Hilfe bei Übersetzung eines amerik. HG-Artikels gesucht

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  • nikolaus
    Registrierter Benutzer
    • 08.08.2006
    • 1681
    • Jochen Buschardt
    • Berlin

    Hilfe bei Übersetzung eines amerik. HG-Artikels gesucht

    Hallo Drachenpiloten,

    ich brauche mal Eure Hilfe bei der ehrenamtlichen Übersetzung eines Unfallherganges aus dem Amerikanischen. Die unmittelbaren Fragen: Ist "Abfangen" ein üblicher Begriff für das Abfangen am Ende des Endanfluges? Ist "Trapezseitenrohr" eine übliche Bezeichnung oder doch "Steuerbügel"?

    Ich würde mich sehr freuen, wenn jemand der des Englischen mächtiger ist als ich (wozu nicht viel gehört), meinen Übersetzungsversuch korrigieren könnte (ich bin nicht einmal sicher, ob ich den Ablauf richtig verstanden habe):

    Original: You top land at Marshall half crosswind, gliding up the back side of the hill. You come in hot, because the gradient can be extreme, and there's often some degree of turbulence. The time interval from 40 mph dive, through round out, to flare is very short. I was halfway through this interval, past the point where one is normally rocked by whatever turbulence is present, when both my left wing and the nose dropped suddenly and severely. I went immediately to full opposite roll control, and managed to get the wings and nose just level when the basetube hit. Having turned 90 degrees, I was traveling mostly downwind, at a groundspeed of probably 30 mph. The right downtube collapsed immediately, and the right side of my face and body hit the ground hard.
    Übersetzungsversuch: Man landet auf dem Marshall, schräg zum Wind, indem man ihn von der Rückseite her anfliegt???. Man kommt in`s Schwitzen, weil der Windgradient extrem sein kann und es oft turbulent ist. Die Zeitspanne vom 65-km/h-Endanflug über das Abfangen bis zum Ausflaren ist sehr kurz. Ich hatte die Hälfte (von was???) bereits hinter mir und auch die Stelle schon passiert, wo man meistens von unterschiedlichsten Turbulenzen durchgeschüttelt wird, als mein linker Flügel und die Nase plötzlich heftig abkippten???. Ich stemmte mich sofort dagegen und schaffte es gerade noch, den Drachen auszurichten, als die Basis aufsetzte. Nach einer 90°-Drehung rutschte??? ich bei Rückenwind mit etwa 50 km/h über Grund. Kurz darauf brach der rechte Steuerbügel, und ich schlug mit meiner rechten Seite und dem Gesicht hart auf.

    Herzlichen Dank vorab!

    LG Jochen
    ambitionierter Sonntagsflieger
  • winDfried
    Registrierter Benutzer
    • 21.11.2003
    • 1620
    • Winfried O.
    • Rheinhessen

    #2
    AW: Hilfe bei Übersetzung eines amerik. HG-Artikels gesucht

    Lieber Nikolaus,

    Dich interessiert eine Passage aus dem Sicherheitsartikel
    "Why Can't We Get A Handle On This Safety Thingy?" von Mike Meiers, von der Wills-Wing-Homepage?
    Gut, denn seine Intention ist: Auch etwas, das hundertmal gut gegangen ist,
    kann trotzdem jedesmal gefährlich gewesen sein, und Dich bei 101. Mal erwischen.
    Für mich persönlich wäre das beste Beispiel ein Start mit dem Gleitschirm bei thermischen Bedingungen.

    Er wählt als Beispiel eine Top-Landung am Kalifornischen Drachenflugberg Marshal, einem der Hausberge von Wills Wing.
    So weit braucht man gar nicht weg. In Graach an der Mosel ist Top-Landen auf den Hochwiesen
    hinter dem Startplatz für Gleitschirme ausdrücklich verboten.
    Mit dem Drachen ist es ein lösbares Problem, weil man mit reichlich Überfahrt durch die Leerotoren brettern kann.
    Auf diese Situation bezieht sich die von Dir nachgefragte Passage:

    Meine Überarbeitung Deiner Übersetzung:

    Man Top-landet hinter dem Marshall-Startplatz, schräg zum Wind, indem man ihn von der Rückseite her anfliegt.
    Man kommt heiß -also mit reichlich Überfahrt- rein, weil der Windgradient extrem sein kann und es oft turbulent ist.
    Die Zeitspanne vom 65-km/h-Endanflug über das Abrunden bis hin zum Ausstoßen (flaren) ist sehr kurz.
    Ich hatte die Hälfte (dieser Zeitspanne, also des wilden Rittes durch die Leeturbulenzen) bereits hinter mir und
    auch die Stelle schon passiert, wo man meistens von unterschiedlichsten Turbulenzen durchgeschüttelt wird,
    als mein linker Flügel und die Drachennase sich plötzlich heftig senkten.
    Ich steuerte sofort dagegen und schaffte es gerade noch, den Drachen waagerecht zum Boden auszurichten,
    bevor die Steuerbügel-Basis aufschlug.
    Da ich mich aber zusätzlich um etwa 90° aus der Anflugrichtung gedreht hatte, war ich mit Wind überwiegend
    von hinten mit etwa 50 km/h über Grund angeflogen.
    Sofort knickte das rechte Trapez-Seitenrohr (Steuerbügel) ein,
    und die rechte Seite meines Gesichts und meines Körpers schlugen hart auf den Boden.
    Zu Deinen Fragen:
    Anfliegen, Abfangen, Aufrichten, Ausgleiten und Ausstoßen sind die Phasen des Endanfluges bei der Drachen-Landung.
    Beim Abfangen soll der Drachen durch allmähliches Verlangsamen in einen Flug parallell zum Erdboden in etwa 1 bis 2 m Höhe gebracht werden.
    Der dauert manchmal ewig und sieht dann spektakulär aus.
    Beim Anflug durch einen Leerotor und bergauf sind es nur wenige Sekunden, somit wenig Zeit für Korrekturen.

    "Steuerbügel" meint eigentlich alle drei Rohre des Steuertrapezes,
    bestehend aus der Steuerbügelbasis (speedbar) und zwei Seitenrohren (uprights).
    Diese Seitenrohre sind Verschleißteile und verbiegen oder brechen häufiger mal.
    Das sollen sie auch, weil dadurch weniger Knochen brechen.
    Darum hat sich für Trapez-Seitenrohr als Kurzform Ersatz-"Steuerbügel" eingebürgert.

    Mike ist ja mit Kratzern und blauen Flecken aus dem Crash herausgekommen,
    und mit einer neuen Erkenntnis.
    Für die Sicherheit im Gleitschirm-Flugsport kann man aus dem Bericht nur lernen,
    dass etwas, das ungefährlich aussieht,
    trotzdem gefährlich sein kann (Der "optimistische Fehlschluß" aus dem Aufsatz vom Baschi!).
    Das gilt für den Drachenflugsport auch.
    Fliegergrüße, W.
    Zuletzt geändert von winDfried; 07.01.2011, 10:05. Grund: diese Typos...

    Kommentar

    • Leggy
      Registrierter Benutzer
      • 01.10.2010
      • 357
      • Marcel

      #3
      AW: Hilfe bei Übersetzung eines amerik. HG-Artikels gesucht

      Zitat von Mike Meier
      Since this isn't anything like what the sport of hang gliding does look like, we might conclude that hang gliding, as it is presently practiced, is an unreasonably unsafe activity practiced by people who lack a proper and reasonable regard for their personal safety. In other words, we might conclude that the "uninformed public" has been right about hang gliding all along.
      Natürlich ist Drachenfliegen kein "ungefährlicher" Zeitvertreib, aber jeder ist bereit ein gewisses Risiko einzugehen, obs nun beim Fliegen, Radfahren (Am besten Downhill) oder Motorradfahren ist.

      Sogar beim Modellflug gibts regelmäßig verletzte, leider ab und zu auch Tote.

      Ein gewisses Risiko ist immer vorhanden, aber das ist (zumindest bei mir) in gewissem Maße auch einer der Reize beim Fliegen.


      Der Bericht ist ürbigens sehr interessant.

      Edit:
      Zitat von Mike Meier
      Now let's ask one more thing. If hang glider pilots stopped dying, and if hang glider landing areas stopped resounding with the sound of WHAAAAAACK every second or third landing, (in other words, if hang gliding started looking like fun, instead of looking both terrifying and deadly), do you think maybe the public's perception of the sport might change? (Not do you think more of them would want to do it, in truth, no they probably still wouldn't.) But do you think maybe they'd stop thinking we were crazy for doing it?
      Am Anfang, zu Beginn der Ausbildung oder noch davor, haben mich die Aussagen der anderen, daß es vollkommen normal sei hin und wieder ein Rohr zu verbiegen und ich auch einige bis zum Schein brauchen werde, doch schon sehr besorgt, aber ich habe es akzeptiert.
      Inzwischen, nach den ersten Höhenflügen wundert mich daß doch sehr. Ich habe am Übungshang keins verbogen und obwohl ich persönlich mit keiner meiner Landungen zufrieden war auch die Höhenflüge unbeschadet überstanden.

      Das gibt mir in dem Sinne zu denken, daß das Fliegen bei Windstille anscheinend absolut "pipifax" ist und erst bei stärkerem Wind immer herausfordernder wird.

      Werden vielleicht Sicherheitsbedenken zu oft der Fluggeilheit geopfert?
      Zuletzt geändert von Leggy; 07.01.2011, 13:48.

      Kommentar

      • nikolaus
        Registrierter Benutzer
        • 08.08.2006
        • 1681
        • Jochen Buschardt
        • Berlin

        #4
        AW: Hilfe bei Übersetzung eines amerik. HG-Artikels gesucht

        Hallo WinDfried, meinen ganz herzlichen Dank für Deine Hilfe!

        Meine Vorstellung des Szenarios war tatsächlich etwas unklar: "Gliding up" klang für mich zwar nach Steigflug, was für mich GS-Anfänger aber auch einen Hauch von Unvorstellbarkeit beinhaltet :-). Ist "round out" dann der Übergang vom Sink- in den Steigflug, und ist "Abrunden" dafür eine gängige Bezeichnung? Ich hatte diese Bezeichnung in einem amerikanischen Schulungsvideo zur Landevolte wiedergefunden und anhand einer Geste, die eine Anstellwinkeländerung beschrieb, als "Abfangen" interpretiert, was wiederum nach dict.leo.org "to hold off", nach Klett "to flattn out", "to pull out of a dive" ubersetzt wird. Oder ist, im Sinne von "abschließen", "vervollständigen" einfach das Ende des beschleunigten Anfluges gemeint (also letztlich doch das Abfangen)? Gut, ich muss es ja gar nicht unnötig komplizieren und kann diese "Zwischenstation" auch einfach auslassen.

        Was mir auch nach Deiner Korrektur noch nicht klar ist: Wie hast Du den Teil ab der ersten Bodenberührung verstanden? Falls er mit Rückenwind noch in der Luft ist ("traveling with groundspeed" klingt danach), wieso bricht erst jetzt das Trapezrohr? Falls sich der Drachen durch den Bodenkontakt um 90° gedreht hat, müsste es doch schon dabei gebrochen sein (oder angebrochen und erst beim Vordrücken endgültig?).

        Bin ich zu penibel? :-)

        Hallo Leggy,

        ich bin durch Sebastian Benders Aufsatz zu GS-Flugsicherheit auf diesen Artikel gestoßen und habe Mike Meier um Erlaubnis gebeten (und sie auch erhalten), ihn in Übersetzung unkommerziell zu veröffentlichen, was dann mein Beitrag zum Thema sein soll. Wir hatten hier im Forum gerade wieder eine (teilweise sehr hitzige) Diskussion (zwar sehr "Tütenlastig", aber die meisten Aspekte eines Risikomanagements haben mit dem Gerät wenig zu tun), wo diverse Anteile des individuellen Flugrisikos zur Sprache kamen: Leistungsdruck, Fehlurteile Hinsichtlich der Bedingungen wie des eigenen Könnens, Schlampigkeit und Bequemlichkeit. Fluggeilheit als das primäre Ziel, überhaupt zu fliegen, beinhaltet ja eine Vielzahl sekundärer Ziele, etwas spezifisches erreichen oder erleben zu wollen, vom gemütlichen Abgleiter bis zum Adrenalin-Flash, vom einsamen Streckenflug zum Wettkampfsieg, oder einfach Verbesserung des persönlichen Könnens. All diese Ziele beinhalten ein spezifisches Risiko, von völlig harmlos bis krass gefährlich, dass halt jeder gegen seine jeweilige Motivation abwägen muss. Den Vorschlag, eine Pilotengemeinschaft zu gründen, die auf riskante Maneuver verzichtet, beantwortete ein Arco-Flieger mit dem Hinweis, dass er sich dieser kaum anschließen könne...:-) Merkmale für ein vorbildliches Pilotenverhalten zusammenzustellen ist sicherlich nicht verkehrt, aber allgemeine Beschränkungen finde ich persönlich (wie die meisten) nicht gerade wünschenswert, und passt auch irgendwie gar nicht zu unseren Sportarten...

        LG Jochen
        ambitionierter Sonntagsflieger

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        • winDfried
          Registrierter Benutzer
          • 21.11.2003
          • 1620
          • Winfried O.
          • Rheinhessen

          #5
          AW: Hilfe bei Übersetzung eines amerik. HG-Artikels gesucht

          Hi Nikolaus,
          Zitat von nikolaus
          Bin ich zu penibel? :-)
          Ja
          Zitat von nikolaus
          ..."Gliding up" ... "round out" ... "Abrunden"
          Stimmt, "Abrunden" ist bei den pädagogisch nahrhaften "Fünf A" des Endanfluges mit dem Drachen nicht dabei.
          Damit sind die Vorgänge "Abfangen, Ausgleiten und Ausstoßen" zusammengefasst,
          die wie oben erwähnt manchmal in eine Bewegung von nur wenigen Sekunden zusammenfallen können.

          Ein Drachen kann Geschwindigkeit in Höhe zurückverwandeln.
          Bis zu einem gewissen Grad kannst Du also in der Tat damit bergauf fliegen.
          Das macht Landungen bergauf auf einer Hangwiese besonders einfach und angenehm, wenn es nicht turbulent ist.

          Zitat von nikolaus
          Wie hast Du den Teil ab der ersten Bodenberührung verstanden? Falls er mit Rückenwind noch in der Luft ist ("traveling with groundspeed" klingt danach), wieso bricht erst jetzt das Trapezrohr? Falls sich der Drachen durch den Bodenkontakt um 90° gedreht hat, müsste es doch schon dabei gebrochen sein (oder angebrochen und erst beim Vordrücken endgültig?).
          Es gibt nur eine Bodenberührung und bei der knickt das Trapezseitenrohr.
          Im Textverlauf schiebt Mike lediglich die Information nach, dass bei dem unerwarteten Abnicken im Endanflug (nicht erst beim Bodenkontakt!)
          der Drachen auch aus der Anflugrichtung und aus dem Wind gedreht hatte.
          Damit hat sich das Endergebnis der mißglückten Top-Landung noch verschlimmert.

          Noch einmal: nach amerikanischer Lesart ist hier ein "incident" ein Zwischenfall berichtet, und kein "accident" also Unfall.
          Nach deutscher Lesart wäre es kein "meldepflichtiger Unfall" gewesen:
          Kein Bruch eines großen Knochens, kein Krankenhausaufenthalt über 24 h, keine Zerstörung des Fluggerätes.
          Eine Panne, die aber schlimmer hätte ausgehen können.
          Die gleiche Nummer mit einem Gleitschirm, ohne Aluminium, das Aufprallenergie wegschluckt?
          -> 24 h Krankenhaus, schätze ich mal...
          Weiterfliegen ,
          W.
          Zuletzt geändert von winDfried; 11.01.2011, 15:17. Grund: Tippos mal wieder

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          • nikolaus
            Registrierter Benutzer
            • 08.08.2006
            • 1681
            • Jochen Buschardt
            • Berlin

            #6
            AW: Hilfe bei Übersetzung eines amerik. HG-Artikels gesucht

            Hei WinDfried, danke für die ergänzende Erklärung! Ja, jetzt kann ich`s nachvollziehen.

            Dass er die missglückte Landung letztlich dramatischer beschrieben hat, als sie es "im Ergebnis" war, ist hinsichtlich des pädagogischen Ziels schon nachvollziehbar, und einen ordentlichen Adrenalin-Stoß wird er schon bekommen haben....

            Nochmals Danke für Deine Hilfe, ohne die ich zumindest diesen Absatz nicht "in den Griff" bekommen hätte!

            Gruß Jochen
            ambitionierter Sonntagsflieger

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