Drachen Flugsimulator für Ausbildung?

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  • dumdidum
    Registrierter Benutzer
    • 06.11.2013
    • 50

    Drachen Flugsimulator für Ausbildung?

    Hallo,

    ich habe den schon zum HG-Treffen in Buching vorgestellten Simulator etwas weiterentwickelt und testweise bei verschiedenen Flugschülern eingesetzt.
    Hier einige Bilder:









    Kurz zur Funktion:

    Es werden alle 3 Achsen abgebildet, d.H. es wird natürlich die seitliche Bewegung als auch vor und zurück, sowie ebenfalls das verdrehen im Gurtzeug korrekt mittels (neu) 12 bit AD wandler in den Rechner übertragen. Die Auflösung ist dabei so gut das selbst 1-2mm Bewegung des Piloten erkannt werden.
    Als Flight-Simulator-Software kommt Flightgear, als Szenerie Terragear zum einsatz. Das erlaubt weltweiten Einsatz inkl. bereits bekannte Fluggelände wie z.B. Neumagen-Dhron oder Millau (F).

    Die Simulation ist sicher nicht perfekt reicht aber zum Trainieren von Reflexen und Landungen im Gelände bei turbulenten Bedingungen meines erarchtens aus. Selbst das Soaren in Neumagen bei entsprechend eingestelltem Ostwind ist möglich. Ebenso kann das Verhalten in besonderen Fällen trainiert werden. Zum Beispiel auch die korrekte Reaktion nach Strömungsabriss oder Mänchen. Ohne vorherige Erklärung oder Theorie reagierte ein Teil der Schüler instinktiv mit ranziehen des Bügels, ein Teil zeigte keine Reaktion und der rest drückte den Bügel schreckartig mit gestreckten Armen weg. Wenn das "Timing genau stimmt" Tuckt der virtuelle Hängegleiter. Die Geschwindigkeit kann über das Fahrtwindrauschen in etwa eingeschätzt werden, kurz vor dem Strömungsabriss ist das Fahrtrauschen nahezu null.

    Die Flugschüler sind bisweilen wärend einer Simulation nicht ansprechbar und voll konzentriert.
    Ein reines Verdrehen um die Aufhängung lässt den Drachen weiter geradeausfliegen wennglich die Bewegung auf dem Bildschirm dargestellt wird. Dabei ist es egal ob es sich um ein Hängegurtzeug oder ein Liegegurtzeug handelt. Es kann jedes beliebige Gurtzeug verwendet werden. Bei allen Flugschülern war nach etwa 10-15 Minuten in der "Kiel-Rohr-Sicht" kein nennenswertes Verdrehen mehr feststellbar. In dieser Ansicht können Sie sich selbst von hinten beim Fliegen zuschauen. Wenn also die Beine nicht mitgenommen werden ist der Fehler soffort ersichtlich (siehe Fotos). Verdrehen im Gurtzeug war am darauffolgenden Praxistag kein Thema mehr. Eine normale "Cockpit-Sicht" ist ebenso verfügbar. Entsprechende Steuerfehler lassen sich aufgrund der automatischen Aufzeichnung im Replay jederzeit aus allen Perspektiven erneut anschauen.

    Eine Pilotin die auf dem Übungshang nach den ersten längeren Hüpfern zu extremem "übersteuern" neigte (Schlangenlinien durch zu späte Reaktion bis zum Landepunkt) zeigte nahezu identisches Verhalten bei der Aufgabe "Geradeausflug" im Simulator. Ob die Übung am Simulator (heute etwa 30 Minuten) zu Verbesserungen auch in der Praxis führen wird kann ich mangels passendem Wetter noch nicht sagen werde das aber (egal ob es positiven, keinen oder sogar negativen Einfluss hat) hier berichten.

    Nerfig ist allerdings das bislang keine komplette Rundumsicht möglich ist. Die Software ist dazu grundsätzlich in der Lage, das dazu nötige Equipment (3D Brille oder 3-4 große Monitore + leistungsfähiger Rechner) ist mir aktuell aber noch zu teuer. Eine (finanzielle) Förderung vom DHV gibts leider nicht (hab ich schon probiert)
    Wer hätte evt. Lust an diesem Projekt weiter mitzuwirken Verbesserungen einzubringen etc.? Das Verwendete Modell (JSBSim) hat noch die ein oder andere Schwäche die man evt. korrigieren könnte. Vielleicht könnte hier auch Bernhard mit entsprechender Theorie aushelfen?

    (konstruktive) Kritik oder Anregungen ebenso gerne hier. Einstieg zum verwendeten Model: http://wiki.flightgear.org/JSBSim Download des Drachenodells hier: http://fgfs.goneabitbursar.com/offic...eXtreme150.zip

    Gruß
    Mario

    PS: Die Firma Bautek war so nett die von mir für dieses Projekt angefragten Materialien (für das höhenverstellbare Gestell) kostenlos zu überlassen. Vielen Dank dafür!
    Zuletzt geändert von dumdidum; 24.03.2016, 15:46.
  • czuelch
    Registrierter Benutzer
    • 06.09.2001
    • 1429
    • Carsten Zülch

    #2
    AW: Drachen Flugsimulator für Ausbildung?

    Wow, wirklich beeindruckend... Respekt.
    Wird der Simulator auch von anderen Fluglehrern eingesetzt, oder gibt es zumindest Interesse?

    Gruß C.

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    • Profilpolare
      Registrierter Benutzer
      • 18.01.2008
      • 86

      #3
      AW: Drachen Flugsimulator für Ausbildung?

      Hallo Mario,

      es freut mich sehr, dass bereits dieses "primitive" FlightGear Modell so hilfreich in der Schulung eingesetzt wird!
      Ich bin gerade dabei, den "Nachfolger" fertig zu stellen. Hätte schon längst fertig sein sollen aber letztes Jahr war ich einfach zu häufig beim richtigen Fliegen. Deadline für das Release ist nun aber endgültig Mitte April. Falls du Interesse hast, kannst du das Modell schon vorab erhalten.
      Features sind unter anderem:
      - Gewichtskraft-Steuerung
      - VG
      - realistische Polaren und realistisches Stall-Verhalten für alle VG-Stellungen
      - Trudeln
      - Bremsschirm
      uvm.

      Zum besseren Verständnis warum ein Drachen auf Steuereingaben so reagiert, wie er reagiert, kann man den aktuellen Anströmungsvektor, den Luftkraftvektor und die Schwerpunktlage einblenden.

      Motivation für die Entwicklung ist, Piloten oder Flugschülern ein Tool zur Verfügung zu stellen, mit dem sie Extremflugzustände gefahrlos erforschen und vor allem die richtigen Reflexe zur Vermeidung von solchen Zuständen trainieren können.

      Viele Grüße
      Profilpolare
      Angehängte Dateien
      Zuletzt geändert von Profilpolare; 16.03.2016, 23:13.

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      • 14olger
        Registrierter Benutzer
        • 16.09.2015
        • 28

        #4
        AW: Drachen Flugsimulator für Ausbildung?

        Wow, ihr habt ja aufgerüstet in Millau.

        Aber ernsthaft: Respekt. Tolles Projekt von Mario und allen Beteiligten

        Gruß
        Holger

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        • dumdidum
          Registrierter Benutzer
          • 06.11.2013
          • 50

          #5
          AW: Drachen Flugsimulator für Ausbildung?

          @ profilpolare: ja starkes interesse, würde ich natürlich gerne testen. PM? Bin mit 14 Flugschülern bis 26.3 hier. Rückmeldung garantiert. Auch ich habe einige modifikationen am modell vorgenommen, allein schon wegen der nerfigen Retterauslösung bei kleiner / gleich 0g an der aufhängung und und und...
          schön wäre es wenn die neigung des piloten ebenfalls über eine joystick-funktion steuerbar wäre (habe einen beschleunigungsensor aus dem handy auf USB-HID gepackt)

          @ czuelch: nachfrage war in jedem fall da, aber noch nichts konkretes dabei herausgekommen.
          Zuletzt geändert von dumdidum; 17.03.2016, 14:43.

          Kommentar

          • Lasse
            Registrierter Benutzer
            • 09.01.2006
            • 639
            • Harald Stephan
            • 35435 Wettenberg

            #6
            AW: Drachen Flugsimulator für Ausbildung?

            Hallo !

            Tolle Sache und wird immer realistischer.:-)
            Ich würde an Eurer Stelle doch nochmal beim DHV nachfragen.
            Es geht hier nicht um ein Hobby oder Spielerei, sondern darum ein möglichst realistischen Simulator zu entwickeln welcher in erster Linie für die Ausbildung
            eingesetzt werden soll. Damit ließe sich die Ausbildung effizienter und sicherer ergänzen und das wetterunabhängig. Somit ein Beitrag zur Sicherung des Drachenflieger-Nachwuchs ! In der "großen Fliegerei" können Simulatorstunden bei der Ausbildung angerechnet werden.
            Wenn tatsächlich keine finanzielle Unterstützung zugesagt werden sollte (wäre in meinen Augen ein schwaches Bild),
            dann sollte doch zumindest über die DHV Homepage ein (dauerhafter) link möglich sein.
            Wenn auch hier keine Unterstützung kommen sollte, plädiere ich für einen Antrag an die nächste DHV-JHV

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            • Gast

              #7
              AW: Drachen Flugsimulator für Ausbildung?

              Sieht super aus!

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              • dumdidum
                Registrierter Benutzer
                • 06.11.2013
                • 50

                #8
                AW: Drachen Flugsimulator für Ausbildung?

                hallo,

                bin ja vom DHV mit dem Teil zum "Hang Gliding Meeting" eingeladen worden, einen Link wird sicher kein Problem sein, Unterstützung ist also schon da!
                Weitere Unterstützung in finanzieller Form wirds aber nicht geben. Liegt vielleicht auch einfach ein bischen am Verhältniss Drachen / Gleitschirm - da sieht es für uns einfach nicht so aus als wenn wir da groß Dinge einfordern können. Zudem ist die Generation die dort die Entscheidungen trifft nicht unbedingt sehr Computeraffin. Das ist für mich auch OK. Denke das wir das hier auch ohne den DHV hinbekommen. Meine Zeit würde ich lieber in die Technik als in das stellen von Anträgen investieren. Wenn sich dazu jemand berufen fühlt..... viel Glück :-)
                Zuletzt geändert von dumdidum; 24.03.2016, 15:43.

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                • Ikarus-Pellicci
                  Registrierter Benutzer
                  • 12.09.2007
                  • 1445

                  #9
                  AW: Drachen Flugsimulator für Ausbildung?

                  Hi Mario,

                  das macht mal wirklich Sinn und ist in jedem Raum ohne Wettereinfluß machbahr und macht auch für jedermann Spass .

                  Als Unterstützung: freier Eintritt in meine Werkstadt auf meine Kosten. usw.

                  Das ist endlich eine Idee für´s Drachenfliegen der Unterstützung von allen gut tut.

                  Also auf gehts

                  Tomas

                  Ps: wie lautet dein Spendenkonto

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                  • czuelch
                    Registrierter Benutzer
                    • 06.09.2001
                    • 1429
                    • Carsten Zülch

                    #10
                    AW: Drachen Flugsimulator für Ausbildung?

                    Ich bin auch gern bereit, das Projekt finanziell zu unterstützen. Wenn der Simulator ausgereift ist, könnte er eine tolle Ergänzung für den Lehrbetrieb sein (denke ich mal). Ideal wäre vielleicht, wenn es mehr als einen Simulator gäbe und wenn Flugschulen so ein Gerät für einen geringen Obolus mieten könnten, wenn sie einen Kurs haben... (? Dagegen könnte der Transport sprechen?)

                    Jedenfalls: Tolle Sache. Weiter so!
                    Gruß C.
                    Zuletzt geändert von czuelch; 18.03.2016, 07:15.

                    Kommentar

                    • dumdidum
                      Registrierter Benutzer
                      • 06.11.2013
                      • 50

                      #11
                      AW: Drachen Flugsimulator für Ausbildung?

                      soooo update

                      hier mal ein video:





                      Erstmal vielen Dank für die Angebote an alle hier!
                      Also ich hatte nach dem letzten Praxistag schon den Eindruck das die Problematik des Übersteuerns (Beispiel oben) deutlich abgenommen hat bei den Kurvenflügen, wissenschaftlich belegbar das es an den Simulatorstunden lag ist das aber natürlich alles nicht.

                      In jedem Fall hilft es aber die Theorietage (Schlechtwetter) deutlich erträglicher gestalten zu können...

                      Zum neuen Model von Profilpolare: deutlich realistischer als das Standardmodell. Für die Leute die im Grundkurs neu dabei waren quasi unfliegbar ;-) Die haben mit dem einfachen Modell schon genug zu ackern.
                      Die Schüler die aber bereits 5-6 Praxistage am Übungshang sowie Trockentraining hatten kommen damit viel besser zurecht, es bildet die Realität sehr viel genauer ab wenngleich es auch an diesem Modell noch Baustellen gibt (mehr dazu am besten per Telefon wenn ich wieder in DE bin)

                      Habe die Mechanik so umgebaut das man den virtuellen Hängegleiter nun auch sehr leicht trimmen kann sodass er in Neutralposition des Steuerbügels (Hände loslassen) wirklich im Trimspeed fliegt, dies ermöglicht auch für die Schüler eine Selbstkontrolle ob sie wirklich locker fliegen oder in den Kurven ziehen etc.

                      Das ganze kann meines Erachtens unter richtiger Anleitung ein gutes Hilfsmittel darstellen und der Aufwand in der jetzigen Konfiguration ist wirklich übersichtlich. Einen Beamer haben die meisten Schulen sowieso, ein Gestell ebenfalls, der Tastkopf wird lediglich ins schon vorhandene Trapetz geschraubt und per USB-Stecker angeschlossen. Die benötigte Software ist Opensource. Einmal eingerichtet reicht zum starten ein einziger Klick. Wetterkapriolen (Thermik, Hangaufwind, Turbulenzen) können nach Bedarf "hinzugeklickt" werden und erschweren z.B. den Geradeausflug zusätzlich (für die Fortgeschrittenen). Die Reaktionszeiten nehmen dabei deutlich ab.

                      Um die Simulation nochmal deutlich zu verbessern müsste man nun 3 große 40 Zoll Bildschirme anschaffen und entsprechend ansteuern, so würde ein guter 180° Rundumblick nach vorne und seitlich möglich werden. Aber hier verlassen wir dann in jedem Fall die Low-Cost-Ebene Alternativ eben eine 3D Brille mit Head-Tracking , aber da ist noch nicht ganz abzusehen welche Technik sich durchsetzt, aktuell ebenfalls noch sehr teuer.

                      Gruß
                      Mario

                      PS: Das mit dem Trudeln am Simulator macht vor allem uns selbst sehr viel Spass. Es fehlt natürlich etwas die Rückmeldung über den sich total verändernden Bügeldruck aber von der Art her wie es passiert (Fläche dreht weg bei VG voll angezogen und zu langsam geflogener Kurve) ist es recht identisch mit meinen (beschränkten) praktischen Erfahrungen bei Orbiter und Fizz.
                      Zuletzt geändert von dumdidum; 24.03.2016, 15:59.

                      Kommentar

                      • schneidair
                        Registrierter Benutzer
                        • 04.01.2014
                        • 295
                        • Heiko Herzig

                        #12
                        AW: Drachen Flugsimulator für Ausbildung?

                        Hallo Mario,

                        was kannst du zur Verbesserung noch so an Material gebrauchen ?
                        Würde für Anschaffung der Bildschirme auch etwas spenden.
                        Wenn sich genug Unterstützer finden sollte doch der Betrag dafür beizubringen sein.
                        Meinst du die zusätzlichen Bildschirme wären den zusätzlichen Aufwand wert ? Das System wird komplexer, anfälliger aufwändiger bei Transport, Aufbau und Unterhalt...

                        Wie auch immer, sag an, ich beteilige mich gerne ein wenig.

                        Heiko

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                        • Bernhard Wienand
                          Registrierter Benutzer
                          • 27.02.2007
                          • 998
                          • Bernhard Wienand
                          • Hamburg

                          #13
                          AW: Drachen Flugsimulator für Ausbildung?

                          Hallo Mario etc.,

                          hatte schon auf Dein Thema gewartet, dann aber das Forum lange nicht mehr besucht.
                          War ja drauf und dran, dieses Thema selbst anzusprechen, aber dazu hatte ich dann ja noch mit Dir telefoniert.

                          Mein Interesse an so einem Teil begann im letzten Sommer, als ich in Greifenburg, im Gestell von Emil so Einiges an meinem Gurtzeug ausprobiert habe.
                          Da merkte ich, was man in so einem Gestell, im Dialog mit Fachsimplern, so alles machen kann.

                          Dann wurde bei der Regionalversammlung an einem aufgehängten GS-Gurtzeug gezeigt, worauf es bei einem Gurtzeug (Konstruktion, Einstellung) ankommt. Ich schlug Regina vor, so etwas auch beim HG-Meeting in Buching zu machen. War aber zu kurzfristig.

                          Dann erfuhr ich durch den Bericht vom HG-Meeting von Deinem Simulator.

                          Und zum Jahresbeginn hörte ich von den Bremern, die eine vereinseigene HG-Ausbildung machen, dass die sich, angeregt durch Deinen Simulator, jetzt erst einmal so ein Gestell gebaut haben.

                          Und da dachte ich, dass so ein Teil in jede Flugschule und am besten auch in jeden Verein gehört.

                          Ich bin absolut davon überzeugt, dass Übungen im Simulator die Schulung und auch ein späteres Training (bei geringer Flugpraxis, beim Wiedereinstieg, beim Ausmerzen sich eingeschlichener Fehler etc.) erheblich verbessern.
                          Nicht nur, dass der Pilot im Simulator von der Rückmeldung per Beamer/Bildschirm gefesselt ist (wie bei Videogames), sondern der Fluglehrer kann auch wie bei der Doppelsitzerschulung daneben stehen und Hilfestellung geben.

                          Daher hatte ich Dich, als wir telefonierten, auch gefragt, ob so ein super Simulator für die armen Flugschulen und Vereine überhaupt erschwinglich sei.
                          Du sagtest, die Software sei Freeware (sogar Open Source), die Gestellmimik könne aus preiswerten Teilen (Rohre, Rollen, Seile ..) selbst gebaut werden, dazu kämen dann Beamer mit Leinwand und schließlich der auch nicht teure AD-Wandler (Schnittstelle Signalgeber – Rechner).
                          Habe ich das so richtig behalten?

                          Habe ich die Funktion so richtig verstanden?

                          Wird per Tastkopf die vom Piloten auf die Basis ausgeübte Kraft an den Rechner übertragen oder eine Bewegung des Trapezes durch den Piloten, oder beides? 1)
                          Die Übertragung dieser Steuerkräfte/-bewegungen an das Drachenmodell im Rechner ändert dann Lage und Geschwindigkeit des Drachens, was bildhaft (Relativbewegung Drachen zum Hintergrundhorizont) und durch ein Fahrtwindgeräusch vermittelt wird.
                          Außerdem werden Bewegungen des Piloten gegenüber dem Drachen (Aufrichten, Verdrehen) registriert (über Abspannseile des Gurtzeugs oder Lasermessung ... und ein Drehgelenk oben in der Aufhängung?), an das Pilotenmodell im Rechner übertragen und ebenfalls bildhaft dargestellt.

                          Auf eine Rückmeldung von Kräften, z.B. Widerstand des Steuerbügels, wird verzichtet. Das würde dann sicher richtig Geld kosten. Ein 'Bügeldruck' wird derzeit per Gummistrops erzeugt.

                          Was kann man mit so einem Simulator alles machen?

                          Seine Lage kontrollieren:

                          Erst einmal wird 'gespiegelt', wie man unter dem Drachen hängt, ob z.B. waagerecht (im Luftstrom), und wie hoch man sich zum Landen aufrichten kann. Allein das bringt vmtl. schon erste Aha-Erlebnisse.
                          Vorher muss vmtl. die Null-Stellung justiert werden?

                          Die Technik der Kurvensteuerung erlernen:

                          Du hast bereits überzeugend einige Beispiele aus Deiner Praxis als Lehrer genannt, wie die häufigen Anfangsfehler des Nichtmitnehmens der Hüfte bzw. Beine und des Übersteuerns.
                          Da das Modell nur kurvt, wenn der Schwerpunkt seitlich verschoben wird, wird es auch auf die Lenkersteuerung (nur Hüfte und Beine aus der Mitte, nicht Kopf und Schultern) reagieren.
                          Reagiert es auch auf die Impulssteuerung? Hat das Modell neben dem Massenmodell des Flügels auch eines vom Piloten?

                          Landen üben:

                          Auch wenn man kein Feedback vom Steuerbügel bekommt, so kann man doch den Endanflug, das Abfangen und das Ausschweben bis zum Stall üben.
                          Ich stelle mir vor, dass man beim Ausschweben aus dem Augenwinkel die Geschwindigkeit sieht, mit der der Boden unter einem durchzischt, und wie diese Geschwindigkeit abnimmt.
                          Nickt der Drachen am Ende ab, hat man zu spät ausgedrückt, steigt er nach oben, hat man zu früh ausgedrückt. Reagiert das Model aber überhaupt auf ein Ausdrücken?
                          Wie ist es mit der Lauflandung? JSBSim hat ja auch ein Ground-Contact-Model.
                          Durch die Orientierung an der Bodengeschwindigkeit, anstatt an Fahrtwind und Bügeldruck, kann man sich allerdings ein falsches Verhalten beim Ausschweben einprägen. Reicht da das Fahrtwindgeräusch aus?
                          Für die Landeeinteilung (Winkelpeilung) ist sicher eine 180-Grad-Sicht vorteilhaft.

                          Starten üben:

                          Hier wird man durch eine (einstellbare) Seitensicht seinen Anstellwinkel sehen.
                          Wie man dann mit dem Ground-Contact-Model die Startbeschleunigung beim Startlauf simulieren kann, kann ich mir noch nicht vorstellen. Könnte man dazu das Propulsion-Model missbrauchen?
                          Falls ja, könnte man sehen, ob und wie man mit dem gewählten Anstellwinkel vom Hang einer vorgegebenen Neigung wegkommt.

                          Gefährliche Flugzustände gefahrlos erfahren, siehe auch Hinweis von Profilpolare:

                          Auch hier hast Du schon Beispiele genannt, wie das Abnicken nach einem Männchen und einen möglichen Übergang in einen Tuck, wie das Reagieren auf starke Böen, Abkippen oder Übergang ins Trudeln bei einseitigem Strömungsabriss.
                          Was beim Tuck vmtl. nicht simuliert werden kann ist ein vom Steuerbügel gelöster herumschleudernder Pilot.
                          Sicher auch simulierbar sind die Steilkurve und der Spiralsturz, aber natürlich nicht mit den dabei auftretenden Lastvielfachen.

                          Und weiter?

                          Ich muss Deinen Simulator unbedingt mal sehen und ausprobieren.

                          Reagiert er auch auf ein Ziehen der VG bzw. Setzen von Klappen? Hier hat ja Profilpolare mit FlightGear schon nachgeliefert.

                          Nach meiner bisherigen Vorstellung liegen die Stärken des Simulators vor allem im Erlernen und Trainieren der Kurvensteuerung.
                          Auf der anderen Seite kann und soll ein Simulator ja nicht das wirkliche Fliegen ersetzen.
                          Insofern finde ich eine komplette Rundumsicht nicht sooo wichtig. Da könnte jeder Anwender je nach Erfahrung, Bedarf und Geldbeutel individuell aufrüsten. Schließlich soll das ganze System einfach und preiswert bleiben, siehe Heiko.
                          Interessanter stelle ich mir eine einfache Simulation des Bügeldrucks vor.

                          Die Rückmeldung per Beamer-Projektion erfordert einen abgedunkelten Raum. Wäre auch eine andere primitive Rückmeldung bei der Kurvensteuerung draußen möglich?

                          Was wäre Flugschulen und Vereinen wichtig, worauf könnten sie verzichten, was fehlt noch? Hast Du da schon Meinungen gehört?
                          Wäre eine Kostenkalkulation interessant, eine Bauanleitung mit Bauplan, evtl. ein Bausatz?
                          Dafür sollte es dann eine finanzielle Anerkennung geben.

                          Ob ich Dir mit Theorie weiterhelfen kann, müssten wir mal sehen. Bisher habe ich mich mit mathematischen Modellen der Flugdynamik nicht befasst, ging mir bisher um einfache Formeln für den Zusammenhang zwischen Konstruktionsmerkmalen und Flugleistungen.
                          Jetzt habe ich aber gerade die Dissertation von Horst Altmann gelesen. Dort modelliert er ein Referenzgerät mit Referenzpiloten per Finite-Elemente, auch die Verformung des Flügels unter Last, und berechnet dann für eine auf der FE-Struktur basierende Panel-Struktur nach der Potentialtheorie die Luftkräfte und –momente und daraus die Flugzustände und Flugbahnen. Natürlich nicht in Echtzeit für einen Simulator zu schaffen. Im Anhang gibt er aber die Koeffizienten von einfachen Polynomen für den Anstellwinkel und die Geschwindigkeit an. Diese gelten aber nur für das behandelte Referenzgerät mit Referenzpiloten.
                          Ich glaube, in diesem Punkt kann Dir Profilpolare viel besser helfen.
                          Aber vielleicht überschätze ich auch die JSBSim-Modelle. Für den Winden-Schlepp habe ich mir mit Exel ein Flügel-Beiwert-Modell gebastelt, das in Abhängigkeit von den wichtigsten Gerätedaten sowie dem Anstellwinkel und der Wölbklappeneinstellung die Auftriebs- und Widerstandsbeiwerte errechnet, die verglichen mit Referenzwerten sehr plausibel erscheinen. Allerdings keine Verformung des Flügels und keine Momentbeiwerte.

                          Wenn Du zu Ostern zurück bist, melde ich mich mal.

                          Gruß, Bernhard

                          PS 26.3. zu 1): Vermute, es werden nur die Steuerbewegungen/-wege gemessen und daraus mit den Gewichts- und Geometrieangaben die Steuerkräfte berechnet.
                          Zuletzt geändert von Bernhard Wienand; 26.03.2016, 11:44. Grund: PS

                          Kommentar

                          • dumdidum
                            Registrierter Benutzer
                            • 06.11.2013
                            • 50

                            #14
                            fragen / antworten

                            @ schneidair, vielen Dank auch für dein Angebot, ich gebe hier sicher allen bescheid sowie ich das zusammengestellt habe.

                            Es ist in jedem Fall so das eine Rundumsicht die eine Lagebeurteilung aus dem Augenwinkel ermöglicht die Simulation verbessert. Das Merkt man spätestens wenn man in den zugelassenen Flugsimulatoren für (beispielsweise) A320 etc. sitzt. Allein aufgrund der Tatsache das man den Horizont seitlich aus dem Cockpitfenster sehen kann ist eine Lagekorrektur wesentlich erleichtert und viel einfacher / näher an der Realität. Wer natürlich Computersimulationen gewöhnt ist kann auch mit einer reinen Frontansicht gut zurechtkommen.
                            Die Frage von dir ob der Mehraufwand die Vorteile rechtfertigt ist natürlich der Knackpunkt, ehrlich gesagt: Keine Ahnung! Müsste man halt ausprobieren
                            Wenn sich dadurch Unfälle bei der Ausbildung sowie geschrottetes Material vermeiden lassen... vielleicht lohnt es sich ja dennoch.
                            Wenn man beispielsweise die ersten Höhenflüge schonmal am Simulator im gleichen Gelände trainiert bevor man dort wirklich das erste mal raus startet kann das sicher entspannend sein.

                            @ Bernhard: Vielen Dank für deine (wie immer) kurze Zusammenfassung. (sorry nix für ungut der lag hier so rum, den musste ich mitnehmen ;-)
                            Deal: Deine Fragen beantworte ich gern, ich habe sie mir vorher aus dem Text herausgeschrieben. Als Gegenleistung ist dein nächster Beitrag nur max 5 Zeilen lang!

                            Ja du hast es richtig Verstanden. Funktionsweise:
                            Wie beim richtigen Drachen auch wird das Verhältnis von Pilot (Schwerpunkt) zum Drachen - bzw da dieser mit dem Steuerbügel ja Fix verbunden ist - zum Steuerbügel verwendet. Hängt der Pilot also frei und macht nix am Steuerbügel fliegt das ding "steuerlos" in Trimgeschwindigkeit evt. gestört von diversen Turbulenzen falls konfiguriert geradeaus bzw in leichte Kurve. Je nach dem wie der Pilot seine Position zum Steuerbügel verändert verändert auch der "virtuelle Drachenpilot" seine Position im Trapetz und steuert so den Drachen. Dabei ist es aktuell so das sich sowohl Pilot als auch Steuerbügel mechanisch bewegen. Entscheident ist aber immer nur das Verhältnis untereinander. Über die Gummizüge hat man insofern zumindest etwas "Bügelfeeling" des Steuerbügels bei z.B. beschleunigten fliegen oder rausdrücken.

                            Der Geber besteht aus 3 handelsüblichen Potentiometern der über Wiederstandsmessung und einen 12bit DA-Wandler die Signale auf USB-HID umsetzt.
                            Ja die Nullstellung des Gebers muss einmal justiert werden und wird abgespeichert. Danach muss evt. je nach Person und Gurtzeug die Trimmung kontrolliert werden. Diese ist mechanisch am Tastkopf sehr leicht einstellbar und ermöglicht so auch den Drachen aus Interesse mal schneller oder langsamer zu Trimmen.
                            Ja das ganze funktioniert natürlich auch mit Impulssteuerung siehe Erklärung oben.

                            Landung mit auslaufen und Drücken ist möglich aber aufgrund des niedrigen Boden-Kontrastes (geringe Auflösung) und der fehlenden anderen Einflüsse (Fahrtwind) sehr schwierig. Anflug und Abfangen sowie Windgradientproblematiken lassen sich aber schön demonstrieren. Radlandungen sind schön zu üben.
                            Zum Beispiel auch auf EDDF ;-)

                            Start fällt meines erachtens erst mal weg. Da gibts noch zu viele Baustellen.

                            Nein ein gelöster Pilot beim Tuck ist z.Z. noch nicht möglich, man kann aber durch entsprechende Reaktion nach einem Mänchen mit etwas Übung einen Tuck auslösen und Demonstrieren (in der Seitenansicht wiederholen) warum das so kommt.

                            Andere Rückmeldung für den Steuerbügel möglich? Ja sicher, entweder über Motoren oder (einfacher) einen schlecht gelaunten Fluglehrer der ein bischen Termik spielt (=das Trapez zur Seite Drückt und so z.B. den linken Flügel anhebt) sodass man richtig Ackern muss um seinen Körperschwerpunkt wirklich zu verschieben und auf dem Bildschirm die gewünschte Reaktion zu erhalten ;-)

                            Reagiert er auf das ziehen der VG? Dank Profilpolare: Ja. Handling wird deutlich schlechter, Gleitwinkel besser, Strömungsabrissverhalten entsprechend dynamischer.

                            PS: so ist es, daher ist das Pilotengewicht einstellbar.

                            gruß
                            mario
                            Zuletzt geändert von dumdidum; 29.03.2016, 11:20.

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                            • Bernhard Wienand
                              Registrierter Benutzer
                              • 27.02.2007
                              • 998
                              • Bernhard Wienand
                              • Hamburg

                              #15
                              AW: Drachen Flugsimulator für Ausbildung?

                              Finde ich alles super!

                              Der Steuerbügel ist also so etwas wie der Joystick, wobei auch die Schnelligkeit und Beschleunigung der Bewegung erfasst und ausgewertet wird?

                              Frage mal rum, worauf Wert gelegt wird, denn nur wenige (die ich kenne) lesen im Forum.

                              Am besten fände ich ein Baukasten-Ausbau-System.

                              Mehr am Telefon.

                              Gruß, Bernhard

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