Euer erster Alleinflug

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  • Richard S.
    Registrierter Benutzer
    • 05.06.2001
    • 582
    • Richard Schmid
    • Bremen

    Euer erster Alleinflug

    Hi Fetzenflieger,

    die Stangerltrager haben mich auf die Idee gebracht:



    Wie wär's, wenn Ihr alle mal Eure Erlebnisse Eures ersten wirklichen Alleinfluges (Höhenfluges) schildern würdet...

    Ich fang mal an:

    September 1989 - Flugschule Zillertal: Nach Tagen der Schlepperei am Übungshang ging's endlich auf den Arbiskopf. Es war noch früher Vormittag, der Bus mit all den Novizen war voll und es herrschte eine merkwürdige Stille. Sonst lärmte und tobte die ganze Bande, aber heute: Ruhig war's, keiner wagte einen Mucks. Kurzum eine eigentümliche Mischung aus Respekt, Vorfreude aber auch Bammel machte sich breit, vorherrschend bei den meisten war jedoch das Gefühl: "Was, da sollen wir jetzt runter, von unten sieht das doch gar nicht so hoch aus...", schluck.

    Endlich am Startplatz, die ganz Mutigen machten sich sogleich fertig, während ich noch ein wenig abwartete, wollte doch weder als erster noch als letzter raus. Geholfen hat's wenig, die Aufregung stieg, je näher ich an die Reihe kam. Und prompt passierte mir ein Malheur: Ich hängte mich vor lauter Nervosität falsch ein, d.h. ein Tragegurt war verdreht - nicht wirklich schlimm, aber der am Start stehende "Fluglehrer" meinte, "sofort auf den Übungshang" (zu diesem netten Menschen, der lediglich eine Saison bei der Flugschule angestellt war, gäbe es noch viel zu sagen, nur soviel - unser gesamter Grundkurs nannte ihn "Psycho" - nicht zuletzt weil es mit seiner Art die eh schon nervösen Flugschüler noch hektischer machte, als sie eh schon waren - aber das ist eine andere Geschichte...) Nun ja, nach Funkkontakt mit dem am Landeplatz weilenden Hannes Schmalzl (der wohl beste Fluglehrer, den ich je kennenlernen durfte) beruhigte sich die Situation und ja, ich durfte - nach Korrektur des Tragegurtes - tatsächlich starten: Ein paar entschlossene Schritte - wie unzählige Male geübt - und ich war in der Luft...

    Seitdem ist es um mich geschehen... Es war unglaublich: Dieser erste vielleicht lediglich sechs bis acht Minuten dauernde Gleitflug gehört unwiderruflich immer noch zu meinen TOP 10 - Flügen. Es war wie ein erster Orgasmus, unbeschreiblich aufregend, weil das erste Mal und unbeschreiblich schön. Natürlich brüllte ich meine Glückgefühle hinaus, damit es ja alle hören... (So 500m unter mir gingen gerade ein paar Wanderer und die guckten zunächst gar nicht, unglaublich, also noch einmal ein paar Jauchzer, naja und endlich guckten sie...;-)))

    Den Flug selbst spulte ich wie vorher in der Theorie eingepaukt geradezu schulmäßig herunter. Ich glaube, ich war noch nie so konzentriert - sieht man mal von den Aufregungen vor dem Start ab - wie bei diesem allerersten Höhenflug: Hände blieben oben (ohne Anbremsung, ja, so hat man damals gelehrt!), die Höhe wurde über der Position ordentlich abgebaut und der Landeanflug erfolgte wie uns eingebleut mit einer mehr oder weniger sauberen Linksvolte.

    Die Landung selbst war völlig problemlos, auch dank der souveränen Einweisung durch Hannes (übrigens die erfolgte ohne Funk, sondern nur mit den Händen). Den Landepunkt habe ich zwar nicht getroffen, aber das war dann auch egal...

    Der Flug selbst war aus heutiger Sicht nichts spektakuläres, damals jedoch war's ein Höhepunkt... Übrigens mein Schirm war ein Extase (!) von Salewa (ja, die bauten damals noch Schirme!), Gleitzahl 1:Stein...;-)))

    Gruß Richard

    Kleine Ergänzung: Natürlich flogen wir ohne Instrumente (wozu auch) und ohne Rettung (!)
    Zuletzt geändert von Richard S.; 06.07.2006, 14:22.
    Alles was wir vom Leben mitnehmen, ist das was wir gelebt haben (Brasilianisches Sprichwort)
  • Geier
    Registrierter Benutzer
    • 05.07.2006
    • 225
    • Jochen
    • Arnsberg

    #2
    AW: Euer erster Alleinflug

    Begonnen hat alles im Herbst 1987. Höhenflüge dann ab Sommer 1988.
    Startplatz Hochgrat. Zu unserm Erstflug hatten einige ihr eigenen Schirme
    mitgebracht. Ich hatte eine kleinere schnellere Version von dem damals beliebten
    Maxi, Profil hieß das Teil. Die Schirme sahen noch aus wie reine Sprungschirme und es gab nur eine Handvoll verschiedener Modelle zur Auswahl. Die Teile passten damals mit Gurtzeug noch fast in eine
    Aktentasche, so wenig hatte man dabei. Gurtzeug hatte ich mir ohne Brett gekauft, also nur mit Beinschlaufen. Dieses habe ich dann bei meinen ersten
    Termikflügen bereut, nachdem mir wechselseitig die Füße einschliefen.
    Ein Schüler hatte den Allies d K in der Flugschule erworben und der Schirm sollte nun seine erste Höhenreise antreten. Was dann kam habe ich nie wieder erlebt
    und war damals ein Schock für mich. Der Schüler lief los und beim Hochsteigen
    des Schirms riss dieser an einer Naht in zwei Teile. Das Gesicht des Lehrers
    und des Schülers hättet Ihr sehen sollen. Es stand also einer oben mit Funk
    und auch am Landeplatz stand jemand mit einem Gerät. Es hieß dann: es startet
    jetzt... und das war es dann. Man war völlig auf sich gestellt. Man konnte die
    Landewiese auch nicht einsehen und von unten auch nicht den Startplatz da
    oben eine schöne Wolkenschicht lag. Es hieß dann: jetzt fliergst ma gerade aus
    und beim Tiefersinken seht Ihr dann den Landeplatz. Toll !!
    Ich habe dann gewartet bis ein Wolkenloch entstand und bin dann gestartet.
    Wer den Landeplatz am Hochgrat kennt, weiß das die Landeeinteilung passen
    muß und man nicht mehr "Nachbessern" kann. Waren damals harte Zeiten.
    Resüme der vorangegangenen Höhenflüge. ! x Beinbruch weil in 10 M die Bremsleine durchgezogen, eine Baumlandung und einer ist in die Heckscheibe eines PKW geflogen der direkt am Ende der Landewiese stand, ebenfalls macht
    einer eine sitzende Landung auf einem Zaunpfahl an der Landewiese. Auch
    hier war dann erst einmal Schluß mit der weiteren Ausbildung.
    Bei den ersten Höhenflügen mit dem Drachen Jahre vorher war es auch nicht
    viel besser, Drachen zu weit rausgedrückt, Baumlandung. Ein weiter Schüler
    aus den Niederlanden hatte ebenfalls Probleme mit dem Anstellwinkel und
    knallte aus gut 20 M auf einen Baumstumpf, hat er leider nicht überlebt.

    Jochen
    Zuletzt geändert von Geier; 07.07.2006, 05:26.

    Kommentar

    • Bernd
      Registrierter Benutzer
      • 03.06.2001
      • 692
      • Friedrichshafen

      #3
      AW: Euer erster Alleinflug

      Mein erster Alleinflug war im Sommer 1991 vom Weiherkopf Mittelstation (bei Bolsterlang/Oberstdorf) und ziemlich unspektakulär. Start und Landung klappten wie gelernt, und dazwischen musste man sich auch nicht viel Gedanken machen, wo man die Resthöhe abbauen könnte. Man hatte nicht viel davon übrig, wenn man über dem Landeplatz angekommen war (Mein Schirm war ein Jaguar XC11 von Parasail). Klar, ein bisschen aufregend war es schon. Aber ich könnte nicht sagen, dass es der Megakick war.

      Stoff für einen Schwank bietet eher einer der nächsten Flüge am gleichen Berg. Bei der Landung gab es nämlich ein Missverständnis zwischen mir und dem Fluglehrer. Der stand am LP und signalisierte mit neonfarbenen Paddeln wie man steuern sollte. Ich war gerade im Queranflug und hatte noch reichlich Höhe, als er mir eine Steuerbewegung signalisierte. Als ich nicht sofort reagierte, betonte er das Signal noch mehr. Ich interpretierte das so, dass ich aufrund meiner Höhe nochmal einen Vollkreis fliegen sollte. Mein Gefühl sagte mir zwar, dass das zumindest knapp werden würde, aber er war schließlich derjenige, der sich mit der Fliegerei besser auskannte als ich. Also prügelte ich meinen Flügel so eng um die Kurve, wie ich konnte. Es reichte gerade mal für eine halbe Kurve, dann crashte ich in den Hang der Landewiese. Mit viel Anfängerdusel ging das ohne einen Kratzer aus. Zufällig war gerade ein Fotograf anwesend und hielt die Szene im Bild fest!
      Was wollte der Fluglehrer mir tatsächlich signalisieren? Er versuchte mich dazu zu bringen, die Kurve im Queranflug enger zu fliegen, um mehr Strecke für den Endanflug zur Verfügung zu haben (der in der Seilbahn enden konnte, wenn man wesentlich zu hoch war)

      Gruß
      Bernd
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      • Dennis_the_menace
        Registrierter Benutzer
        • 22.10.2005
        • 1323

        #4
        AW: Euer erster Alleinflug

        Ich gehöre hier eindeutig zur next-Generation. Meine Höhenschulung war im Juli 2005, im Zillertal am Perler.
        Vor dem Start noch die Souveränität in Person, und auch auf den ersten Metern nichts von Nervosität zu spüren; Erst als der Hang nach der Hütte, die es links zu überfliegen galt, steil abbrach und sich das Gelände vom Übungshang in in die tiefste Schlucht auf diesem Planeten wandelte bekanm die Sache einen Hauch von
        HIIILLLFFFEEEEE !
        Mir blieb sprichwörtlich die Luft im Hals stecken und von Vertrauen in die Technik wollen wir mal nicht reden... also schnell an die Worte meines Fluglehrers gedacht: "Junge, der Schirm fliegt am besten aleine" und die arme am liebsten durch die Führungsrolle der Bremsschlaufe gedrück, nur nicht an der Schnur ziehen...
        Als ich dann über dem Tal war durfte ich dann die ersten Kreise machen, mit einem Respekt, den ich am Übungshang nie hatte. Da bin ich, sobald die Baumreihe rum war (Wiesensteig) scharf links abgebogen um zwischen Ski-Schanze und Baum meine zweite 90°/90° Kurve zu fliegen ...mit Höhe sieht das schon etwas anders aus.
        Nichts desto Trotz, meine Landeeinteilung hat dann trotzdem gepasst, und überlebt hab ich das ganze ja auch
        Das Reh springt hoch, das Reh springt weit
        Warum auch nicht? Es hat ja Zeit!

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        • Stefan_Schumacher
          Registrierter Benutzer
          • 15.05.2003
          • 1107
          • Stefan Schumacher
          • Breckerfeld, Kamshet

          #5
          AW: Euer erster Alleinflug

          Verdammt noch eins, alle sind fertig mit der Höhenschulung, nur ich Idiot hab dem Fluglehrer gesagt, dass ich bei Regen nicht fliege und hab die blöden 25 Flüge in der Woche nicht geschafft.
          Was tun, bleib ich halt übers Wochenende noch in Sillian und mache am Montag und Dienstag noch meine letzten Flüge bei der einheimischen Flugschule, wenn das Wetter besser wird.

          Gesagt, getan, alle Mitschüler sind wieder daheim im Flachländle, haben den Schein auch bei Regen und Schnee geschafft. Tolle Abgleiter, aber um den Schein zu bekommen ja genug.

          Da flieg ich dem Prüfer meine Acht und des Zeugs vor und schon hab ich die Prüfung am Morgen bestanden. Ja, was tun, sagt der doch glatt: Ja wenn Du noch fliegen willst, kannst Du ja jetzt machen.
          Wie, nicht warten, bis ich meinen Schein habe? Nö! Geil, beim Segelfliegen darfst Du mal nix machen, bevor der Schein da ist, das ist die tote Zeit zwischen Schüler und Pilot. Aber dann!

          Ok, kein Lehrer mehr am Funk, der mich von meinem Fliegen abhält, dann mal an der Stalpe raus. ;-)

          Die ganze Woche war so ein Sauwetter, dass wir alle nur im Dauersinkflug runter sind.

          Jetzt hebt mich doch glatt ein leichter Hauch noch über die Starthöhe, und ich kann mich beim ersten Alleinflug fast eine halbe Stunde am Berg halten und endlich mal alles ausprobieren, ohne mir Anweisungen geben zu lassen, auf die ich hören muss. Geilomatisch. Das hab ich noch nie erlebt, einfach am Hang entlang cruisen und so richtig entspannt die Gegend genießen.

          Jo, Ihr habt alle Eure Starts geschafft und seid schön im Regen geflogen, aber mir ist jetzt der einzige gleile Flug gelungen und Ihr seid alle schon daheim und könnt auf das nächste Frühjahr warten.

          Das war schon ein erinnerungswürdiger Flug! ;-)

          STS

          PS: Vom ersten Höhenflug hab ich nur noch in Erinnerung, dass die Stalpe doch ziemlich steil war und ich erst einige Frösche runterschlucken musste. Der Rest war eigentlich, hm, normal, da war ich ja in der Luft, da ist alles isi. ;-)
          Zuletzt geändert von Stefan_Schumacher; 20.08.2006, 03:46.
          --
          http://de.paragliding-wiki.org wieder online (Bitte Benutzer neu registrieren!)

          Überlebensratgeber Indien (in Arbeit): http://www.duckflight.de/download/IndienDHVForum.epub

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          • Paraglider2
            Registrierter Benutzer
            • 15.07.2005
            • 210
            • Adrian Walther
            • CH

            #6
            AW: Euer erster Alleinflug

            Bei mir stellte sich am Morgen meines Ersten Höhenfluges ein freudige Erwartung mit breitem Grinsen ein. Bis zum Start, als der Fluglehrer mir nach dem 5-Punkte Check sagte, wenns für dich passt, kannst du gehen.
            Das erstemal Herzklopfen. Ich hab die Gedanken kurzzeitig ausgeräumt und mir 2-mal überlegt ob ich starten will.
            Losgelaufen, und ohne kurze Zeit später schon in der Luft. Der Blick war im ersten Moment noch auf den Boden gerichtet, der immer weiter weg ging.
            Dann erstmal ins Gurtzeug setzen und kurz rundum schauen. SCHEISSSSSE..... Bis jezt war mir nie aufgefallen, dass diese Leinen so dünn waren!

            Nach den ersten 5Min. hat sich das Herzklopfen jedoch beruhigt und ich konnte mich langsam auf den Landeanflug vorbereiten.

            Doch was ist jetzt los...! Ich sehe unter mir, direkt neben dem Landplatz auf der Hauptstrasse wie zwei Autos fast frontal ineinander rasen und sich ziemlich stark touchieren. Ein Auto fliegt in einem weiten Bogen über die Böschung und bleibt nach einem Überschlag stehen.

            Jetzt habe ich nur noch eins im Kopf. Ich kann ja ohne Probleme ein kurzer Abstecher machen und näher Hinfliegen um zu sehen was dort läuft.

            Irgend wann schreien die Flugkollegen vom Landplatz HIERHER.....!!! (Der Fluglehrer am Landplatz war nicht mehr da, weil er einen verirrten Schüler suchen musste)
            Ich merke erst jetzt dass ich viel zu tief bin. Keine Chance den Landplatz zu erreichen, doch ringsum sind weiträumige Wiesen, also alles kein Problem.

            Richtig geniessen konnte ich erst meinen zweiten Höhenflug.
            POISON Virus infisziert

            Bei Nebenwirkung und akuten Entzugserscheinungen wenden Sie sich bitte an die nächste Bergbahn.

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