In der Papillon Fliegerrundmail Nr. 478 steht geschrieben:
"Thema der Woche:
Stäbchen – Überreizung in der C-Klasse
Der neueste Evolutionsschritt in der Entwicklung des Gleitschirmes bringt auch Probleme mit sich.
Mit dem Einsatz von Stäbchen in der Profilnase kann die Leistung eines Gleitschirmes um eine ganze Gleitzahl verbessert werden - ohne weitere Modifikationen. Weitere Vorteile: Das Gerät startet besser, fliegt klappstabiler und schneller. Außerdem sind Stäbchen-Schirme haltbarer, weil die Stäbchen weniger knickanfällig sind als Mylar-Profilnasen.
Größere Stabilität, aber heftigere Reaktion im Extremfall
Umfangreiche Tests zeigen, dass die Geräte mit Stäbchen neben dem Plus an Leistung zunächst auch über eine größere Stabilität verfügen. Zu heftigeren Kappenreaktionen neigen sie dann aber im Extremfall.
Im Einsteigersegment EN-A ist das bislang noch weitestgehend unproblematisch: Konstruktionell bedingt erholen sich diese Kappen sehr schnell und drehen vergleichsweise nur langsam weg. Weil sie eine wesentlich geringere Pendel- und Schleuderwirkung zeigen als EN-B- oder C- Geräte, kompensieren sie die Dynamik der Schirmreaktion im Extremfall deutlich besser als Schirme, die schon "von Haus aus" heftig auf Störungen reagieren.
Überreizung in der C-Klasse
Bei den höher klassifizierten Schirmen steigt der ohnehin schon hohe Anspruch an den Piloten durch den Einsatz von Stäbchen noch weiter an. Es muss wohl am Pioniergeist eines manchen Flugsportlers liegen, wenn er einen neuen C-Schirm mit 3 Leinenebenen und vielen Stäbchen fliegt, aber noch nicht einmal regelmäßig Absturztrainings über Wasser durchführt.
Solche Kappen sind ohne das erforderliche Können und Training teilweise nicht mehr wirklich sicher und fehlerverzeihend zu fliegen. Mit dem Einsatz der Stäbchen im High-End-Segment der C-Schirme erfordern schon jetzt einige Modelle die fundierte Erfahrung und eine Reaktionsfähigkeit von Test- oder Akropiloten.
Gefahr der Fehleinschätzung
Heute ist noch mehr Zweifel an den vollmundigen Hersteller-Aussagen geboten als je zuvor. Kaum zu bezweifeln ist hingegen die Tatsache, dass die Kunden, die sich für den Umstieg auf ein EN-C-Gerät interessieren und die dieses meist selbst "testen" wollen, dafür gar nicht oder nicht ausreichend qualifiziert sind.
Die Zulassungsvoraussetzungen der Verbände, die Konstruktionen der Hersteller und leider auch die Einschätzung von Testpiloten haben sich in den vergangenen beiden Jahren am Markt vorbei entwickelt. So mussten schon viele Piloten heftige und vor allem unerwartete Unfälle hinnehmen, weil sie die Sicherheitsreserven ihrer EN-B- und C- Geräte überschätzt haben.
Auch sind dem Papillon Fluglehrerteam diese Saison wiederholt Piloten aufgefallen, die noch keine 50 Kilometer mit einem EN-A- Schirm geflogen sind und trotzdem meinen, nun zur "Leistungssteigerung" auf EN-B umsteigen zu müssen. Wie kommt es zu diesen groben Fehleinschätzungen?
Testprotokolle oder Testergebnisse sollten nur solche Piloten verfassen, die das täglich tun und die herstellerunabhängig agieren. Empfehlungen von ambitionierten Piloten oder von Fans bestimmter Labels haben schon mehrfach zu gefährlichen Fehleinschätzungen geführt, besonders dann, wenn der tatsächliche Könnensstand des Interessenten nicht berücksichtigt wird.
Verbesserte Flugeigenschaften erfordern mehr Training
Dem enormen Entwicklungsschritt, den die Gleitschirmkonstruktion durch die Stäbchen getan hat, steht zudem noch eine zunehmend älter werdende Kundschaft gegenüber. Das Durchschnittsalter aktiver Piloten ist inzwischen auf 47 Jahre angestiegen. In der Ausbildung beträgt das Durchschnittsalter 43 Jahre.
Die dank Stäbchen verbesserten Flugeigenschaften erfordern aber mehr Training. Also darf der Pilot keinesfalls ganz sorglos mit der neuen "Wundertüte" umgehen. Piloten, die mit Stäbchen in den Profilnasen ihrer Schirme fliegen, sollten sich vielmehr über diesen erhöhten Anspruch im Klaren sein.
Knick wegen zu langer Stäbchen
Warnung vor Herstellerproblemen
Das nebenstehende Bild zeigt eine Gleitschirmkappe eines französischen Herstellers, der zu lange Stäbchen in die Profilnase verbaut hat. Aufgrund der Vertrimmung zieht dieser Schirm im Normalflug etwas zur Seite. Im Extremflug dürfte sich das Öffnungsverhalten ebenfalls ändern, was kaum dem gewünschten Flugverhalten entsprechen dürfte.
Tipp: regelmäßige Sichtprüfung
Piloten mit Stäbchen-Schirmen sollten beim nächsten Groundhandling kontrollieren, ob Auffälligkeiten im Bereich der Profilnase zu erkennen sind und die Stäbchen regelmäßig einer Sichtprüfung unterziehen." (Ende des Zitats)
Gibt es dazu Meinungen? Das Bild konnte leider aus Urheberrechtsgründen nicht veröffentlicht werden - Sorry.
"Thema der Woche:
Stäbchen – Überreizung in der C-Klasse
Der neueste Evolutionsschritt in der Entwicklung des Gleitschirmes bringt auch Probleme mit sich.
Mit dem Einsatz von Stäbchen in der Profilnase kann die Leistung eines Gleitschirmes um eine ganze Gleitzahl verbessert werden - ohne weitere Modifikationen. Weitere Vorteile: Das Gerät startet besser, fliegt klappstabiler und schneller. Außerdem sind Stäbchen-Schirme haltbarer, weil die Stäbchen weniger knickanfällig sind als Mylar-Profilnasen.
Größere Stabilität, aber heftigere Reaktion im Extremfall
Umfangreiche Tests zeigen, dass die Geräte mit Stäbchen neben dem Plus an Leistung zunächst auch über eine größere Stabilität verfügen. Zu heftigeren Kappenreaktionen neigen sie dann aber im Extremfall.
Im Einsteigersegment EN-A ist das bislang noch weitestgehend unproblematisch: Konstruktionell bedingt erholen sich diese Kappen sehr schnell und drehen vergleichsweise nur langsam weg. Weil sie eine wesentlich geringere Pendel- und Schleuderwirkung zeigen als EN-B- oder C- Geräte, kompensieren sie die Dynamik der Schirmreaktion im Extremfall deutlich besser als Schirme, die schon "von Haus aus" heftig auf Störungen reagieren.
Überreizung in der C-Klasse
Bei den höher klassifizierten Schirmen steigt der ohnehin schon hohe Anspruch an den Piloten durch den Einsatz von Stäbchen noch weiter an. Es muss wohl am Pioniergeist eines manchen Flugsportlers liegen, wenn er einen neuen C-Schirm mit 3 Leinenebenen und vielen Stäbchen fliegt, aber noch nicht einmal regelmäßig Absturztrainings über Wasser durchführt.
Solche Kappen sind ohne das erforderliche Können und Training teilweise nicht mehr wirklich sicher und fehlerverzeihend zu fliegen. Mit dem Einsatz der Stäbchen im High-End-Segment der C-Schirme erfordern schon jetzt einige Modelle die fundierte Erfahrung und eine Reaktionsfähigkeit von Test- oder Akropiloten.
Gefahr der Fehleinschätzung
Heute ist noch mehr Zweifel an den vollmundigen Hersteller-Aussagen geboten als je zuvor. Kaum zu bezweifeln ist hingegen die Tatsache, dass die Kunden, die sich für den Umstieg auf ein EN-C-Gerät interessieren und die dieses meist selbst "testen" wollen, dafür gar nicht oder nicht ausreichend qualifiziert sind.
Die Zulassungsvoraussetzungen der Verbände, die Konstruktionen der Hersteller und leider auch die Einschätzung von Testpiloten haben sich in den vergangenen beiden Jahren am Markt vorbei entwickelt. So mussten schon viele Piloten heftige und vor allem unerwartete Unfälle hinnehmen, weil sie die Sicherheitsreserven ihrer EN-B- und C- Geräte überschätzt haben.
Auch sind dem Papillon Fluglehrerteam diese Saison wiederholt Piloten aufgefallen, die noch keine 50 Kilometer mit einem EN-A- Schirm geflogen sind und trotzdem meinen, nun zur "Leistungssteigerung" auf EN-B umsteigen zu müssen. Wie kommt es zu diesen groben Fehleinschätzungen?
Testprotokolle oder Testergebnisse sollten nur solche Piloten verfassen, die das täglich tun und die herstellerunabhängig agieren. Empfehlungen von ambitionierten Piloten oder von Fans bestimmter Labels haben schon mehrfach zu gefährlichen Fehleinschätzungen geführt, besonders dann, wenn der tatsächliche Könnensstand des Interessenten nicht berücksichtigt wird.
Verbesserte Flugeigenschaften erfordern mehr Training
Dem enormen Entwicklungsschritt, den die Gleitschirmkonstruktion durch die Stäbchen getan hat, steht zudem noch eine zunehmend älter werdende Kundschaft gegenüber. Das Durchschnittsalter aktiver Piloten ist inzwischen auf 47 Jahre angestiegen. In der Ausbildung beträgt das Durchschnittsalter 43 Jahre.
Die dank Stäbchen verbesserten Flugeigenschaften erfordern aber mehr Training. Also darf der Pilot keinesfalls ganz sorglos mit der neuen "Wundertüte" umgehen. Piloten, die mit Stäbchen in den Profilnasen ihrer Schirme fliegen, sollten sich vielmehr über diesen erhöhten Anspruch im Klaren sein.
Knick wegen zu langer Stäbchen
Warnung vor Herstellerproblemen
Das nebenstehende Bild zeigt eine Gleitschirmkappe eines französischen Herstellers, der zu lange Stäbchen in die Profilnase verbaut hat. Aufgrund der Vertrimmung zieht dieser Schirm im Normalflug etwas zur Seite. Im Extremflug dürfte sich das Öffnungsverhalten ebenfalls ändern, was kaum dem gewünschten Flugverhalten entsprechen dürfte.
Tipp: regelmäßige Sichtprüfung
Piloten mit Stäbchen-Schirmen sollten beim nächsten Groundhandling kontrollieren, ob Auffälligkeiten im Bereich der Profilnase zu erkennen sind und die Stäbchen regelmäßig einer Sichtprüfung unterziehen." (Ende des Zitats)
Gibt es dazu Meinungen? Das Bild konnte leider aus Urheberrechtsgründen nicht veröffentlicht werden - Sorry.
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