Weiß jemand woran es liegt wenn ein Drachen im Schnellflug zum aufschaukeln und Gieren neigt? Was sind die konstruktiven Zusammenhänge? Treten Gieren und Aufschaukeln immer zusammen auf oder auch alleine? Gibt es seitens des DHV oder der Hersteller untersuchungen zu diesem Thema? Mir ist aufgefallen das dieses Problem oft erwähnt wird aber noch nie richtig diskutiert wurde. Im DHV flugtest wird auch immer geschrieben das keine Gierneigung auftrat. Kann man das bedenkenlos glauben?
Warum gieren unsere Vögel
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AW: Warum gieren unsere Vögel
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AW: Warum gieren unsere Vögel
Hallo,
wären unsere Lieblingsspielzeuge ohne negatives V dann würden sie immer um alle 3 Achsen stabil fliegen. Zumindest solange der Flügel Auftrieb erzeugt. Die Pfeilung und die Schränkung bewirken Stabilität um alle Achsen.
Dan man aber für mehr Leistung und ansprechendes Handling Kompromisse machen muss gibt es kaum Drachen die nicht eine negative V-Form benötigen. Der auf dem Foto hatte recht wenig davon .
Jetzt wird's interessant: Bei hohen Anstellwinkeln (i.d.R. im unteren Geschwindigkeitsbereich) ist das Schiebegiermoment immer >0 und proportional zum Auftriebsbeiwert², das Schieberollmoment proportional zum Auftriebsbeiwert - also vereinfacht betrachtet zum Anstellwinkel. Durch das negative V gibt es aber eine negative (destabilisierende), anstellwinkelunabhängige Komponente der Momente. Wird nun schneller geflogen bekommt diese Komponente immer mehr Bedeutung und der Drachen eiert irgendwann.
Die V-Form ist nicht die einzige Einflussgröße aber m.E. die wichtigste. Schwer zu erfassende aeroelastische Erscheinungen sorgen dafür dass es bei sonst sehr gleichen Drachenmodellen doch noch Unterschiede gibt.
Das beste daran: irgendwann merkt man es nicht mehr .Zuletzt geändert von Robert Benedek; 10.02.2006, 21:54.Kommentar
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AW: Warum gieren unsere Vögel
Oder einfach Starre fliegen, die haben eine positive V-Form.
Kein Gieren oder Schieben sondern einfach geradeaus Fliegen.
See you in the Sky
PatrickPatrickKommentar
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AW: Warum gieren unsere Vögel
Hi Arnim,
Ein Nurflügler ohne Höhen- oder Seitenleitwerk kann eben irgendwie ins Gieren gebracht werden. Dafür hast Du einen Flügel über Dir, den Du mit Deinem Körper steuern kannst, ohne Klappengedöns oder andere bewegliche Teile, die versagen können. Das macht für mich einen guten Teil vom Reiz des Drachenfliegens aus.
Du kannst Dir ja eine Finne dranbauen, wenn Du das reduzieren willst. Und Du kannst Pathos Vorschlag annehmen und den Starrflügler mit V-Schwanz fliegen. Oder Du kaufst Dir für das gleiche Geld ein Segelflugzeug...
Zitat von ArnimIm DHV flugtest wird auch immer geschrieben das keine Gierneigung auftrat. Kann man das bedenkenlos glauben?
Hier
findet sich die denkwürdige Bemerkung
"Bei gespannter VG deutliche Giertendenz."
und hier
sogar
"Bei allen VG Stellungen deutliche Giertendenz."
Das klingt für mich hart aber herzlich.
Da kann man sich auf der Grundlage klarer Informationen überlegen ob und wann man so eine Rennsemmel fliegen möchte.
Im ersten Jahr nach dem Schein jedenfalls nicht
Bei älteren Hochleistermodellen, die als "unfliegbare Giftgurken" verschrien sind,
und die man heute billig bei Ebay findet, mag das noch weniger transparent gewesen sein .
Obenbleiben! W.Kommentar
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@Robert: Der von Dir geschilderte Zusammenhang leuchtet ein. Immerhin gibt es aber Drachen, die trotz deutlicher negativ-V-Form schnurgeradeaus fliegen. Mein guter Milan Racer (s. Foto) gehört dazu. Kein Gieren, egal bei welcher VG-Stellung und bei welcher Geschwindigkeit. Sehr angenehm zu fliegen.
Das zeigt, dass die Gierneigung immer eine Frage der Abstimmung des Geräts ist.
Ich habe mir mal erzählen lassen, dass etwas mehr Wölbung in den äußeren Segellatten gut sei fürs Kreisen, man müsse dann weniger stützen. Von diesem Effekt habe ich wenig gemerkt, aber plötzlich haben beide Drachen, bei denen ich das ausprobiert habe (Reflex C1 und Twister), sehr unangenehm gegiert. Also habe ich die Wölbung wieder rausgebogen (man soll sowas nicht zu oft machen!), und die Vögel flogen wieder geradeaus.
Meine Erklärung: Die zusätzliche Wölbung im Außenbereich, wo der Flügel stark geschränkt ist (15 Grad und mehr), führte dazu, dass die Strömung an der Unterseite der konkaven Krümmung nicht mehr folgen konnte und turbulent abriss, und sobald das auf einer Seite etwas früher geschieht, führt das (in Verbindung mit Schieberoll- und Schiebegier-Momenten) zum Gieren oder "Wingwalking". Gestützt wird die Vermutung dadurch, dass das verhalten nur bei höheren Geschwindigkeiten auftrat.
Es zeigt sich halt mal wieder, dass beim Nurflügel alles mit allem zusammenhängt und man nicht so einfach einzelne Parameter ändern kann.
Aber nochmal: Man sollte nicht so tun, als ob alle flexiblem Drachen gieren. Bei guter Abstimmung fliegen sie schön geradeaus.
Und zum Schluss: Bei Hochleistungsdrachen ist auch die Feinfühligkeit des Piloten gefragt. Wenn man bei kleinen Störungen grobmotorisch-hart gegenstuert, kann man den Drachen auch aufschaukeln, obwohl er von Haus aus keine Giertendenz (aber vielleicht eine geringere Richtungsstabilität) hat. Man sollte also beim Gleiten kleine Störungen entweder selbständig abklingen lassen oder mit frühzeitigen, aber ruhigen und dosierten Steuerbewegungen ausgleichen.
Gruß
Carsten.Kommentar
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Zitat von Carsten Zülch.... Immerhin gibt es aber Drachen, die trotz deutlicher negativ-V-Form schnurgeradeaus fliegen. Mein guter Milan Racer (s. Foto) gehört dazu. Kein Gieren, egal bei welcher VG-Stellung und bei welcher Geschwindigkeit. Sehr angenehm zu fliegen.
Wie kurvt denn der MR ? Die Merlins die ich hatte waren auch selbst bei lockerer VG und Bügel weit hinten völlig stabil. Beim kreisen musste ich aber immer innen bleiben sonst vergrößerte sich der Radius allmählich.
Zitat von Carsten Zülch
...Ich habe mir mal erzählen lassen, dass etwas mehr Wölbung in den äußeren Segellatten gut sei fürs Kreisen, man müsse dann weniger stützen.
Zitat von Carsten Zülch.... Von diesem Effekt habe ich wenig gemerkt, aber plötzlich haben beide Drachen, bei denen ich das ausprobiert habe (Reflex C1 und Twister), sehr unangenehm gegiert. Also habe ich die Wölbung wieder rausgebogen (man soll sowas nicht zu oft machen!), und die Vögel flogen wieder geradeaus.
Den Umgang mit der VG beherrschen ist die bessere Lösung.
Zitat von Carsten ZülchMeine Erklärung: Die zusätzliche Wölbung im Außenbereich, wo der Flügel stark geschränkt ist (15 Grad und mehr), führte dazu, dass die Strömung an der Unterseite der konkaven Krümmung nicht mehr folgen konnte und turbulent abriss, und sobald das auf einer Seite etwas früher geschieht, führt das (in Verbindung mit Schieberoll- und Schiebegier-Momenten) zum Gieren oder "Wingwalking". Gestützt wird die Vermutung dadurch, dass das verhalten nur bei höheren Geschwindigkeiten auftrat..
Übrigens: wenn man Segellatten ohne Stoffrippe darunter stärker krümmt kriegt man auch noch ein lockeres Untersegel. Dieses wird je nach Anstömung eingedrückt oder herausgesaugt. Mit Überraschungen ist da immer zu rechnen.Kommentar
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Danke für die Antworten. In der sache mit den dhv Tests hatte ich unrecht. Ich habe an die selbe Erklärung wie Carsten gedacht. Ich selber fliege einen Ultrasport. Der hatt in der Beziehung nicht den besten Ruf. Habe aber auch gehört das die Bautek Drachen sehr richtungsstabil sein sollen. Könnte es sein dass schon kleinste Unteschiede im Segel bei gleichen Geräten das Gieren im Schnellflug auslösen?Kommentar
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Hallo Robert,
1) Der Milan Racer kreist sich für meine Begriffe ganz normal, d.h. er muss gestützt werden. Mit ca. 25-30 Grad Schräglage ein bisschen, darüber deutlich. Da ist z.B. der Spice angenehmer, der muss ausgesprochen wenig gestützt werden. Ein selbsttätiges Ausleiten der Kurve, wie Du es schilderst, wäre für meinen Geschmack (bei einem Hochleister) zu viel des Guten.
2) Ursache des Wingwalking: Vielleicht erzeugten die Flügelenden noch nicht unbedingt Abtrieb (tatsächlich ist das Phänomen schon bei geschätzten 60 km/h aufgetreten), aber bei einem stark gewölbten Profil könnte es m.E. schon bei positiven Ca-Werten unterhalb von 0,3 Strömungsablösungen auf der Unterseite geben. Wie gesagt, nur eine Vermutung. Man müsste die induzierten Anstellwinkel mal mit einem Panelverfahren berechnen.
Viele Grüße
Carsten
(der gerade beim Rettungsgeräte-Werfen war...)Kommentar
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Zitat von ArnimDanke für die Antworten. In der sache mit den dhv Tests hatte ich unrecht. Ich habe an die selbe Erklärung wie Carsten gedacht. Ich selber fliege einen Ultrasport. Der hatt in der Beziehung nicht den besten Ruf. Habe aber auch gehört das die Bautek Drachen sehr richtungsstabil sein sollen. Könnte es sein dass schon kleinste Unteschiede im Segel bei gleichen Geräten das Gieren im Schnellflug auslösen?
ich fliege seit 6 J. auch Ultrasport und vorher ca. 10 J. Sport. Beim Ultrasport habe ich mir (eigentlich eher wegen der Optik..) Winglets geleistet. An der Winde und auch sonst ist er anscheinend nicht so gieranfällig, wie es ja angeblich beim Ultrasport sonst zu sein scheint. Vor allem bei höheren Geschwindigkeiten. Ob es aber wirklich nur daran liegt?
Viele Grüße
GüntherKommentar
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