Bräuniger Pilotenumfrage
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AW: Bräuniger Pilotenumfrage
Hallo,
in einer Nußschale: Meine vorher mehrfach aufgestellte Behauptung, daß das Bluefly Vario mit Null Gewinn produziert und verkauft wird, ist je nach Blickwinkel falsch, womit vieles von dem, was ich in meinen vorherigen Beiträgen in diesem thread geschrieben habe, hinfällig ist. Dafür und den damit verbundenen unnützen Lärm bitte ich um Entschuldigung der Mitleser.
Ich habe mal an Hand des v8 eine Überschlagskalkulation unter Annahme deutscher Preisstrukturen gemacht: Der Endverkaufspreis (93 Australische Dollar) entspricht nach heutigem Tageskurs etwa 64,50 EUR. Wenn ich die Einzelteile in 200-300 Stück Quantitäten einkaufen würde, käme ich auf einen Materialwert von ca. 30 EUR. Das entspricht ziemlich genau seiner Aussage von 50% Materialselbstkosten (zum Vergleich: In der Geschäftswelt rechnet man mit einem Verhältnis von ca. 1:4 zwischen Materialeinkaufswert und Endkundenpreis Netto; darin sind Dinge wie die Entwicklungskosten, die im BlueFly lt. seiner Aussage nicht mitberechnet werden, einkalkuliert. Damit ist auch seine Aussage schlüssig, daß sich der Endpreis verdoppeln würde, wenn er die volle Kalkulation betreiben würde).
Wenn man dann Paypal, Porto- und die von ihm erwähnten Nebenkosten (also Materialausschuß und Kosten für Lötzinn, Strom etc) dazu zählt, würde er vermutlich so um die 37 EUR aus seinem Portmonnaie auf den Tisch legen, um Alles an Material zusammen zu haben, ein Vario von Null auf zu Bauen und zu verschicken. Bleiben 27,50 EUR. Damit ist wie gesagt meine vorhergehende Behauptung hinfällig, er würde keine Wertschöpfung betreiben und die nicht im Wettbewerb stehen (er führt ja auch ausdrücklich auf seiner sehr transparenten "what you pay for - what you don't" Liste seine Produktionskosten im letzten Punkt auf).
Bei einer geschätzten Rundumzeit Aller Aktivitäten vom Auspacken der Einzelteile bis zum Stopfen des fertigen Briefes in den Briefkasten von ca. 2 Stunden (je nachdem, wie stark er seine Prozesse optimiert hat) käme er auf einen Stundensatz von knappen 14 EUR - mal davon ausgehend, daß er einen Weg gefunden hat, das australische Finanzamt davon zu überzeugen, nicht mitzuverdienen (würde er seinen Wohnsitz in Deutschland haben, müßte er 19% Umsatzsteuer auf den Verkaufswert abführen, gegen die er aber die entrichtete Umsatzsteuer auf die eingekauften Waren rechnen könnte; außerdem wäre der Gewinn ebenfalls steuerpflichtig).
Ich kenne das Lohngefälle in Australien nicht; würde er in Deutschland leben, würde er mit dem was er kann einen deutlich höheren Stundensatz erzielen können. D.h. die Stunden die er zu Hause am Lötkolben sitzt, macht er einen Verlust gegenüber der Zeit, die er im Büro sitzt; allerdings sind solche Rechnungen immer recht gefährlich. Wir setzen jetzt einfach also mal an, daß er in einer Stunde, in der er sonst vor dem Fernseher sitzen würde, 14 EUR verdient.
Ich denke trotzdem, daß sein Geschäftsmodell nicht auf den großen kommerziellen Markt übertragbar ist; z.B. deswegen nicht, weil er seinen Maschinenpark nicht mit einkalkuliert - SMD Bestückung läßt sich nicht mit einem Lötkolben aus dem Baumarkt vornehmen (schreibt er auch selber). In einer wettbewerbsfähigen Kalkulation müßte er halt die Abschreibungen für Werkzeuge, Maschinen und deren Wartung mit einrechnen. Klar, wenn das Zeug (aus welchem Grund auch immer) schon zu Hause steht und ansonsten vor sich hin gammeln würde sind das genau so wenig "neue laufende" Kosten wie Miete und Heizkosten der Privatwohnung - aber wer hat sowas schon zu Hause? Und was passiert, wenn eines dieser für die Produkte essentieller Werkzeuge Wartungskosten verursachen oder gar ausgetauscht werden müssen? Die Entwicklungskosten nehme ich an dieser Stelle ausdrücklich raus, weil (wie Shorty schon schreibt) aus dem Blickwinkel, daß die Entwicklung bereits durch Open Source abgegolten ist (wenngleich durch ihn selber, aber da hat er halt einen Anderen Hut aufgehabt - vermutlich hätte er "einfach" einen Anderen Schaltplan genommen, wenn es Bestehende Open Source bereits Produkte gegeben hätte) keine Zusatzkosten in der Richtung anfallen.
Mein Ursprungsargument also - dass der Preis des Bluefly kein Maßstab für kommerzielle Produkte sein kann - halte ich aufrecht, wenngleich ich mein in meinen letzten Posts mehrfach vorgebrachtes Argument, daß er ohne Wertschöpfung produziert, zurückziehen muß. Ich muß damit auch einigen Punkten von WW Recht geben, z.B. der Vision, daß ein vollständig auf Open Source Basis entwickeltes und über Internet vertriebenes Produktspektrum in der Tat ein Geschäftsmodell der Zukunft sein kann. Es ist zum Beispiel denkbar (und durchaus nicht unwahrscheinlich), daß mehrere konkurrierende Einzelkämpfer auf Basis des Bluefly fertig montierte Varios anbieten, unter denen der Endanbieter dann zu vergleichbar günstigen Preisen wählen kann (die Unterschiede und damit die Wettbewerbsvor und -nachteile würden dann vermutlich in der Qualitätssicherung und der Qualitäts des Supports liegen).
Kurios bei der Angelegenheit ist eben nur, daß Alistair offensichtlich das Geld auch auf dem Tisch liegen lassen kann, also a) über ein gesichertes Grundeinkommen verfügt und b) damit seine Produkte nicht aktiv bewerben muß, also einfach auf Kunden warten, und wenn sie nicht kommen, kommen sie eben nicht. Das ist aber genau das Problem bei der Sache (z.B. auch das Problem bei Open Source), weil Jeder, der einen Tiefpreis dadurch bestimmt, daß er von der Sache nicht leben muß, einen "Konkurrenten" aus dem Markt drängt, der bislang davon leben konnte (und mußte). Es ist kurzsichtig, dabei das "Grundeinkommen des Ehrenamtlers" komplett auszusparen, denn auch das ist ein durch genau denselben Mechanismus gefährdeter Job.
Man darf auch natürlich nicht verschweigen, daß das Internet auch sehr gute und im richtigen Sinne preisreduzierende Türen öffnet; z.B. werden Vertriebs- und Marketingnetze, wie wir sie aus der "realen Welt" kennen, in Cyberland weitgehend überflüssig bzw. durch komplett Andere, von Jedem Anbieter skaliert nutzbare Strukturen ersetzt. Das ist für mich eine ganz feine Sache, die u.A. Jedem Einzelnen einen zunächst mal gleichberechtigten Zugang seiner Produkte in die Welt unabhängig von seinen Voraussetzungen bietet.
Hiermit bitte ich nochmals um Entschuldigung für meine Fehlinterpretation der Sachlage, bleibe aber im Kern bei meiner Kritik.For every flight of a life time, you have to go through a life time of flying.Kommentar
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AW: Bräuniger Pilotenumfrage
Dass es ein etabliertes Unternehmen wie Bräuniger gibt, ist nicht mehr als ein historischer Zufall. Vermutlich gab es vor 20 Jahre gar nicht die Voraussetzungen für eine Bluefly-Frickelbude und es war weitaus mehr Entwicklungszeit nötig, um ein funktionierendes Fluginstrument zusammenzubauen. In der Marktwirtschaft gibt es keinen Bestandsschutz. Wenn Bluefly die Spielregeln ändert und zu Dumpingpreisen anbietet, ist das OK (und immer noch Marktwirtschaft).Kommentar
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AW: Bräuniger Pilotenumfrage
Man soll auch folgendes nicht vergessen, wenn Bräuniger ihre Geräte direkt übers Internet verkaufen würde, die Geräte vermutlich zu einem viel tieferen Preis (>50% günstiger) verkaufen könnte. Das würde ihnen aber ein grossen Teil des Marktes verschliessen. Die meisten Geräte werden immer noch bei der lokalen Flugschule verkauft, und der Importeur, die Flugschule wollen alle auch ihre Marge. Bei einer Direktlieferung müsste man fairerweise noch den Zoll und die Mwst hinzurechnen. Diese wird (hier in der CH zumindest) bei Lieferungen aus dem Ausland an Private nur sporadisch auch eingefordert. Rechnet man das Alles auch, sind diese gebastelten Geräte eigentlich gar nicht mehr so preiswert.
Und um was ging es bei diesem Thema eigentlich?Kommentar
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AW: Bräuniger Pilotenumfrage
Viel besser als das Hickhack zuvorKommentar
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AW: Bräuniger Pilotenumfrage
ein Halleluja für ein Vario was endlich mal wasserfest wäre, Sicherheitstrainings und sonstige ungeplante Wasserlandungen…
aber dieses Feature lässt sich leider nicht durchsetzen, Wasserschäden gehören wohl schon immer zur wichtigsten Säule des Geschäftsmodell bei Bräuniger & Co.
ein Kapillarschlauch vom Drucksensor zum Gehäuserand, fertig! Jedes "Wegwerf"-Gerät ist wasserfest, -dichtjeden Tag fliegen, statt jeden Tag reden!Kommentar
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AW: Bräuniger Pilotenumfrage
Zitat von hsDass die angekündigte 7000er Serie nach so langer Entwicklungszeit wieder zurückgezogen wurde, macht schon nachdenklich - leider.
Gruß H.
Dass zusätzlich zur Entwicklung am oberen Ende auch 'unten' bei Sonic-Nachfolger entwickelt wird, halte ich für ein ganz gutes Zeichen
Gruß,
Benjamin___________________
Wer aufgibt, wird nie erfahren, ob es nicht doch funktioniert hätte... ;-)Kommentar
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AW: Bräuniger Pilotenumfrage
Nur um einmal kurz die Verwirrung zum Blueflyvario zu klären:
Al lässt sich auch für die Arbeit bezahlen, das Ding zusammenzubauen. Alle Gerüchte, es wären nur die reinen Materialkosten, Lötzinn wäre nicht enthalten etc. sind nicht richtig. (Nachzulesen hier unter pricing policy: http://www.blueflyvario.com/index.php/buy ). Das was man nicht zahlt, sind die Entwicklungskosten der Hard- und Software, eine Gewährleistung und ein Händlernetzwerk.
Ausserdem bietet Al jedem Hilfe an, sein Vario nachzubauen. Er stellt es ausdrücklich unter eine Art Creative Commons Licence. Er stellt seine Entwicklungs-Arbeit damit ausdrücklich ALLEN zur Verfügung.Kommentar
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