Druckpunkt am Flügel

[Wolkengeflüster]

Hallo zusammen,

wieder mal ein aerodynamische Frage:

Was ist ein „Druckpunktfestes Profil“ ?

Der Druckpunkt ist die die (imaginäre) Resultierende der Auftriebskraft am Flügel,
die wo genau angreift ?

In der Praxis: Wie ist der Unterschied beim Fliegen mit einem druckpunktfesteren Profil zu einem weniger Druckpunktfesten ?

Danke und Gruss Josef

[czuelch]

AW: Druckpunkt am Flügel

Im Druckpunkt greift die Summe der vom Profil erzeugten Auftriebskräfte an. Der Druckpunkt kann sich mit zu- oder abnehmendem Anstellwinkel ändern.
- Beim "klassischen" Profil eines Leitwerks-Flugzeugs (unten gerade, oben gewölbt) wandert der Druckpunkt* mit abnehmendem Anstellwinkel nach hinten, d.h. das Profil erzeugt ein kopflastiges Moment.
- Beim symmetrischen Profil wandert der Druckpunkt* überhaupt nicht; symmetrische Profile sind im eigentlichen Sinne druckpunktfest.
- Bei bestimmten Nurflügelprofilen mit geringer Wölbung und deutlichem S-Schlag (hochgebogene Endkante) wandert der Druckpunkt* bei abnehmendem Anstellwinkel sogar leicht nach vorn; sie erzeugen dann ein aufrichtendes, schwanzlastiges Moment. Sie können für eigenstabil fliegende ungepfeilte Nurflügel verwendet werden.

Beim Flex-Drachen sind die im Flug real auftretenden Profile mindestens (!) ab der Halbspannweite nicht druckpunktfest und erst recht nicht eigenstabil; sie erzeugen ein kopflastiges Moment. Im Bereich des Kielrohrs ist wegen des S-Schlags das kopflastige Moment geringer, aber wahrscheinlich immer noch vorhanden. Für die Nickstbilität im Flug braucht der Drachen daher eine Kombination aus Pfeilung und Schränkung (und/oder ein Leitwerk, s. Aeros).

In der Praxis bedeutet das, dass ein "druckpunktfesteres" Profil (will sagen: eines, das weniger kopflastiges Moment erzeugt) niedrigere Sprog-Einstellungen ermöglichen kann. (Dabei sind noch andere Einflussfaktoren wie Segelspannung und Steifigkeit von Bedeutung.)

Gruß
C.

*im Bereich der "normalen", fliegbaren Anstellwinkel