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  • shoulders
    Registrierter Benutzer
    • 07.10.2008
    • 6947
    • Stefan Ungemach
    • Ingolstadt & Chiemgau

    Ich verstehe schon, was Du mir zur Unschärfe einer flugstundenbasierten Metrik für Pilotenskills sagen willst, und stimme auch grundsätzlich zu.

    Schon immer haben sich in bestimmten Sportarten erworbene Fähigkeiten bzgl. Kondition, Koordination, Reaktionsfähigkeit und Körperspannung zu anderen geeigneten Sportarten mitnehmen lassen: Michael Nesler hat beispielsweise schon vor gut 20 Jahren u.a. In seinem Buch "Nestflucht" beschrieben, wie sich erfahrene Reiter mit dem Fliegen lernen leichter tun. Gleiches gilt für Skater, die Snowboarden lernen, oder für Surfer auf dem Weg zum Kiten - die Liste nützlicher Kombinationen ist lang (es gibt auch Gegenbeispiele: Ein Taucher oder Fußballspieler bringt eher wenig Nützliches zum Klettern oder für den Singletrail mit). Dass sowohl ausgedehntes Schreibtisch- oder Couchhocken hingegen eher nicht auf die Habenseite fällt, ist auch klar. Und da wären auch noch der auf dem jeweiligen Gebiet durch Trainingserfolg erworbene Mut, auch wenn der nur begrenzt übertragbar ist - wer nach jahrelangem Üben einigermaßen entspannt einen Military-Tiefsprung anreitet, kann trotzdem noch lange Zeit auf schmalen Berggraten Herzrasen kriegen

    Kurzum: Wer jung, fit, nicht allzu zögerlich und sportlich vielseitig aufgestellt ist, tut sich mit dem Erlernen neuer Bewegungsabläufe und dem Beherrschen komplexer Störfälle erst mal leichter und hat das dementsprechend schneller drauf. Nicht nur deshalb sind Flugstunden nicht als alleinige Messlatte geeignet, zumal diese auch über Jahre am Hausberg oder im laminaren Dünenwind zusammengegondelt worden sein können: Nicht nur ich kenne Piloten, die schon ein Dutzend Jahre vor mir trotz (bzw. wegen) eines extremen Fokusses auf die immer gleiche Flachlandfliegerei von 2-3 Startplätzen zum Hochleister gegriffen haben, obwohl ihre Startskills und Flugentscheidungen in den Alpen selbst mit Standardschirmen heute immer noch besorgniserregend wären.

    Allerdings sind solche dank Sportlichkeit und Unbekümmertheit steilere Lernkurven nicht unproblematisch. Wenigstens genauso wichtig wie das Handling anspruchsvoller Schirme in knackigen Bedingungen sind in der Fliegerei Erfahrung, Urteilsvermögen und charakterliche Stabilität ("...but there are no old, bold pilots"). Das sind freilich Skills, die man nur auf dem langen Weg erwirbt - tatsächlich stehen dem schnelle Erfolge wg. Sportlichkeit und Jugend eher im Weg - und die letztlich überhaupt erst das strategische Fliegen (vielleicht auch eine reifere Zielsetzung) ermöglichen. Messbar sind sie zwar auch nicht, aber das Prinzip sollte klar sein (zumal wir beide auf einem Diskussionslevel sind, wo man den anderen nicht mit unsinnigen Fragen nach Beweisen oder Zahlen mundtot zu machen versucht). Damit werden die Flugstunden zumindest teilweise doch wieder zu einem brauchbaren Indikator, zumal es einfach eine gewisse Zeit braucht, bis einem eine gewisse Bandbreite an Überraschungen seitens der Natur widerfahren ist.

    Fliegen hat (wie viele Outdoorsportarten, sofern man sie nicht in Red-Bull-Manier auf die Spitze treibt und dabei ein Stück weit pervertiert) den Reiz, dass man mit hinreichendem Engagement (einfach nur irgendwie über viele Jahre, womöglich noch mit längeren Pausen, auf flachem Niveau rumdümpeln und so eine Art "Dienstalter" aufzubauen reicht freilich nicht aus) bis ins Alter hinein seine Erfahrung in einem Mass ausbauen kann, das den irgendwann unvermeidlichen Abbau von Reaktionsfähigkeit und körperlicher Fitness mehr als kompensieren kann. Unter stetiger Weiterentwicklung lange, vielseitig und möglichst unverletzt geflogen zu sein sehe ich daher als die beste Voraussetzung an, sich mit Hochleister zu befassen, bloß weil sie plötzlich eine breitere Rolle zu spielen scheinen. Nicht zuletzt, weil das häufig auch dazu beiträgt, die persönlichen Ziele unbeeinflusst von Instagram & Co. möglicherweise etwas gesünder zu definieren.
    Stefan Ungemach
    pfb.ungemachdata.de/

    Warnung: der Autor ist auch gewerblich in der Branche tätig. Wer seinen Beiträgen unbesehen glaubt oder ihm was abkauft, ist selber schuld. Und wer einen Rechtschreibfehler findet, darf ihn behalten

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    • Bruno63
      Registrierter Benutzer
      • 21.08.2001
      • 710
      • Zentraleuropa

      Je mehr Flugstunden desto automatischer läuft ein ganzer Flug ab. Schon am entsprechenden Ziehen des Traggurts, weiß der erfahrene Pilot was jetzt kommt. Die Reaktionen darauf werden intuitiver und schneller je mehr Flugstunden auf dem Zähler des Piloten sind. Störungen werden im Ansatz behoben oder die Folgen reduziert. Meine eigenen Erfahrungen sind, dass dabei der Pilot seinen Flügel im Gespräch mit Kollegen, unbewusst beginnt zu verharmlosen. Ein unbedarfter Pilot könnte daraus seine ganz persönlichen Schlüsse ziehen und der Verlockung erliegen, auf ein zu scharfes Gerät zu wechseln.
      Solche Skills können jedoch nur mit Flugstunden erarbeitet werden. Flugstunden sind da nur durch noch mehr Flugstunden zu ersetzen. Wie viele es dann schlussendlich beim Einzelnen sind, ist selbstredend individuell. Den Herstellern und Verbänden bleiben wohl nichts anderes übrig, als sich dieser Unschärfe an Anspruch für einen bestimmten Gleitschirme zu ergeben und trotzdem eine gewisse Anzahl an Flugstunden für Modell X oder Y zu empfehlen. Etwas Präziseres oder Vergleichbares ist leider im Moment nicht vorhanden. Wer sich jedoch einem digitalen Wert unterordnet, d.h. Airtime darüber sind gut, minus hingegen schlecht, kann früher oder später einbomben.

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      • DonP
        Registrierter Benutzer
        • 12.02.2007
        • 814

        shoulders
        Bruno63

        Danke für Eure Gedanken.

        Das mehr Erfahrung besser ist als weniger steht außer Zweifel, da bin ich ganz bei Euch, ich denke da sind wir uns alle einig.

        Die Kern Problemstellung ist doch folgende:

        Beim PG kann man wegen unpassender äußerer Rahmenbedingungen Bodennah IMMER einbomben und zwar jeder von uns, völlig egal ob anfänger oder 2000h+ airtime - wrong time / wrong place ( zB heftige Ablöse im Landeanflug) und es knallt.

        Ein wirkliches Problem ist das nur bodennah, da ist der GS ein (im vergleich zu einem Flächenflieger) eher technisch unsicheres Fluggerät mit sehr sehr kleiner operational Margin.

        Ich postuliere, dass wenn ich diese OP Margin ( = Stefans "Grünphase") durch mein Fluggerät um 50% (Klapper resistenz) oder in manchen Fällen (Speed vs Talwind) sogar 100% vergrößern kann ( A oder B vs. zB X-alps 2-leiner ) und im Gegenzug 50% weniger Bremsweg habe, ansonsten aber keinen relevanten Unterschied beim Pilotenanspruch im Normalflug habe, dann fliege ich in 99,999% der Zeit mit wesentlich erhöhten Reserven.

        Für die 0,001% der Zeit wo ich mit Pech oder durch schlechte Flugplanung in die Gefahr eines unvermeidbaren bodennahen Zerstörers komme habe ich mit dem 2-Leiner eher einen Vorteil als einen Nachteil ( längere Grünphase )

        EInen aus meiner Sicht und Erfahrung echten Nachteil hat der moderne "milde" 2-Leiner ( und jeder andere nicht A- oder Low B Schirm, also auch der High B) nur bei unsachgemäßer Bedienung wegen der kürzeren Bremswege / direkteren Reaktion (Rollen immer, Nicken je nach Gerät bei 2_leiner sogar einfacher / besser gedämpft) auf Piloteninputs

        Und das (Grundbedienung inkl. aktivem Fliegen in allen Achsen) muss man aus meiner SIcht in 100h lernen können sonst ist man grundlegend eher ungeeignet als PG Pilot bzw. muss sich auf einfachste Flugbedingungen ( Abgleiter in toter Luft) beschränken.

        Extreme Flugzustände ( Große, initial unbeherrschbare Klapper die in einer Kaskade enden) sind aus meiner Sicht wenig praxisrelevant denn Sie kommen mit modernen stark versteiften PG's ( egal welcher Leistungsklasse ) in der Praxis kaum mehr vor. Die meisten Kaskaden entstehen durch überreaktion des Piloten nicht durch das Gerät selbst ( da ist natürlich Bremsweg wieder ein Thema, aber nur am Rande und vor allem leicht erlernbar )

        Noch eine anderer Blickwinkel der mir gerade in den Sinn kommt:

        Ein moderner "milder" C oder x-alps 2-Leiner fliegt um Klassen stabiler und sicherer ggü. Störungen als eine DHV1 Schirm von vor 20 Jahren, inkl. stark verbesserter Stallspin Resistenz inkl. stark verbesserter Resistenz gegen jedwede Kappenstörungen inkl. um Klassen besserer Pitch Dämpfung.

        Aber auch mit einem aus heutiger Sicht eher instabil fliegenden DHV1 Schirm von vor 20 Jahren hat es die Piloten nicht reihenweise tödlich runtergehaut, da katastrophale bodennahe Ereignisse bei einigermaßen vernünftiger Wahl der Flugbedingungen eben selten vorkommen.

        Was aber auch bei guten, erfahrenen Piloten wesentlich öfter vorkommt sind Situation wo man unerwartet in starkem Gegenwind (Talwind oder Höhenwind / Grundwind) ansteht, bzw. gegen diesen mit möglichst guter Gleitleistung "anfliegen" muss um nicht in eine bodennahe brenzlige Situation zu kommen ( = zB in einer Düse in den zum Boden hin verstärkten Talwind zu sinken) ich denke diese Situation hat auch jeder vorsichtig und überlegt agierende pilot x-fach im Fliegerleben erlebt und war immer froh Operational Margin zu haben anstatt zum Spielball der Elemente zu werden.

        Und klar, hier erfordert das ABS Paradoxon ein hohes Maß an EIgenverantwortung und Selbstdisziplin wenn man sicher unterwegs sein will, aber das ist aus meiner Sicht unahängig von Leistungspotential des Geräts, es vergößert oder verkleinert sich damit nur das "vernünftige" abrufbare Operation Window des Geräts.

        Die große Branchenlüge (A und Low B ist immer sicher ) die ja im Endeffekt nur dazu dient unreflektierten Piloten kontrolle zu suggerieren die nicht da ist und vor allem den Fakt zu verscheleiern / zu verheimlichen dass PG fliegen (mit Pech oder noch schlimmer wegen vermeidbarer mangelnder Kompetenz) auch tödlich enden kann - und zwar mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit als zB beim Autofahren - sollte man als reflektierter Pilot nicht unterstützen, sondern ganz im Gegenteil hinterfragen.

        Als Mensch verdrängt man latentes Risko verstärkt durch in anderen Lebensbereichen sinnvolle psychologische Mechanismen die ich dort --> http://www.schnellcraft.com/index.ph...learning-curve schon mal vor vielen Jahren beschrieben habe.

        Es bleibt also die offene Frage ob es strategisch sinnvoll ist wegen aus meiner Sicht leicht erlernbaren Bedienungsdetails ( kürzere Bremswege, B handle fliegen, verantwortungsvoller Umgang mit dem Speed system Potential ) auf ein deutlich vergrößertes OP Window ( A, B vs. 2-leiner C+) zu verzichten ?

        Diese Frage muss aus meiner sicht jeder für sich selbst informiert beantworten anstatt diese Verantwortung zu externalisieren ( Du fliegst x stunden Du kannst daher Gerät y sicher fliegen vs Ich kenne vorteile und nachteile), daher opponiere ich angesichts der heutigen Geräte/Geräteeigenschaften gegen die stark vereinfachte, und aus meiner Sicht nicht mehr zutreffende, Betrachtung via EN Klassen der sehr komplexen Fragestellung "Absturzsicherheit / Gerätesicherheit " beim PG.


        Zuletzt geändert von DonP; 11.10.2024, 10:17.

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        • jette
          Registrierter Benutzer
          • 17.12.2011
          • 274
          • Holger Jettenberger

          Steff wenn dich ein High B interessiert dann mach es.

          Ich fliege seit 92 und habe so ziemlich die ganze Entwicklung der Schirme durchgemacht.

          Probiert habe ich alles was mich interessiert hat von A bis D,
          meistens gehe ich zuvor Groundhandeln hole mir aber nur Schirme die schon 2 Jahre auf dem Markt sind wo es schon Erfahrungen damit gibt.
          Gewicht immer ganz oben, auch wie DonP den geilen Ibex1.

          Den einzigen fast Absturz hatte ich mit einem leichten A Schirm, da bin nach 15 Jahren wieder mal auf A gewechselt. Der Talwind frischte auf und ich flog rückwärts, Tandem und höher klassiges Material flogen problemlos zum Landeplatz.

          Auch ich bin der Versuchung erlegen und habe mir einen C 2-Leiner geholt und muss sagen die Kiste ist das geilste was ich jemals geflogen bin, obwohl ich mit sehr großem Respekt wie bei allen Schirmen ran gehe und mich von der Stabilität nicht täuschen lasse.

          Bei Gelände nahen Störungen im Gebirge hilft dir weder ein A Schirm, Rast, Backfly oder ein zweiter Retter.

          Nicht der Schirm ist Problem sondern der Pilot.

          Geschwindigkeit ist Sicherheit, nur leider ist das in der Gleitschirm Welt noch nicht so ganz angekommen, viele Störungen passieren weil die Schirme abgerissen werden.

          Respekt vor der Materie Wetter und Gebietskenntnisse sollten vorhanden sein auch sollte man ehrlich zu sich sein, wer die Hosen voll hat fliegt das falsche Gerät, der Spass sollte im Vordergrund stehen und nicht das Prestige.

          Gruß Holger

          Danke an alle für die gute Diskussion.

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          • shoulders
            Registrierter Benutzer
            • 07.10.2008
            • 6947
            • Stefan Ungemach
            • Ingolstadt & Chiemgau

            DonP Danke für die Zusammenfassung, mit der gehe ich konform.

            Witzigerweise haben ja ganz ähnliche Überlegungen bei mir zu einem Umbau meiner Setups geführt. Zu diesen gehören neben Singleskin als Abstiegshilfe und dem Tandem eben eines für Strecken und eines für H&F und Reisen. Und jetzt kommt's:

            Für die Strecken verwende ich moderat leistungsfähiges Material (EN/C). Weil ich damit regelmäßig viel Zeit pro Flug unterwegs bin, will ich mit meinen eigenen Ressourcen schonend umgehen - die nehmen ja jenseits der 60 auch kontinuierlich ab. Da ich auch keine Punkte reißen muss, fliege ich einen mit etwas mehr als 6 gestreckten Schirm, den ich im Schlaf beherrsche - der leistet alles, was ich brauche, und er stresst mich nicht.

            Für Reisen und H&F allerdings habe ich immer irgendwas im oberen B-Bereich gewählt. Die Idee dahinter war neben der Vielseitigkeit die regelmäßige Konfrontation mit komplett unbekannten Verhältnissen, da wollte ich nicht auch noch an den Schirm denken müssen. Aus diesem Grund bin ich auch über mehrere Exemplare hinweg bei einem bewährten Modell geblieben, selbst als es das nur noch selten im Gebrauchtmarkt gab.

            In letzter Zeit allerdings habe ich mich, angeregt durch Mitflieger bei H&F-Rennen, vermehrt mit sehr leichten X-Alps-Schirmen beschäftigt, die nicht nur Zweileiner, sondern auch nahe der 7 gestreckt sind. Ich muss feststellen, dass die mich ernsthaft in Versuchung führen, und zwar gerade wegen der erweiterten Optionen in unbekannten Terrain und Talwindverhältnissen (also eigentlich genau dem, weshalb ich noch einen weniger anspruchsvollen Schirm einsetze). Ob es nun tatsächlich ein solcher wird, steht noch nicht fest - aber es wird auf jeden Fall ein moderner Hochleister, und zwar gerade, weil ich mit dem nicht entspannt lange Strecken fliegen will, sondern auf kürzeren den Mehraufwand an Arbeit mit dem Schirm azugunsten von mehr Optionen in unerwarteten Situationen auf mich zu nehmen bereit bin. Dass ich gerade für die spannenderen Aufgaben im Unbekannten das schwierigere Gerät in Betracht ziehe, hätte ich bis vor Kurzem noch von mir gewiesen.
            Stefan Ungemach
            pfb.ungemachdata.de/

            Warnung: der Autor ist auch gewerblich in der Branche tätig. Wer seinen Beiträgen unbesehen glaubt oder ihm was abkauft, ist selber schuld. Und wer einen Rechtschreibfehler findet, darf ihn behalten

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            • sphinx
              Registrierter Benutzer
              • 08.05.2002
              • 585
              • Henry
              • Nordschwarzwald

              Die meisten Reserven in Bodennaehe hat ein Schirm, der bei einer Stoerung nicht schnell und weit wegdreht...Das sagt Karl, Piloten, die das schon mal erlebt haben und das finde ich auch. Geschwindigkeit hilft eben nur in bestimmten Situationen.

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              • shoulders
                Registrierter Benutzer
                • 07.10.2008
                • 6947
                • Stefan Ungemach
                • Ingolstadt & Chiemgau

                Das stimmt sicher für den Fall echter Störungen in Bodennähe, aber ich bin mir nicht so sicher, wieviel das ausmacht.

                mmerhin neigen Hochleister zwar zu dramatischen Kaskaden, die sich jedoch erst mal aufbauen müssen - wozu in Bodennähe die Zeit fehlt. Schaut man sich die Unfallstatistiken hinsichtlich in Bodennähe (meist der Landeanflug) erfolgter Abstürze an, dominieren denn auch Pilotenfehler und Standardgeräte bei Weitem. Das wirft schon Fragen hinsichtlich der Relevanz besagter Reserven auf, die ich aber auch nicht beantworten kann (was wegen der generellen statistischen Verteilung der Geräte, der Flugroutine bei den Piloten etc. auch schwierig bleibt).

                Stefan Ungemach
                pfb.ungemachdata.de/

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                • DonP
                  Registrierter Benutzer
                  • 12.02.2007
                  • 814

                  shoulders Danke für die gute Diskussion, schirm quiver mach eich so ähnlich wie Du.

                  sphinx ..und der vorher so lange wie möglich voll steuerbar offen bleibt ! ... der schirm der bei diesem thema dzt. die meisten reserven hat ist aus meiner sicht der AD Loco ( 16qm hochbelasteter 2-leiner, quasi ein 2-leiner bergsteiger schirm abgeleitet von der susi 16), dicht gefolgt von hochbelasteten ultraleicht 3 leinern mit 2-leiner nahem profil ( zB susi 18 oder Kode P 18 mit 90 bis 95 belastet ) gefolgt von milden oldstyle speedlfyern ala Gin Yak ( einer der gutmütigsten und klapperresistentesten schirme die ich kenne, hat halt nur 1:6 GZ ) ... wie eingle skins da im vergleich dastehen kann ich nicht sagen, fliege ich viel zu selten um die darüber eine valide Aussage anzumaßen, könnte mir aber vorstellen dass die auch sehr gut abschneiden würden beim schnellen recovern nach störungen ( da kleinere masse )

                  Mit Karl meinst du vermutlich den DHV Karl Slezak und nicht Lauterbach ,-) ... DHV macht einiges sehr gut, aber mit dem Ansatz Piloten Entscheidungskomptenz abzutrainieren kann ich nichts anfangen, Pilot sein ist aus meiner Sicht pure Selbstverantwortung, der DHV Ansatz eher via normierung individueller skills zu bevormunden und dabei unterschwellig Angst zu schüren anstatt möglichst neutral und faktisch zu informieren ist aus meiner Sicht eine sehr schräge Herangehensweise an das Thema Sicherheit in der Luftfahrt, das spiegelt sich auch in Dingen wie "Safety Class" absurden, praxisfremden Flugstundenempfehlungen und ähnlich aus meiner Sicht sehr schrägen Ansätzen zum Themenkreis "Sicherheit vor der eigenen Piloten Fehlentscheidung vorgaukeln die es real nicht gibt" wieder ,-)

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                  • shoulders
                    Registrierter Benutzer
                    • 07.10.2008
                    • 6947
                    • Stefan Ungemach
                    • Ingolstadt & Chiemgau

                    <OT>
                    So wie ich das sehe, ist der DHV ein Stück weit vom Trend getrieben. Zumindest aktuell versucht er nicht, zwecks Einnahmenoptimierung möglichst viele Mitglieder zu generieren, zu diesem Zweck das Fliegen zum harmlosen Breitensport zu erklären und das mit sinnlosen Sicherheitslabels zu untermauern. Das ist zwar eine beliebte Verschwörungserzählung und in der Tat hat der Verband historisch einige fragwürdige Moves abgeliefert - aber ich kenne die Jungs recht gut, und denen geht's wirklich um einen in der Breite möglichst unfallfreien und befriedigenden Sport.

                    Das Problem sehe ich eher im Zeitgeist, der auch den DHV über die Masse seiner Mitglieder erreicht. Heutzutage will man einfach möglichst viele tolle Sachen machen (und damit auch gleich in den sozialen Medien rumprotzen - Verzeihung, Angeben heißt ja jetzt "Teilen" ), aber dafür weder lange (und damit solide) Lernwege in Kauf nehmen, noch selbst Verantwortung übernehmen. "In" ist derzeit, so einiges zu riskieren - wenn's gut geht, wird's fix "geteilt", wenn nicht, soll irgendwer anders schuld sein, zahlen und helfen (Selbstverständlich bestätigen Ausnahmen die Regel und wir hier ticken natürlich alle ganz anders ).

                    Ich denke, dass "der DHV" das zwar nicht gut findet, aber um Schadensbegrenzung bemüht ist. Nehmen wir mal die "Safety Class": Klar ist die unzureichend, aber die unsäglichen Klassen (früher drei Zahlen, jetzt vier Buchstaben) sind es erst recht. Klar gibt es die Testberichte, aber die große Mehrheit ist zu faul, sie zu lesen, oder kapiert sie nicht. Also hat man sich an einer Granulierung irgendwo dazwischen versucht, die jedoch zwangsläufig auch wieder unzureichend sein muss.

                    Kurzum: Nicht der DHV versucht den Piloten eine auf Schirmklassen basierende Scheinsicherheit einzureden. Eher wollen sehr viele Leute, die völlig unabhängig vom Verband den Vol Libre entdeckt haben und schick finden, extrem vereinfachte Regeln und zumindest die Suggestion einer möglichen Verantwortungsabgabe. Der DHV versucht, irgendwie von diesen gehört zu werden und auf diesem Weg etwas Vernunft in die Masse zu transportieren. Das finde ich durchaus ehrenwert, aber es ist leider ein Kampf gegen Windmühlenflügel.
                    <\OT>
                    Stefan Ungemach
                    pfb.ungemachdata.de/

                    Warnung: der Autor ist auch gewerblich in der Branche tätig. Wer seinen Beiträgen unbesehen glaubt oder ihm was abkauft, ist selber schuld. Und wer einen Rechtschreibfehler findet, darf ihn behalten

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                    • DanMUC
                      Registrierter Benutzer
                      • 18.08.2015
                      • 295

                      Zitat von DonP
                      dicht gefolgt von hochbelasteten ultraleicht 3 leinern mit 2-leiner nahem profil ( zB susi 18 oder Kode P 18 mit 90 bis 95 belastet )
                      Du hast jetzt schon mehrfach den Kode P erwähnt. Zuerst dachte ich, Du meinst das Leinensetup sei ähnlich einem Zweileiner - da habe ich aber im Leinenplan nichts diesbezügliches erkennen können. Nun beziehst Du dich konkret auf das Profil.

                      Hast Du zum Profil des Kode P eine Quelle, die auf dieses Thema näher eingeht? Danke.

                      Kommentar

                      • triple7
                        Registrierter Benutzer
                        • 22.12.2020
                        • 13

                        Alternativ zum 2 Leiner bringe ich Swing mit ihren RAST Schirmen ins Spiel. Schenkt man dem Hersteller und den Piloten, die damit fliegen, Glauben, so sind diese Schirme auch resistenter gegenüber Deformationen und wenn sie klappen gehen sie zügiger wieder auf. Vielleucht ist auch das (RAST) der Weg in die richtige Richtung?!

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                        • Bruno63
                          Registrierter Benutzer
                          • 21.08.2001
                          • 710
                          • Zentraleuropa

                          Jetzt würde mich aber brennend interessieren wie man es den besser machen könnte. Wortreich wurde unter anderem aufgeführt, warum Flugstunden zu ungenau sind um die Fähigkeiten die nötigen sind für einen bestimmten Gleitschirm einzuordnen. Nebenbei wurde erwähnt, dass 100 Std. Airtime (wieder eine Zahl) reichen sollten um die Grundskills für mehr oder weniger alle Schirmtypen zu erlernen. (Jedenfalls lese ich das so heraus)

                          Kommentar

                          • EMR
                            Registrierter Benutzer
                            • 21.08.2001
                            • 1382
                            • acehiitt sind Buchstaben meines Namens, alpabetisch sortiert

                            Zitat von Bruno63
                            [ ... ] Nebenbei wurde erwähnt, dass 100 Std. Airtime (wieder eine Zahl) reichen sollten um die Grundskills für mehr oder weniger alle Schirmtypen zu erlernen. (Jedenfalls lese ich das so heraus)
                            Es gibt sie eben immer wieder, diese Schwanzvergleich-Threads wie oben.

                            "In 100h MUSST du's einfach drauf haben.
                            Wie, hast du nicht?
                            Ich schon, bis zum D.
                            Ich kanns halt, echt, du nicht? Na dann ist's der falsche Sport für dich. Hab ich doch oben wortreich erklärt, mit ganz vielen Fachausdrücken auf amerikanisch!
                            "

                            Kommentar

                            • shoulders
                              Registrierter Benutzer
                              • 07.10.2008
                              • 6947
                              • Stefan Ungemach
                              • Ingolstadt & Chiemgau

                              So wie ich das gelesen habe, umfassen die zitierten Grundskills das Starten, Landen und aktive Fliegen in "normaler Luft". Da mögen die 100h genügen oder nicht - nur ist das nicht sonderlich wichtig, denn die erforderlichen Skills umfassen (neben der für gute Entscheidungen nötigen Erfahrung) auch Störungsmanagement. Davon machen die Grundskills vielleicht 10-20% aus.

                              Einen "Schwanzvergleich" konnte ich nicht heraus lesen. Liegt vielleicht auch oft am Betrachter.
                              Stefan Ungemach
                              pfb.ungemachdata.de/

                              Warnung: der Autor ist auch gewerblich in der Branche tätig. Wer seinen Beiträgen unbesehen glaubt oder ihm was abkauft, ist selber schuld. Und wer einen Rechtschreibfehler findet, darf ihn behalten

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                              • marcel1
                                Registrierter Benutzer
                                • 28.08.2007
                                • 3923
                                • Marcel

                                Zitat von triple7
                                Alternativ zum 2 Leiner bringe ich Swing mit ihren RAST Schirmen ins Spiel. Schenkt man dem Hersteller und den Piloten, die damit fliegen, Glauben, so sind diese Schirme auch resistenter gegenüber Deformationen und wenn sie klappen gehen sie zügiger wieder auf. Vielleucht ist auch das (RAST) der Weg in die richtige Richtung?!
                                Nach meiner Erfahrung und denen einiger Clubkollegen nicht. Das kannste nicht vergleichen. Und den Libra RS (EN-C Zweileiner mit RAST), nun ja, der ist schon ziemlich hochleistermäßig anspruchsvoll. Auch nicht gerade das Paradebeispiel.

                                Nein es wird keine Patentlösung geben, um sicher unterwegs zu sein. Der beste Schirm für Dich ist der Schirm, mit dem du am besten klar kommst. Zertifizierungsklasse, 2- oder 3-Leiner, Flugstunden sind alles nur grobe Anhaltspunkte. Es kommt auch nach 200 Flugstunden Erfahrung bei weitem nicht jeder Pilot mit jedem Schirm bei "normalen Bedingungen" gleich gut oder auch nur immer gut klar.

                                Ermüdungsfaktoren muß man außerdem neben dem reinen "komme ich in normalen Bedingungen mit klar" auch noch mit einbeziehen. Jedenfalls wenn man länger als 30 Minuten fliegen will. Die Frage wird komplex bleiben und es muß jeder für sich selber ein bischen austesten. Am ehesten können da noch andere Piloten beraten, die einen sehr gut kennen. Kein Forum wird das gleich gut können.
                                Wenn es piept - eindrehen...

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