Hallo Mitflieger,
ich hatte vor einiger Zeit hier mal die Frage aufgeworfen, wie sich ein aktueller Oberkante 1-2er/Unerkante 2er im Vergleich zu meinem alten P42 (1-2/2) fliegt.
Da mir im Forum keiner geantwortet hat, habe ich mich einfach mal bei Pro-design gefragt (weil die mit dem Thema auch einen (1-2, beschleunigt 2) im Programm haben. Dort wurde mir nicht nur freundlich und sehr kompetent geantwortet, sondern auch ein Thema zum Testen angeboten, damit ich mir selbst ein Bild machen kann.
Hier nun meine Eindrücke:
Auspacken:
Der Schirm ist ca. 2 kg leichter und 2 Nummern kleiner als mein "Alter" (22,5 m²/26,5 m² statt 27 m²/30,8 m, jeweils projeziert/ausgelegt. Ca. 10 Zellen mehr (als ca. 50) hat er auch.
Starten:
Vorwärts extrem einfach und gut kontrollierbar (durch Unterlaufen), kein Überschießen. Frühe Korrekturen mag der SChirm nicht. Läßt sich auch bei Nullwind aud der flachen Wiese bequem aufstellen.
Rückwärts über Bremsen problemlos kontrollierbar, braucht aber relativ viele Korrekturen, um länger über dem Kopf zu bleiben. Aus tiefer Position kommt er nur ungern wieder hoch. Über die Bremsen Tendenz zum ausgeheben, Brmese erzeugt wohl viel Auftrieb (da der SChirm nicht überschießt und daher wenig Bremse zum Stoppen braucht, kein wirkliches Problem). Über die D-Gurte nicht so leicht kontrollierbar, dafür bricht dann aber der Auftrieb sofort zusammen.
Abhebegeschwiondigkeit erstaunlich gering für die hohe Flächenbelastung (fliege mit 105 bis 110 kg Startgewicht)
Flug:
Inzwischen konnte ich auch einen 2-stündigen Testflug unter schwierigen und daher aussagekräftigen Bedingungen machen (starker Wind, 20 bis 40 km/h in Ablösungen, kurze Thermikblasen eingelagert, Steigen meist 3 m/s für maximal 30 Sekunden, zwischendurch 3 m/s Sinken). Startgewicht ca. 107 kg (3 kg unter Obergrenze).
Aufgrund der hohen Trimmgeschwindigkeit und der unnötig dicken Hauptbremskeine wehen die Bremsleinen weit aus und brauchen somit relativ viel Leerweg. Dann kommt ein sehr schöner Bereich von ca. 20 cm Arbeitsweg, in welchem man eigentlich alle nicht-Akro Manöver fliegen kann und der relativ leichtgängig ist.
Sehr eng und flach drehen ist etwas mühsam. Nachdem das zunächst nicht geklappt hat (endete eher in Steilspiralenansätzen, sehr schön, um in verlorene Thermik wieder reinzuziehen, aber hier nicht gewollt), habe ich folgende Technik gewählt: Beidseitig bis etwa geringstes Sinken symmetrisch anbremsen (gewickelt ca. 5 - 10 cm. über Karabiner) und Kurven nur mit Gewicht fliegen, dann sind Sinken und Schräglage akzeptabel. Der Druck auf den Bremsen war dann aber eher hoch, dass ich mich an den Tragegurten festgehalten habe. Mit sehr viel Konzentration und ARbeit konnte ich dann mit den anderen Schirmen und Piloten (Sigma 6, Aspen 1 und 2, Omega 6, Icaro Ice) mithalten. Das geht bei meinem Schirm (P42L) viel leichter.
Leichtere Verhältnisse (Steigen stärker oder großflächiger) kann man aber mit wenig Steuerleinenzug und Gewicht schön, komfortabel und extrem präzise ausfliegen, da ist die Schokoladenseite des Schirms.
Der Schirm ist zunächst eher wenig gedämpft. Stärker angebremst ist er jedoch eher ruhiger, sonst scheint die Dämpfung erst bei stärkeren Nick- und Schaukelausschlägen einzusetzen (typisch für von Andre Paux designte Schirme wie Fides II, Atis II..). Giertendenzen gab´s nicht. Aktiv fliegen ist sehr leicht möglich, der Schirm zeigt deutlich an, was er braucht, und braucht nur kurze Impulse mit wenig Weg, um Vorschießen zu stoppen.
Die Trimmgeschwindigkeit scheint im Vergleich und den Windgeräuschen nach tatsächlich sehr hoch zu sein. Im Trimm (bei meinem Startgewicht laut diverser Zeitschriften-Tests knapp 40 km/h) fliegt der Schirm sehr stabil und effektiv auch durch turbulente Luft, gilt auch für Halbgas (Müsste so etwa 45 km/h sein, Beschleuniger übrigens leichtgängig). Vollgas habe ich mich dann trotzdem nicht getraut (mit über 50 km/h 200 m über Grund aus einem Nullschieber zu fallen wollte ich trotz der beruhigenden Stabilität dann doch nicht riskieren).
Ohren anlegegn hab ich auch noch probiert, problemlos bei mittlerer Effektivität. Gingen von selbst auf.
Klapper oder sowas hatte ich nicht, kann ich nichts zu sagen. Scheinen sich aber gut verhindern zu lassen.
Landung:
Einfach und präzise, Schirm läßt sich sauber abreißen (das fehlt mir bei meinem P 42).
Gesamteindruck:
Sehr eigenständiges Konzept an der Grenme 1-2er/2er. Das Urteil der GS-Magazine (Tests in GS, F&G, Vol Libre, ParaMag und Ojovaldor empfehlen den Schirm nur dem erfahrenen Flieger, wenig gedämpft und lebhaft, aber trotzdem stabil in Turbulenzen) kann cih mit meiner bescheidenen Erfahrung nur bestätigen.
Insgesamt scheint mir der Schirm für konzentriertes Fliegen und Turnen bei guten bis starken Bedingungen gedacht zu sein, entsprechende Erfahrung und Können vorausgesetzt. Für schwache Bedingungen eignen sich andere Konzepte mit mehr Fläche und weniger Tendenz zum Graben sicherlich besser (vom selben Designer z.B. der Atis II, oder der Pro Design Accura, der aber auch eine relativ hohe projezierte Flächenbelastung hat)
Fazit (im Sinne der eingangs eingangs angerissenen Fragestellung):
Ein aktueller 1-2/2er (konkret: Pro Design Thema) fliegt sich im Vergelich zu einem 10 Jahre alten Vertreter der gleich Einstufung auf jeden Fall anders.
Der jüngere ist deutlich agiler/handlicher, schneller im Trimm und beschleunigt and hat ein intensiveres, aber klareres Feedback. Der Anspruch an den Piloten scheint mir etwas gestiegen zu sein, was das Obenbleiben (schwacher/enge Thermik) betrifft. Dem entsprechend erfahrenen Piloten macht er aber nach meiner Einschätzung mehr Spaß. Das Vermeiden von Störungen scheint mir persönlich aufgrund des deutlichen und klaren Feedbaks und der verzögerungsfreien und direkten Reaktion auf Steuerinputs leichter als mit dem "Alten" - ich habe mich nach etwa 30 min. Flug unter anspruchsvollen Bedingungen bereits wohler gefühlt, als mit meinem eigenen Schirm.
Die kleine Schwäche unter schwachen Bedingungen kann man aus meiner Sicht für den Zugewinn an aktiver Sicherheit und gesteigertem Flugerlebnis gerne in Kauf nehmen. Wenn man mal absäuft, trägt der Schirm sich auch viel leichter.
Starten und Landen ist beim "Neuen" anfängertauglich, um Klassen besser als beim "Alten". Das ist für mich in dieser Klasse aber nicht wirklich relevant - wer mit sowas Probleme hat oder entsprechende Besonderheiten nicht kompensieren kann, gehört definitiv nicht zur Zielgruppe.
Sicher ist der Vergleich ziemlich extrem, weil beide Schirme ein sehr unterschiedliches Konzept verfolgen:
Der P 42 hat bei einem Startgewichtsbereich von 95 bis 115 kg eine projezierte Fläche von 27 m² (30,8 m² ausgelegt), der Thema bei nur geringfügig anderem Gewichtsbereich (90 bis 110 kg) 22,5 m² (25,5 m² ausgelegt). Beide Schirme bin ich jeweils an der Oberkante des Gewichtsbereichs geflogen. Der P 42 ist übrigens unter 105 kg praktisch unfliegbar, während der Thema auch im unteren Gewichtsbereich schön zu fleigen sein soll. Die von mir geflogene Flächenbelastung beim Thema leigt im Bereich hochbelasteter Competition-Schirme. Insofern wäre der Vergleich P42 L gegen Thema 105 auch ineressant.
Vielen Dank nochmals an Pro Design, die mir trotz meines Nicht-Interesses an einem Neukauf für fast drei Wochen einen Vorführer zur Verfügung gestellt haben. Der Vorführer war übrigens gute 3 Jahre alt, somit sollten die Flugeigenschaften tatsächlich repräsentativ für ein gut eingeflogenes Gerät sein, was der Vergleichbarkeit entgegenkommt (gut, der P 42 ist ein bischen älter, aber flog immer noch fast wie neu).
Grüße aus dem westlichen Flachland
Michael
ich hatte vor einiger Zeit hier mal die Frage aufgeworfen, wie sich ein aktueller Oberkante 1-2er/Unerkante 2er im Vergleich zu meinem alten P42 (1-2/2) fliegt.
Da mir im Forum keiner geantwortet hat, habe ich mich einfach mal bei Pro-design gefragt (weil die mit dem Thema auch einen (1-2, beschleunigt 2) im Programm haben. Dort wurde mir nicht nur freundlich und sehr kompetent geantwortet, sondern auch ein Thema zum Testen angeboten, damit ich mir selbst ein Bild machen kann.
Hier nun meine Eindrücke:
Auspacken:
Der Schirm ist ca. 2 kg leichter und 2 Nummern kleiner als mein "Alter" (22,5 m²/26,5 m² statt 27 m²/30,8 m, jeweils projeziert/ausgelegt. Ca. 10 Zellen mehr (als ca. 50) hat er auch.
Starten:
Vorwärts extrem einfach und gut kontrollierbar (durch Unterlaufen), kein Überschießen. Frühe Korrekturen mag der SChirm nicht. Läßt sich auch bei Nullwind aud der flachen Wiese bequem aufstellen.
Rückwärts über Bremsen problemlos kontrollierbar, braucht aber relativ viele Korrekturen, um länger über dem Kopf zu bleiben. Aus tiefer Position kommt er nur ungern wieder hoch. Über die Bremsen Tendenz zum ausgeheben, Brmese erzeugt wohl viel Auftrieb (da der SChirm nicht überschießt und daher wenig Bremse zum Stoppen braucht, kein wirkliches Problem). Über die D-Gurte nicht so leicht kontrollierbar, dafür bricht dann aber der Auftrieb sofort zusammen.
Abhebegeschwiondigkeit erstaunlich gering für die hohe Flächenbelastung (fliege mit 105 bis 110 kg Startgewicht)
Flug:
Inzwischen konnte ich auch einen 2-stündigen Testflug unter schwierigen und daher aussagekräftigen Bedingungen machen (starker Wind, 20 bis 40 km/h in Ablösungen, kurze Thermikblasen eingelagert, Steigen meist 3 m/s für maximal 30 Sekunden, zwischendurch 3 m/s Sinken). Startgewicht ca. 107 kg (3 kg unter Obergrenze).
Aufgrund der hohen Trimmgeschwindigkeit und der unnötig dicken Hauptbremskeine wehen die Bremsleinen weit aus und brauchen somit relativ viel Leerweg. Dann kommt ein sehr schöner Bereich von ca. 20 cm Arbeitsweg, in welchem man eigentlich alle nicht-Akro Manöver fliegen kann und der relativ leichtgängig ist.
Sehr eng und flach drehen ist etwas mühsam. Nachdem das zunächst nicht geklappt hat (endete eher in Steilspiralenansätzen, sehr schön, um in verlorene Thermik wieder reinzuziehen, aber hier nicht gewollt), habe ich folgende Technik gewählt: Beidseitig bis etwa geringstes Sinken symmetrisch anbremsen (gewickelt ca. 5 - 10 cm. über Karabiner) und Kurven nur mit Gewicht fliegen, dann sind Sinken und Schräglage akzeptabel. Der Druck auf den Bremsen war dann aber eher hoch, dass ich mich an den Tragegurten festgehalten habe. Mit sehr viel Konzentration und ARbeit konnte ich dann mit den anderen Schirmen und Piloten (Sigma 6, Aspen 1 und 2, Omega 6, Icaro Ice) mithalten. Das geht bei meinem Schirm (P42L) viel leichter.
Leichtere Verhältnisse (Steigen stärker oder großflächiger) kann man aber mit wenig Steuerleinenzug und Gewicht schön, komfortabel und extrem präzise ausfliegen, da ist die Schokoladenseite des Schirms.
Der Schirm ist zunächst eher wenig gedämpft. Stärker angebremst ist er jedoch eher ruhiger, sonst scheint die Dämpfung erst bei stärkeren Nick- und Schaukelausschlägen einzusetzen (typisch für von Andre Paux designte Schirme wie Fides II, Atis II..). Giertendenzen gab´s nicht. Aktiv fliegen ist sehr leicht möglich, der Schirm zeigt deutlich an, was er braucht, und braucht nur kurze Impulse mit wenig Weg, um Vorschießen zu stoppen.
Die Trimmgeschwindigkeit scheint im Vergleich und den Windgeräuschen nach tatsächlich sehr hoch zu sein. Im Trimm (bei meinem Startgewicht laut diverser Zeitschriften-Tests knapp 40 km/h) fliegt der Schirm sehr stabil und effektiv auch durch turbulente Luft, gilt auch für Halbgas (Müsste so etwa 45 km/h sein, Beschleuniger übrigens leichtgängig). Vollgas habe ich mich dann trotzdem nicht getraut (mit über 50 km/h 200 m über Grund aus einem Nullschieber zu fallen wollte ich trotz der beruhigenden Stabilität dann doch nicht riskieren).
Ohren anlegegn hab ich auch noch probiert, problemlos bei mittlerer Effektivität. Gingen von selbst auf.
Klapper oder sowas hatte ich nicht, kann ich nichts zu sagen. Scheinen sich aber gut verhindern zu lassen.
Landung:
Einfach und präzise, Schirm läßt sich sauber abreißen (das fehlt mir bei meinem P 42).
Gesamteindruck:
Sehr eigenständiges Konzept an der Grenme 1-2er/2er. Das Urteil der GS-Magazine (Tests in GS, F&G, Vol Libre, ParaMag und Ojovaldor empfehlen den Schirm nur dem erfahrenen Flieger, wenig gedämpft und lebhaft, aber trotzdem stabil in Turbulenzen) kann cih mit meiner bescheidenen Erfahrung nur bestätigen.
Insgesamt scheint mir der Schirm für konzentriertes Fliegen und Turnen bei guten bis starken Bedingungen gedacht zu sein, entsprechende Erfahrung und Können vorausgesetzt. Für schwache Bedingungen eignen sich andere Konzepte mit mehr Fläche und weniger Tendenz zum Graben sicherlich besser (vom selben Designer z.B. der Atis II, oder der Pro Design Accura, der aber auch eine relativ hohe projezierte Flächenbelastung hat)
Fazit (im Sinne der eingangs eingangs angerissenen Fragestellung):
Ein aktueller 1-2/2er (konkret: Pro Design Thema) fliegt sich im Vergelich zu einem 10 Jahre alten Vertreter der gleich Einstufung auf jeden Fall anders.
Der jüngere ist deutlich agiler/handlicher, schneller im Trimm und beschleunigt and hat ein intensiveres, aber klareres Feedback. Der Anspruch an den Piloten scheint mir etwas gestiegen zu sein, was das Obenbleiben (schwacher/enge Thermik) betrifft. Dem entsprechend erfahrenen Piloten macht er aber nach meiner Einschätzung mehr Spaß. Das Vermeiden von Störungen scheint mir persönlich aufgrund des deutlichen und klaren Feedbaks und der verzögerungsfreien und direkten Reaktion auf Steuerinputs leichter als mit dem "Alten" - ich habe mich nach etwa 30 min. Flug unter anspruchsvollen Bedingungen bereits wohler gefühlt, als mit meinem eigenen Schirm.
Die kleine Schwäche unter schwachen Bedingungen kann man aus meiner Sicht für den Zugewinn an aktiver Sicherheit und gesteigertem Flugerlebnis gerne in Kauf nehmen. Wenn man mal absäuft, trägt der Schirm sich auch viel leichter.
Starten und Landen ist beim "Neuen" anfängertauglich, um Klassen besser als beim "Alten". Das ist für mich in dieser Klasse aber nicht wirklich relevant - wer mit sowas Probleme hat oder entsprechende Besonderheiten nicht kompensieren kann, gehört definitiv nicht zur Zielgruppe.
Sicher ist der Vergleich ziemlich extrem, weil beide Schirme ein sehr unterschiedliches Konzept verfolgen:
Der P 42 hat bei einem Startgewichtsbereich von 95 bis 115 kg eine projezierte Fläche von 27 m² (30,8 m² ausgelegt), der Thema bei nur geringfügig anderem Gewichtsbereich (90 bis 110 kg) 22,5 m² (25,5 m² ausgelegt). Beide Schirme bin ich jeweils an der Oberkante des Gewichtsbereichs geflogen. Der P 42 ist übrigens unter 105 kg praktisch unfliegbar, während der Thema auch im unteren Gewichtsbereich schön zu fleigen sein soll. Die von mir geflogene Flächenbelastung beim Thema leigt im Bereich hochbelasteter Competition-Schirme. Insofern wäre der Vergleich P42 L gegen Thema 105 auch ineressant.
Vielen Dank nochmals an Pro Design, die mir trotz meines Nicht-Interesses an einem Neukauf für fast drei Wochen einen Vorführer zur Verfügung gestellt haben. Der Vorführer war übrigens gute 3 Jahre alt, somit sollten die Flugeigenschaften tatsächlich repräsentativ für ein gut eingeflogenes Gerät sein, was der Vergleichbarkeit entgegenkommt (gut, der P 42 ist ein bischen älter, aber flog immer noch fast wie neu).
Grüße aus dem westlichen Flachland
Michael
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