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Anfängerfrage an Marcel
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AW: Anfängerfrage an Marcel
Hallo Christoph,
An den Südhängen wäre leichter Südwind durchaus ideal. Leichter Nordwind ist hingegen nicht so schlimm, da dann in aller Regel die Thermik stark ist und den überregionalen Wind praktisch vollständig verdrängt.
Fürs FAI-Dreieck hingegen ist Südwind eher schlecht. Den zweiten Teil des Fluges legt man eher an Nord- und vor allem Nordwesthängen zurück. Bläst Südwind, ist man dort im Lee, und der thermische Schutz ist dann viel geringer. Die Thermik ist bei Südlagen auch generell schlechter und oft weniger lang anhaltend.
Deine Frage wird mir übrigens ziemlich oft gestellt. Die Antwort habe ich eigentlich schon gegeben, aber ich füge hier trotzdem ein E-Mail von mir an, welches nochmals auf dasselbe Thema eingeht.
Zitat von CellinskiNord bzw. NW war schon immer die beste Richtung für das
FAI-Dreieck. Im Goms und Mittelwallis wird (leichter) Nord meist fast
vollkommen von der Thermik verdrängt. Auf der Südseite des Wallis fliegt
man bei N-Wind dann meistens im Luv.
W-Wind macht meist das Goms schon hackig und ist im Mittelwallis sehr
ungünstig, da dann der Talwind sehr stark ist und man sich an jeder
Krete zuerst unangenehm durchs Lee vorkämpfen muss. Auch im zweiten Teil
des Fluges gilt es dann oft mit wenig Höhe in die Lees zu tauchen.
Südwind ist noch viel schlechter fürs Dreieck: der ist zwar für den
ersten Teil des Fluges durchaus geeignet, dafür ist man im zweiten Teil
des Fluges meist ohne thermischen Schutz grossräumig im Lee und zudem
treten in den Vispertälern und am Simplon auch bei leichter Südströmung
sehr schnell Föhneffekte auf. Die Turbulenzen bei Südwind im Saastal
gehören mit Abstand zu den übelsten, die ich bisher erlebt habe.
Also: N bzw. NW ist klar die bevorzugte Richtung, zumal dann auch die
Thermik ganztags stark/zuverlässig ist und man am Abend ohne Spülgänge
nach Fiesch zurückfliegen kann. Dass der Wind nicht zu stark sein darf,
versteht sich von selbst.
Marcel -
Sommerflieger
AW: Anfängerfrage an Marcel
Vielen Dank ich habe drüber nachgedacht und wirklich was gelernt, manchmal geht einem echt ein Licht auf.
Deine Antwort auf meine Frage öffnet mir sogar die Augen im Bezug auf ein sehr unerfreuliches Erlebnis, welches ich im Jahrhundertsommer 2003 in Chamonix hatte, was ja nun echt schon ein Weilchen her ist. Ich hatte damals den Schein gerade 1/2 Jahr.
Es war wieder mal ein traumhafter Tag, praktisch um 8 Uhr morgens schon wolkensloser Himmel. Lediglich ein ganz leichter Nordwest war angesagt (das wusste ich zu dem Zeitpunkt aber noch nicht, hatte mich an dem Tag nicht gut über den überregionalen Wind informiert). Ich bin den ganzen Vormittag mit eingen anderen Piloten vom Planpraz am Brevent geflogen. Nach dem Essen wollte ich noch einen Flug machen und bin wieder rauf - dann stand ich als einziger Pilot am Startplatz; keiner von den Piloten mehr zu sehen, die am Vormittag noch da waren (die waren um die Zeit natürlich schon alle auf der anderen Seite bei der Aguille du Midi, was mir auch erst im nachhinein klar wurde).
Ich bin also rausgestartet, absolut verlässliche, knackige Thermik, wie am Vormittag, kein Problem den Start zu überhöhen. Ich soare also so in der Thermik unter Gratniveau am Brevent hin und her und versuche Höhe zu machen, da verliere ich plötzlich allen Steuerdruck auf einmal, ich schau nach oben - ein Knäuel. Ich verliere Höhe und habe nicht so wahnsinnig viel Platz unter mir. Ich weiss nicht mehr genau was ich gemacht habe, warscheinlich nichts, oder das Falsche (es ging alles sehr schnell) - der Schirm schießt plötzlich absolut asymetrisch gnadenlos schnell und heftig nach vorne unter mich; es reisst mich derartig heftig herum, daß ich 1 Mal eingetwistet bin, ich glaube in dem Moment hatte ich den Rettergriff bereits fest in der Hand gehabt. Plötzlich steht der Schirm wieder über mir, ich kann mich austwisten - Glück gehabt! Naßgeschwitzt und mit leichtem Schock gehe ich auf dem schnellstmöglichen Weg zum Landen.
Abgesehen davon, daß ich bezüglich dieses Fluges einige Dinge falsch gemacht habe, was ich heute weiss, habe ich doch durch Deine Antwort noch eine neue Erkenntnis dazugewonnen: dadurch, daß ich noch so spät am Nachmittag am "falschen" Hang (SO) gestartet bin und es praktisch allein vom Einstrahlungswinkel her nur noch schwache bis keine Sonneneinstrahlung mehr am Brevent gab, war der thermische Aufwind warscheinlich zwar schon noch stark genug um komfortabel überhöhen zu können, aber hatte wohl nicht mehr die Kraft sich gegen den überregionalen leichten Nordwest durchzusetzen. Eine Leeturbulenz, die mich just in diesem Moment erwischt hatte, war warscheinlich die Folge.
Direkt am nächsten Tag bin ich dann nachmittags zur Aguille hoch (SW) und habe von da noch einen wunderschönen Flug gemacht. Wäre ich nach diesem Erlebnis nicht direkt wieder geflogen, hätte ich, glaube ich, heute nichts mehr mit Gleitschirmfliegen am Hut.
Sorry für die etwas abschweifende Antwort, aber vielleicht ist meine Schilderung auch für andere Piloten interessant.
Gruß,
SommerfliegerZuletzt geändert von Gast; 09.12.2007, 14:43.Kommentar
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AW: Anfängerfrage an Marcel
noch eine Anmerkung: ich fliege zwar nicht so weit wie Marcel aber doch schon seit 94. Nordwind darf dann wirklich nicht zu stark werden wie er richtigerweise voraussetzt, sonst wirds dann auch übel wenn man zur Thermik rauskommt, und ein eher flaches Hoch ist vorteilhaft oder einfach nicht zu stabil sollte es bei Nordwind auch nicht sein.
Also bitte Meteo vernüftig anschauen und nicht einfach in Fiesch bei Norwind fliegen gehen weil es ja auch alle Cracks machen, das könnte sich ziemlich ungut auswirken. Und auch Cracks verschätzen sich ab und an und kommen mal mit dem Notschirm runter oder schlimmeres.
Persönlich habe ich immer einen gesunden Respekt vor dem Wallis es geht einfach anders ab als in vielen anderen Orten und oft hat man weniger Zeit zum reagieren als anderswo wie z.B. bei uns im Jura (meist kommen da erst nach 1000 Höhenmeter Bäume oder so; im Wallis kannst Du auf 3500m sein und 200m darunter ist Felsen der nichtmal mit dem Papillon gut zum landen ist...)
Das das Wallis Viele unterschätzen zeigen leider die Unfälle jedes Jahr.
Wünsche somit always happy landing auch im Eldorado Fiesch!Kommentar
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AW: Anfängerfrage an Marcel
Hoi Lorenz,
Also bitte Meteo vernüftig anschauen und nicht einfach in Fiesch bei Norwind fliegen gehen weil es ja auch alle Cracks machen, das könnte sich ziemlich ungut auswirken.
Gruss,
MarcelKommentar
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AW: Anfängerfrage an Marcel
Sehr guter Hinweis!
Ich erinnere mich da an den 11.07.06, das Gebiet um das Wiwanni war verdammt Scheisse von den verhältnissen her.
Studer hat da etwas über 190 Km gemacht, Du 150 Km......
Sehr sehr sportlich war es da!
Gruess BeatHinweis für Allergiker:
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AW: Anfängerfrage an Marcel
Hallo Christoph;
Wenn du dich in einem Post auf eine Quelle beziehst, wie hier:
Quelle auch irgendwie genauer benennen oder gar verlinken koenntest!
Dank im Vorraus fuer Erhellung!
UlliKommentar
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AW: Anfängerfrage an Marcel
Noch einen Hinweis, fuer die Interessierten, was nun genau heisst:
Der Nordwind darf nicht "zu stark" sein - das ist einfach sehr vage,
wenn man an der Bahn vor dem Meteo steht und dort die Zahlen anguckt.
Ich werfe mal vorsichtig eine Zahl in den Raum, und lasse mich auch gerne
korrigieren von jemand der es besser weiss: also IMHO:
- 5-10 Km/h Nord auf 3000 m sind noch fliegbar, drueber wirds langsam kritisch
Je mehr W beim NW dabei ist desto schlechter. Problematisch werden dann
insbesondere die Lees im Mittelwallis / Wiwanni: Ich hab nochmal ein Bildchen
angehaengt, dass genau diese dann 'ekeligen' Rippen zeigt.
Gruss, UlliKommentar
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AW: Anfängerfrage an Marcel
Hi Ulli!
Ich denke, man kann es nicht so digital an einem Parameter festmachen. Wie von Lorenz erwähnt hängt es auch von der Luftschichtung, vom Luftdruck, der grossräumigen Wetterkonstellation und den genauen Temperaturverhältnissen sowohl im Süden wie im Norden ab, wie stark es in der Praxis dann rumpelt.
Meine Erfahrung: wenn im GFS-Modell auf 3000m nicht mehr als 10 Knoten vorhergesagt sind, besteht Hoffnung, dass es geht. Was darüber ist, lohnt die Anreise nach Fiesch meist nicht mehr. Je tiefer die Ansage, desto besser ist es natürlich. Wobei es auch schon Tage mit sehr moderater Prognose gab, wo dann trotzdem keine guten Bedingungen herrschten.
Man muss sehen, dass sich günstige Bedingungen für Rekordflüge im Wallis auch nicht ständig vorhanden sind. Im 2007 gab es eigentlich keinen einzigen Tag, an dem alle nötigen Eckwerte gestimmt haben.
Gruss,
MarcelKommentar
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Gast
AW: Anfängerfrage an Marcel
Noch einen Hinweis, fuer die Interessierten, was nun genau heisst:
Der Nordwind darf nicht "zu stark" sein - das ist einfach sehr vage,
wenn man an der Bahn vor dem Meteo steht und dort die Zahlen anguckt.
Ich werfe mal vorsichtig eine Zahl in den Raum, und lasse mich auch gerne
korrigieren von jemand der es besser weiss: also IMHO:
- 5-10 Km/h Nord auf 3000 m sind noch fliegbar, drueber wirds langsam kritisch
Je mehr W beim NW dabei ist desto schlechter. Problematisch werden dann
insbesondere die Lees im Mittelwallis / Wiwanni: Ich hab nochmal ein Bildchen
angehaengt, dass genau diese dann 'ekeligen' Rippen zeigt.
Gruss, Ulli
genau diesen W-Wind hab ich dieses Jahr an den gezeigten ekeligen Rippen eindrucksvoll spüren dürfen.
Meine unmittelbare Erkenntnis daraus: Noch viel genauer die strömungstechnischen Belange/Bedingungsfaktoren eines Fluggebietes studieren.
Gruß UliKommentar
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AW: Anfängerfrage an Marcel
Es ist noch nicht so lange her, da wurde im Wallis bei Nordlagen sehr selten auf Strecke gegangen. Ok...das Material ist sicherer und schneller geworden. Ich fragte mal vor ça 3 Jahren ein mir bekannter Deltacrack, wieso er nicht das FAI-Dreieck bei Nordwind wie die Gleitis fliege. Er meinte damals, ihm sei es im Saasertal zu bockig.
Greetz
XCAm Fliegen sollst du sie erkennenKommentar
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AW: Anfängerfrage an Marcel
Es ist noch nicht so lange her, da wurde im Wallis bei Nordlagen sehr selten auf Strecke gegangen. Ok...das Material ist sicherer und schneller geworden. Ich fragte mal vor ça 3 Jahren ein mir bekannter Deltacrack, wieso er nicht das FAI-Dreieck bei Nordwind wie die Gleitis fliege. Er meinte damals, ihm sei es im Saasertal zu bockig
Auch die direkte Südroute mit Querung des Rhonetals bei Sierre und Ausflug aus dem Saastal via Simplonpass wurde erst in den letzten 2, 3 Jahren populär. Vorher querte man das Rhonetal erst bei Visp, flog via Gebidum ins Saastal und auch wieder dort raus. Diese alte Route ist deutlich ungünstiger und viel mehr dem Wind exponiert. Auf der alten Route verbrachte man auch deutlich mehr Zeit an Südhängen, v.a. auch zu einer Tageszeit, wo der thermische Schutz vor Nordwind nachlässt.
My 2 Cents zu diesem Thema, das ganze einfach auf gestiegene Risikobereitschaft zu schieben, ist sicher nicht richtig.
Gruss,
MarcelKommentar
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