen Thread wurde diese Theorie allerdings um eine für mich sehr interessante Komponente erweitert: Nicht das Hindernis selbst sei der Hauptauslöser (Bäume beispielsweise seien bei geringen Windgeschwindigkeiten viel zu durchlässig für die Luft, als dass diese sich wirklich zum Heben zwingen ließe), sondern die mit dem Hindernis verbundene Kaltluft am Boden: Im Schatten von Bäumen, auf der Nordseite von Bahndämmen, auf der sonnenabgewandten Seite von Häusern etc. hält sich ein Kaltluftsee. Erst wenn die warme Luft wie eine Mikrowarmfront auf diese kühlere Luft aufgleitet, wird sie sich vom Boden lösen und dann in der kühleren Luft über diesem Schattenfleck entsprechend schnell nach oben steigen.
Mir erscheint diese Theorie durchaus schlüssig und v.a. sehr interessant (auch wenn sie nicht als alleinige Erklärung für die thermischen Phänomene verstanden werden sollte!!). Ich erlebe immer wieder , dass sich in der Natur großräumige Phänomene i.d.R. auch im kleinen widerspiegeln. Warum also Thermik nicht auch wie das großräumige Wettergeschehen in Miniaturformat betrachten?
Über einem warmen Feld bildet sich ein Mikrohoch, im feuchten, kühlen Wald daneben ein Mikrotief. Dadurch kommt es zu Ausgleichbewegungen der Luft (lokaler Wind), d.h. die warme Luft im Mikrohoch fließt zum Mikrotief. An der Grenze von beiden bilden sich Fronten.
Auf Basis dieser Theorie gäbe es Thermik, die eher einen Warmfrontcharakter hat (breitflächig gleitet die warme Blase auf die Luft über kühlerem Untergrund auf). Aber auch Mikrokaltfronten sind vorstellbar, mit turbulenten und heftigen Luftbewegungen wie bei einem Gewitter...
Noch ein weiteres Phänomen ließe sich auf diese Weise deuten: Gegen mittag schläft die Thermik häufig etwas ein. Erklärt wird dies lehrbuchmäßig damit, dass durch die starke Konvektion mehr Wolken am Himmel stehen und somit die Sonneneinstrahlung behindern. (Der Sonnenscheiner hat dazu mal einen schönen Artikel geschrieben).
Auf Basis der Mikro-Theorie ist aber noch eine andere Lösung denkbar (gilt insbesondere, wenn wenig Wolken am Himmel sind): Wenn die Sonne mittags senkrecht vom Himmel scheint, sind die Schatten weg oder sehr kurz. Damit bilden sich im "Mikroraum" die Temperaturunterschiede weniger stark aus, es kommt gewissermaßen zu einer flacheren Druckverteilung und zu einem geringeren Ausgleich der Luftmassen und somit zu weniger Thermik.
Nun sind das alles doch sehr theoretische Überlegungen, die in der Praxis auch schwer nachprüfbar sind. Sehr häufig werden Makro-Einflüsse (überregionaler Wind, Wetter, Orographie etc.) diese Zusammenhänge bis zur Unkenntlichkeit überlagern und verchaotisieren.
Dennoch lohnt es sich m.E. für uns Gleitschirmflieger, die vom Verständnis kleinräumiger Thermik besonders profitieren, dieses Thema etwas eingehender zu betrachten. Wer also Material, Erfahrungen oder eigene Gedanken zu diesem Thema hat: her damit. Nur so können wir gemeinsam lernen, ein bisschen mehr von dieser unsichtbaren Materie zu verstehen, durch die wir uns so gerne fortbewegen.
Lucian
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