Leichte Normalausrüstung) - Green/Chairbag

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  • paraminerII
    Registrierter Benutzer
    • 24.01.2005
    • 78
    • Michael Feiß
    • Herzogenrath/Pristina

    Leichte Normalausrüstung) - Green/Chairbag

    Vorbemerkung:
    Fliege seit einigen Jahren einen sehr gutmütigen 2er (P42 L), kenne ansonsten Perché Vektor (1-2), Peché Grafitty (1-2), Perché Sonic (2), suche jetzt leichten (aber trotzdem robusten) und sicheren Schirm mit angenehmem Handling und Feedback sowie ausreichender Leistung (Steigen, Speed, Gleiten).

    Getestet:
    Team 5 Green M , (DHV 1/EN A, 85 bis 110 kg) in Kombination mit APCO Chairbag (Gurtzeug habe ich vorher auch noch nie geflogen), Startgewicht 107 kg.

    Erster Eindruck:
    Schirm kam im 60 l -Karton, normal gepackt und nicht reingewürgt. Im Apco Chairbag mit 65 l Volumen ist noch reichlich Platz für Retter, Integralhelm, Bekleidung und sonstiges Zubehör. Auch ausgesprochen locker gepackt (größer als Innenpacksack des Schirms) passt alles noch gut in den Chairbag.
    Für den Schirm werden herstellerseitig keine Sonderfaltmethoden empfohlen, find ich persönlich sehr gut.
    Materialwahl: Eintrittskante Obersegel 44 g/m², Rest Obersegel und EK Untersegel 40 g/m², Rest Untersegel 35 g/m², Galerieleinen ungemantelt, aber trotzdem differenziert gefärbt, Schirmgewicht 5,5 kg.

    Flugbedingungen:
    Weststartplatz (Coo, belgische Ardennen, ca. 550 mNN, ca. 260 m Höhendifferenz), Bodenwind böig SW bis WSW, 15 bis 30 km/h, turbulent (Startplatz verträgt wegen scharfer Rippe links eigentlich keinerlei Südkomponente).
    Vor mir ist ein Open-class Schirm geflogen (AVAX RSF), den hat´s ziemlich gebeutelt, und der Pilot ist dann gelandet, weil er keinen Retter dabei und keine Lust mehr auf das Geschaukel hatte.
    Mit mir ist keiner geflogen, da es auf Gund der zunehmend häufigeren und stärkeren Südkomponenten eher noch turbulenter wurde. 2 andere Piloten (ein Rebel-Pilot, ein anderer Gradient) haben eine ganze Weile Groundhandling am Start gemacht, sind aber wegen der Turbulenzen nicht gestartet.
    Nachdem nach meinem Flug Windstärke, Scherungen und Turbulenzen deutlich nachgelassen hatten und mein Flug wohl eher ruhig wirkte, ist noch etwa die Hälfte der weiteren ca. 15 anwesenden Piloten gestartet. Einer davon, ein Mistral 4-Pilot, hat sich einen heftigen Klapper mit nachfolgender 120°-Drehung und 30 m Höhenverlust durch das Vorschießen gefangen - knapp über den Bäumen hat er gerade noch die Kurve gekriegt. Ohne seine etwas späte, aber ansonsten passende Reaktion wäre er mit Rückenwind im Durchpendeln in den Hang bzw. die Bäume gekracht.

    Auslegen:
    Schirm hinwerfen, A-Leinen freilegen, einhängen-fertig, also unauffällig.

    Start:
    Rückwärts bei stark böigem und drehendem Wind, Schirm sehr gut kontrollierbar (geht aber eigentlich fast von selbst), eher langsam steigend, keine Tendenz zum Aushebeln oder vorzeitigem/ungewollten Abheben

    Flugeindrücke:
    Sehr deutliches Feedback über Sitzbrett (kann auch am Gurtzeug liegen, da tief aufgehängt und kaum Kreuzeffekt) und Bremsen. Der in anderen Tests berichtete Ansatz zum einseitigen Hebeln ist spürbar, aber gut gedämpft, also kein Nachschwingen. Für mich sehr positiv, weil klare Info über Luftbewegung ohne unnötiges Geschaukel. Extrem wenig Nicken, Gieren und Rollen. Auch über die Bremsen sehr klares Feedback.
    Man spürt genau, was los ist und was der Schirm machen will, aber durch die hohe Stabilität und Dämpfung muss man nur selten/wenig eingreifen. Keine Klapper trotz heftiger Bedingungen und teilweise bewusst passiven Flugstils (hatte einmal einen beidseitigen kurzen, aber heftigen Entlaster im Trimm, dabei Hände ganz ausgestreckt am Tragegurt festgehalten, um wirklich nicht einzugreifen, aber die Kappe blieb wirklich wie angenagelt über mir und hat noch nicht mal geraschelt.

    Das Handling ist sehr direkt und exakt. Aus leicht angebremstem Flug kann durch Kombination aus leichter Gewichtsverlagerung und wenig zusätzlichem Bremseinsatz auf der Innenseite eng, flach und präzise gedreht werden. Will man schneller und steiler eindrehen, kann man etwas mehr Gewicht einsetzen und/oder die Außenbremse etwas öffnen, dann geht alles weiterhin leicht, schnell und präzise. Man kann auch die Innenbremse weiter nachziehen, aber dann wird diese deutlich härter, und das präzise Feeling geht etwas verloren. Ich bin ohnehin gegenläufiges Bremsen für schnelles Eindrehen gewohnt, um bei Erreichen der gewünschten Schräglage dann nur noch mit Gewicht und wenig unterschiedlicher Bremsstellung die Schräglage zu halten. Für meinen Flugstil passt´s also optimal.

    Für dynamisches Hangkratzen unter verschärften Bedingungen (turbulent, teilweise 20 m über der Oberleitung der Bahn, 30 m über der Straße, 35 m über dem Hochwasser führenden Fluß, ansonsten Laubbäume bzw. am Start Baumstümpfe) ist für mich die Kombination aus Feedback, Wendigkeit, Präzision, Dämpfung und Stabilität perfekt.

    Landung:
    Unauffällig, gutes Ausflaren, superweich aufgesetzt, trotz starkem Gradienten (am Boden fast Windstille, vielleicht max. 5 km/h).

    Leistung:
    Auf jeden Fall nicht langsam (Trimm, Beschleuniger nicht benutzt), und das Sinken und Kurvensinken scheint auch OK.



    Hinweis zur Interpretation meiner Aussagen und Eindrücke:
    Bin den Schirm nicht mit meinem Gurtzeug geflogen, Aussagen zum Feedback über das Sitzbrett und zur Reaktion auf Gewichtsverlagerung sind daher also nicht eindeutig dem Schirm oder dem Gurt zuzuordnen, sondern beziehen sich auf genau diese Kombination, mit etwa 45 bis 50 cm Karabinerabstand, Sitzposition so flach wie möglich (Alle Gurte außer Brustgurt maximal offen).

    Das führt zum
    Gurtzeug:
    Passt mir (186/93 kg, eher kurzbeinig) beim Fliegen und Wandern wie angegossen, macht durchdachten und vergleichsweise robusten Eindruck (hab es vor dem Start ausführlich mit dem Altirando des Avax-Piloten verglichen). Bin nach der Landung 260 Höhenmeter weitgehend querfeldein hochgelaufen/gekraxelt (die Ardennen sollte man nicht unterschätzen).

    Gesamteindruck:
    Die Kombination Green/Chairbag ist für meine Ansprüche ausgesprochen passend.

    Disclaimer:
    Bin im Übrigen mit dem Hause Team 5 in keiner weise verbunden, verschwägert oder sonst wie voreingenommen und poste hier seit mehreren Jahren (ca. 10 ).

    Grüße aus dem windigen Flachland

    Michael
  • sonnenscheiner
    Moderator
    • 07.06.2001
    • 1879
    • Volker Schwaniz
    • Eschwege_bei_Kassel

    #2
    AW: Leichte Normalausrüstung) - Green/Chairbag

    hi <privat>,
    erst mal Dank für die Mühe deine Erfahrungen zu schreiben. Ich selber kann zum Green mit Chairbag nix sagen, da ich ihn nicht geflogen hab. Bei deinem Bericht höre ich etwas heraus, dass man mit der Schirmwahl die Bedingungen hinbiegen kann (keine Klapper mit dem Schirm, während andere echte Probleme hatten). Das verursacht mir etwas Bauchschmerzen - sorry das musste jetzt raus.

    Möchte aber ausdrücklich nicht deine (oder andere) persönliche Eindrücke abwerten oder gar die Diskussion zum Green abwürgen. Hoffe also auf weitere Rückmeldungen zum Thema Green bzw. Schirmeindrücke allgemein und freue mich auch über jeden gelungenen neuen Schirm und damit wieder zurück zum Thema.

    Zusatz, der mich interessiert: Hast du Speedvergleiche im Trimm mit anderen Schirmen machen können -auch wenn es turbulent war- konnte man da Unterschiede draus ableiten?
    Zuletzt geändert von sonnenscheiner; 09.01.2008, 13:14. Grund: Zusatz
    ...

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    • langhaarrocker
      Registrierter Benutzer
      • 10.06.2003
      • 838

      #3
      AW: Leichte Normalausrüstung) - Green/Chairbag

      Zitat von paraminerII
      Sehr deutliches Feedback über Sitzbrett (kann auch am Gurtzeug liegen, da tief aufgehängt und kaum Kreuzeffekt) und Bremsen.

      ...

      Bin den Schirm nicht mit meinem Gurtzeug geflogen, Aussagen zum Feedback über das Sitzbrett und zur Reaktion auf Gewichtsverlagerung sind daher also nicht eindeutig dem Schirm oder dem Gurt zuzuordnen, sondern beziehen sich auf genau diese Kombination, mit etwa 45 bis 50 cm Karabinerabstand, Sitzposition so flach wie möglich (Alle Gurte außer Brustgurt maximal offen).
      Als ich das Chairbag mal probeflog, fiel mir im Vergleich mit meinem ollen SupAir Moovy ebenfalls ein sehr direktes Handling auf. Über den Schirm kann ich zwar nichts sagen, aber das deutliche Feedback und die gute Gewichtssteuerung wurden bestimmt durch das Chairbag begünstigt. Leider war mir kleinem Wicht das Gurtzeug doch eine Nuance zu groß.
      Zuletzt geändert von langhaarrocker; 09.01.2008, 13:29. Grund: Typo
      ------------------------
      http://www.youtube.com/user/philflieger

      Kommentar

      • paraminerII
        Registrierter Benutzer
        • 24.01.2005
        • 78
        • Michael Feiß
        • Herzogenrath/Pristina

        #4
        AW: Leichte Normalausrüstung) - Green/Chairbag

        Hallo Sonnenscheiner,

        Du hast recht, mein Bericht klingt etwas nach einer Empfehlung, durch die Schirmwahl unter Bedingen zu fliegen, unter denen man sonst nicht fliegen würde.

        Gemeint ist es eher so:
        Was fliegbar ist, richtet sich nach der Kombination Pilot, Schirm und Gurtzeug.
        Mit meinem Schirm und Gurt wäre ich auch geflogen, weil ich den Schirm sehr gut kenne, also das Feedback deuten kann und die entsprechenden Korrekturen machen kann.

        Am Green fand ich positiv, das das Feedback klar und deutlich ist. Das hat 1. zur Folge, dass man nicht sichere Bedingungen vorgegaukelt bekommt, als tatsächlich vorhanden sind (was für mich subjektiv viele Schirm/Gurtkombinationen, z.B. stark beruhigter 1er mit hoch aufgehängtem Gurt, unsicher macht). 2. Ermöglicht es, richtig und rechtzeitig zu reagieren. 3. Bewirken die Stabilität und Dämpfung des Schirms, dass man nur vergleichsweise wenig reagieren muss. Die Kombination Green/Chairbag mit meiner Wenigkeit passte also zu diesen Bedingungen.

        Außerdem fliege ich oft unter ähnlichen Bedingungen. Sowohl in den Ardennen (mein Hausgebirge), wie auch im Kosovo und Marokko, wo ich sonst noch öfter fliege, sind thermische Flüge oder dynamaisches Soaren potentiell immer eher turbulent. Und dafür muss meine Ausrüstung taugen, und daher bringt mir ein Test unter Andelsbuch-Bedingungen oder im laminarem Starkwind nichts.

        Der AVAX-Pilot musste übrigens heftig arbeiten, aber er hat keinen einzigen Klapper kassiert. Der Mistral-Pilot schien mir schon beim Start ein bischen schläfrig (hat sich viel zu sehr aufs Einsteiegen in´s Gurtzeug konzentriert), aber grundsätzlich konnte er wohl mit Klappern umgehen.

        Aber trotzdem - Du hast recht, mein Text könnte in dem Sinne interpretiert werden, wie Du schreibst, und hiermit nochmal zur Klarstellung: So ist es ausdrücklich nicht gemeint.

        Was die Frage nach dem Trimmspeed betrifft: Mit mir gleichzeitig war keiner in der Luft, direkter Vergleich also nicht möglich. Ich hatte aber immer Vorwärtsfahrt, auch in der Höhe und in den Böen. In den Böen konnte man (z.B. der besagte Mistral-Pilot) aber schon 2 m über dem Startplatz leicht angebremst auf der Stelle fliegen, was wohl mindestens einem 30er Wind entspricht. In der Höhe (bis 100 m Startüberhöhung, bin teilweise auch in einer Düse geflogen) wars mit Sicherheit aber mehr.

        Ich liege aber auch knapp an der Oberkante des Gewichtsbereich. Laut GS-Magazin fliegt der M bei 100 kg 37 bis 38 km/h (im Sommer in 700 m Höhe). Bei meinem Startgewicht sollte die Trimmgeschwindigkeit also auch im Winter und unter Einbeziehung der meist ja eher etwas produktfreundlichen Testergebnisse ausreichend scshnell sein.

        mffg

        Michael

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        • paraminerII
          Registrierter Benutzer
          • 24.01.2005
          • 78
          • Michael Feiß
          • Herzogenrath/Pristina

          #5
          AW: Leichte Normalausrüstung) - Green/Chairbag

          Nachtrag zum Testflug:

          Habe heute den Green, weil ich nach dem o.g. Testflug auf einer feuchten Wiese gelandet war, mal etwas gelüftet und dabei intensiver untersucht. Die Verarbeitung wirkt sehr gut. Die ungemantelteten Galerieleinen sind sehr kurz, so dass Kontakt mit Felsen, fiesen Pflanzen etc. bei bestimmungsgemäßem Gebrauch eher unwahrscheinlich ist.

          Die Hinterkante des Schirms ist sehr leich (hinteres Untersegels mit 36er Tuch, hinteres Obersegel 40er Tuch), bei etwas Wind wird der Schirm oder zumindest dieser Teil sehr leicht verblasen. Beim Start hat mich das nicht gestört bzw. war mir so nicht aufgefallen (bei dem dort herrrschenden Wind blieb sowieso kein Schirm sauber liegen, und außerdem leg ich bei Rückwärtsstarts nicht vollständig aus), aber beim Zusammenlegen bei dem heute eher mittleren Wind wars etwas nervig, zumindest ungewohnt (mein P42 hat 48er Teijin oben und unten).

          Grüße aus dem windigen Flachland

          Michael

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